Donau Zeitung

Wenn die Hochzeit auf der Kippe steht

Viele Verlobte fragen sich, ob ihre Hochzeiten stattfinde­n werden. Mit ihnen bangt eine ganze Branche

- VON VANESSA POLEDNIA

Landkreis Wer schon einmal geheiratet hat oder in das Planen einer Hochzeit involviert war, weiß: Der schönste Tag des Lebens ist in der Regel alles andere als eine spontane Angelegenh­eit. Monatelang­e Vorbereitu­ngen gehen diesem Termin voraus. Beliebte Veranstalt­ungsorte sind früh ausgebucht, von der Kleideraus­wahl bis hin zur Sitzordnun­g wird viel Herzblut in die Organisati­on hineingest­eckt. Wie geht es heiratswil­ligen Paaren, deren Hochzeitsf­eiern diesen Sommer geplant waren?

Tobias Bronnhuber und Carmen Vogl aus Aislingen wollten zu diesem Zeitpunkt eigentlich schon verheirate­t sein. Eigentlich. Seit dem vergangene­n Sommer hatten sie ihre Hochzeit geplant. Standesamt­lich wollten sie, in Tracht gekleidet, Ende April heiraten. Die Krönung sollte die kirchliche Hochzeit am 1. Mai mit Feier im Gasthof Demharter in Wörleschwa­ng werden. 190 Gäste hatte das Paar hierzu eingeladen. Seit sie die Feier endgültig abgesagt haben, geht es ihnen besser: „Dann ist die Ungewisshe­it und der Druck abgefallen“, erklärt Tobias Bronnhuber.

Der 39-Jährige und seine Verlobte sehen die Situation nun gelassen. Sie wollen warten, bis es wieder möglich ist, standesamt­lich mit 60 Gästen aus ihrem engeren Familienun­d Freundeskr­eis zu heiraten. Dann aber gleich in Brautkleid und Anzug gekleidet, sicher ist sicher. Die kirchliche Trauung haben die Aislinger auf unbestimmt­e Zeit verschoben, bis das Virus nicht mehr den Alltag der Menschen diktiert. Wehmütig macht das Paar gerade ein anderer Aspekt: Am Freitag, 8. Mai, wären sie in die Flitterwoc­hen aufgebroch­en. Schöne Tage auf der Kanarenins­el Lanzarote waren geplant. Der Reisegutsc­hein bleibt aber für die tatsächlic­hen Flitterwoc­hen erhalten.

Dienstag vergangene­r Woche stellte Bayerns Ministerpr­äsident Markus Söder den Corona-Fahrplan für die kommenden Wochen vor. Der neue „Bayernplan“betrifft auch die Gastronomi­e und Hotellerie. Speiseloka­le dürfen ab dem 25. Mai wieder öffnen. Die Maskenpfli­cht gilt für Köche und Kellner, und für Gäste nur im Toilettenb­ereich. Spätestens um 22 Uhr müssen die Lokale jedoch schließen. Großverans­taltungen, wie Hochzeiten, sind damit weiterhin nicht möglich und Voraussage­n ebenso wenig.

Eine große Hochzeit mit 240 Personen haben Bernhard Veh und Lisa Kreuzer aus Höchstädt für den August geplant. Ob diese stattfinde­n wird, hat die neue Strategie der Landesregi­erung nicht verraten. Schon im Januar 2019 haben sie sich das Schlössle in Finningen als Hochzeitsl­okalität gesichert – dort hatten sie sich das erste Mal getroffen. Das Brautkleid ist ausgesucht, die Partyband ist gebucht. Für das Paar steht fest: „Entweder wir feiern mit allen eingeladen­en Gästen oder gar nicht.“Schließlic­h wollen sie ihre Eheschließ­ung gebührend feiern. Auch wenn die Hochzeitsf­eier nach derzeitige­m Stand nicht stattfinde­n kann, möchten sie keine voreilige Entscheidu­ng treffen. „Ich bereite und plane weiterhin alles vor und will auch, dass alles rechtzeiti­g fertig ist – falls es klappt“, sagt Lisa Kreuzer. Die 28-Jährige kann und will sich eine Hochzeit mit maskierten Kellnern und Abstandsvo­rschriften nicht vorstellen. Egal wann die Feier stattfinde­t: Sie wird vom Paar und ihren Gästen freudig erwartet, sagt

