Donau Zeitung

Frankfurt bangt um die Buchmesse

Das Buch-Event ist ein starker Besucherma­gnet – ein Nachteil in Corona-Zeiten

- Sandra Trauner, dpa

Frankfurt am Main Dichtes Gedränge in den Messehalle­n, Menschentr­auben bei Lesungen, ausgebucht­e Hotels und Gäste aus aller Welt: Solche Szenen wird es in diesem Herbst nicht geben. Falls die Frankfurte­r Buchmesse überhaupt stattfinde­t, wird sie anders sein. Aber wie? Der Börsenvere­in des Deutschen Buchhandel­s hat angekündig­t, „Ende Mai“über die mögliche Ausgestalt­ung der Messe zu entscheide­n. Und Frankfurts Oberbürger­meister Peter Feldmann sagt: „Wir werden alles tun, damit diese bedeutende Messe stattfinde­n kann.“Die Meinung bei den Verlagen scheint gespalten: Die einen hoffen, dass die Messe wenigstens in abgespeckt­er Form stattfinde­t. Die anderen glauben, wenn internatio­nale Aussteller nicht anreisen können und wenig Publikum kommen darf, ergebe die Messe keinen Sinn.

Mehr als 300 000 Besucher waren in den Vorjahren nach Frankfurt geströmt, fast 7500 Aussteller aus über 100 Ländern angereist, die Liste der Veranstalt­ungen war so dick wie ein Buch. Das weltgrößte Event für Bücher sollte eigentlich in diesem Jahr am 13. Oktober eröffnet werden und bis 18. Oktober dauern. Kurz vor der Entscheidu­ng will sich bei der Buchmesse oder dem Börsenvere­in des Deutschen Buchhandel­s niemand mehr öffentlich aus dem Fenster lehnen. Die Veranstalt­er gehen jedoch davon aus, dass im Oktober „noch eine ganze Reihe an Einschränk­ungen für Veranstalt­ungen bestehen werden“. Möglicherw­eise findet die Messe teilweise in den Hallen und teilweise im Internet statt. Denkbar wäre eine „Virtualisi­erung“zum Beispiel beim Rechtehand­el oder bei gesellscha­ftspolitis­chen Diskussion­en.

Als die Leipziger Buchmesse im März kurz vor der Eröffnung abgesagt wurde, konnte man das schon mal üben. Es gab Aktionen im Internet und Einladunge­n im kleineren Kreis, der Preis der Leipziger Buchmesse wurde im Radio vergeben. Besser als nichts, bilanziert­en die Verleger nach der „virtuellen Buchmesse“, aber doch kein richtiger Ersatz für persönlich­e Begegnunge­n.

Schwierig ist die Situation auch für den Ehrengast Kanada. „Während der Buchmesse in Frankfurt, aber auch bereits im ganzen Jahr zuvor organisier­t Kanada ein umfangreic­hes Kulturprog­ramm in ganz Deutschlan­d“, hatten die Organisato­ren

im Januar angekündig­t. Unter dem Motto „Singular Plurality“wollte das Land vor allem die Mehrsprach­igkeit seiner Literatur herausstel­len. Auch die Idee, die eingeladen­en Gastländer jeweils um ein Jahr nach hinten zu verschiebe­n, wird diskutiert.

„Wir werden natürlich mit Anrufen und E-Mails überhäuft“, sagte Börsenvere­in-Vorsteheri­n Karin Schmidt-Friderichs der Frankfurte­r Rundschau. Es gebe „einen wahnsinnig­en Durst nach der Buchmesse. Viele Marktteiln­ehmer wollen sie.“Oberbürger­meister Feldmann schlägt vor, mit zusätzlich­er Fläche mehr Abstand zu ermögliche­n. In der Vergangenh­eit seien nicht alle Hallen genutzt worden, „wir haben jetzt die Möglichkei­t, Quadratmet­er dazuzunehm­en“. Diese Flächen würden der Buchmesse auch nicht zusätzlich in Rechnung gestellt. Für die Stadt ist die Buchmesse ein wichtiger Wirtschaft­sfaktor, sagt Frankfurts Tourismusc­hef Thomas Feda: nicht nur im Hinblick auf den Umsatz, den die Besucher und Aussteller für den Standort generieren. Die Buchmesse ist auch eine Prestige-Veranstalt­ung für die „Kulturund Literaturs­tadt Frankfurt“.

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Foto: Roland Holschneid­er Frankfurts Skyline am frühen Morgen – mit Hinweissch­ildern für die Buchmesse, die traditione­ll im Herbst stattfinde­t.

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