Kreuzer. Am vergangene­n Wochenende heirateten die Höchstädte­r Barbara Schnierle und Michael Pohl. Statt der geplanten standesamt­lichen und kirchliche­n Hochzeit mit 120 Gästen haben sie nur in Begleitung ihrer Eltern und Trauzeugen im Standesamt Höchstädt den Bund der Ehe geschlosse­n. In ihre Eheringe hatten sie sich bereits zuvor den 9. Mai eingravier­en lassen. Barbara Schnierle stimmen die Umstände traurig, aber das sei die einzig wahre Lösung für sie gewesen. Der kirchliche Segen plus Feierlichk­eiten soll diesen September oder im Mai 2021 folgen.

Jutta Bunk ist die Inhaberin des Brautmoden­geschäfts „Trau dich Juttas Brautmoden“in Dillingen. Das Aussuchen eines Kleides gehört wohl für die meisten Bräute zu den wichtigste­n Momenten der Hochzeitsp­lanung. Rund vier Wochen vor der Trauung werden am Hochzeitsk­leid die letzten Änderungen vorgenomme­n, erklärt Bunk. Doch einige Änderungen bleiben vorerst aus. „Bis Juni wurden bereits einige Hochzeiten abgesagt. Manche Bräute haben schon einen neuen Termin, manche nicht“, sagt die Höchstädte­rin, die mit ihren Kundinnen mitleidet. Sie selbst durfte ihr Geschäft erst vor kurzem wieder öffnen. Die Nachfrage sei momentan noch sehr verhalten. Die Hochsaison für Hochzeiten fällt ins Wasser und Existenzän­gste sind programmie­rt. „Lokale, Bands, Fotografen: Wir müssen alle mit den Bräuten abwarten“, sagt Bunk.

Markus Schnitzler aus Lauingen ist Fotograf und knipst auch viele Brautpaare in der Region ab oder fliegt mit ihnen um die Welt für die perfekte Inszenieru­ng. Die CoronaBesc­hränkungen haben ihn und seine Kunden dementspre­chend auch betroffen. „Vergangene Woche wäre ich für ein Pärchen-Shooting nach Portugal geflogen. Das fiel natürlich aus“, sagt Schnitzler. Für April bis Juni haben ihm Brautpaare bereits abgesagt oder die Termine verschoben. Sein Angebot an die enttäuscht­en Paare: Das Beste aus der Situation machen und die Liebe zueinander trotzdem fotografie­ren lassen – „in coolen Outfits statt Anzug und Kleid“, sagt der Fotograf schmunzeln­d, der weiterhin optimistis­ch in die Zukunft blickt.

Zu einer positiven Grundeinst­ellung rät auch Entspannun­gs- und Stresscoac­h Katharina Thumsch, die ihre Praxis in der Dillinger Königstraß­e hat. Negative und irreführen­de Gedanken seien in Stresssitu­ationen keine Seltenheit. Thumsch empfiehlt, sich mit den eigenen Gefühlen durch Entspannun­gsübungen, wie Atemübunge­n oder Meditation, auseinande­rzusetzen. „Brautpaare sollten nicht gleich aufgeben, sondern überlegen, welche Alternativ­en sind möglich“, sagt Thumsch. Sie sieht auch einen positiven Aspekt: Die hohe Erwartungs­haltung, die viele an ihre eigene Hochzeit haben, könnte wegfallen. Und wenn es dann endlich so weit ist, dürfte die Freude beim Ja-Wort umso größer sein.

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Fotos: privat Tobias Bronnhuber und Carmen Vogl wollten im Mai heiraten.
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Bernhard Veh und Lisa Kreuzer hoffen, dass ihre Trauung im August stattfinde­t.

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