Tobias Steinwinter ist Kreisvorsitzender
Der Verband der Bürgermeister wählte seinen Vorstand. Wie es mit der Schließung der Rathäuser weitergehen soll. Landrat Schrell gab einen Überblick über die Corona-Situation
Landkreis Erhard Friegel und Ingrid Krämmel war die Freude anzumerken am Mittwochnachmittag. Wenn auch ein wenig Wehmut dabei war. Immerhin trafen sie sich zu Beginn der neuen Amtsperiode bei der Kreisversammlung des Gemeindetags im Brauereistadel Bachhagel wieder mit vielen langjährigen Kollegen. Aber auch mit Bürgermeistern und Bürgermeisterinnen, die neu im Amt sind. „Wir haben in den vergangenen sechs Jahren in Zusammenarbeit mit der Geschäftsstelle viele Themen beackert“, erklärte Friegel. Doch Corona habe zum Ende der Periode einiges durcheinandergebracht. So konnte etwa der Haushalt nicht mehr beschlossen werden.
Jedoch saßen Friegel und Krämmel dem Gremium zum letzten Mal vor, weil sie nicht mehr bei der Neuwahl des Kreisvorstands kandidieren konnten. Denn sie hatten ihren jeweiligen Posten als Gemeindeoberhaupt in Holzheim beziehungsweise Bachhagel abgegeben. So begrüßte als Hausherr und Gastgeber Ingrid Krämmels Nachfolger, Bachhagels Bürgermeister Ingo Hellstern, seine Kollegen aus dem Landkreis.
Die wählten den Zöschinger Bürgermeister Tobias Steinwinter zum Nachfolger von Erhard Friegel, der den Vorsitz seit 2014 innehatte und schon seit 1990 als weiterer stellvertretender Vorsitzender merkte, wie hilfreich der Rückhalt des Gemeindetags für seine Arbeit war. 2008 wurde er Stellvertreter der heutigen Bezirks- und Kreisehrenvorsitzenden Hildegard Wanner, die ebenfalls vor Ort war. Die Wahl von Tobias Steinwinter fiel einstimmig aus, wie auch für seine anschließend gewählten Vorstandskollegen. Steinwinter wurde sowohl von Frank Kunz aus den Reihen der CSU-Bürgermeister vorgeschlagen als auch von Gerrit Maneth, der für die Freien Wähler sprach. Bei allen Vorschlägen herrschte große Einigkeit, nachdem Kunz die Devise vorgab: „Wir sind nur stark, wenn wir über Parteigrenzen hinweg zusammenarbeiten. “
Stellvertretender Kreisvorsitzender ist nun Höchstädts Bürgermeister Gerrit Maneth, was Tobias Steinwinter dazu veranlasste zu sagen: „Wir ergänzen uns gut!“Selbst ist er Bürgermeister der kleinsten Gemeinde im Landkreis, noch dazu Geschäftsstellenleiter der VG Wittislingen, und Maneth weiß, was in einer „etwas größeren Stadt“Sache ist. Als weitere Stellvertreterin ist Lauingens Bürgermeisterin Katja Müller im Vorstand und als Kassenwart Christoph Mettel, Haunsheims Ortsoberhaupt.
Kassenprüfer bleibt Jürgen Kopriva. Der Aislinger Bürgermeister gab eine Übersicht über die Finanzen, die er mit dem Vorsitzenden Friegel geprüft hatte. Denn der bei der vorigen Wahl eingesetzte Kassenprüfer Franz Kukla hatte sein Bürgermeisteramt in Gundelfingen schon vor drei Jahren abgegeben. Künftig wird Kopriva vom Schwenninger Johannes Ebermayer unterstützt.
Doch was macht der Gemeindetag überhaupt? Cornelia Hesse von der Münchner Geschäftsstelle erklärte, dass die Mitgliedsgemeinden und -städte Rechtsberatung in Anspruch nehmen können, auch in Einzelfällen. Die unterschiedlichsten Bereiche decken die 13 Fachleute an der Geschäftsstelle ab, Wasserrecht, Finanzpolitik, Personal, Baurecht und vieles mehr. Die Mitglieder werden geschult und erhalten regelmäßige Informationen, betonte Hesse, die anmerkte, dass der Frauenanteil bei den Bürgermeistern nur bei rund zehn Prozent liege. Außerdem ver
der Gemeindetag die Interessen der Gemeinden gegenüber der Staats- und Bundesregierung und auf europäischer Ebene. Von der Landesebene war Freie-Wähler-Abgeordneter Johann Häusler vor Ort. Der nutzte die Chance, den Bürgermeistern seine persönliche Unterstützung zuzusichern.
Landrat Leo Schrell gab ihnen einen Überblick zur Corona-Situation im Landkreis Dillingen. Stand 14.30 Uhr am Mittwochnachmittag waren 270 Personen erkrankt, 223 davon wieder genesen. Momentan liegt ein Verdachtsfall vor. 24 Tote gab es im Landkreis in Zusammenhang mit Corona, davon 21 Bewohner des Seniorenheims ProSeniore in Bissingen. „Die Zahlen verbessern sich täglich“, sagte Schrell in der Hoffnung, dass das so bleibt und ergänzte: „Wir haben aktuell keinen einzigen Patienten mit dieser Krankheit im Krankenhaus in Dillingen und Wertingen. Alle sind austherapiert. Wir hatten bis zu 15, davon fünf bis sechs an Beatmungsgeräten.“Die Krankenhäuser würden wieder in den
Normalbetrieb hochfahren, wobei 30 bis 35 Prozent Bettenkapazität sowie Platz im Intensivbereich und Beatmungsgeräte für Covid-19-Patienten freigehalten würden.
Schrell berichtete, dass in der Hochphase 120 Leute pro Woche zur Teststelle am ehemaligen Recyclinghof in Lauingen kamen. Die meisten wurden von den Hausärzten dorthin verwiesen, wenige von der Kassenärztlichen Vereinigung über die Notrufnummer 116117. Meist lag das Ergebnis schon am nächsten Tag vor. Denn die Helfer des Deutschen Roten Kreuzes unterstützten die Ärzte, fuhren die Abstriche zum Labor nach Augsburg, das Technische Hilfswerk lenkte den Verkehr. Schrell stellte klar: „Es ist aller Ehren wert, dass alle diesen Dienst ehrenamtlich machen.“
Momentan kommen nur noch halb so viele Menschen, erklärte Schrell. Alle mit Termin, bis Ende der Woche werden es voraussichtlich 60 sein. Die Neuinfektionszahl pro 100000 Bürger liege momentan bei vier. Bis Ende Mai solle die Retrete gelung mit der Terminvereinbarung im Landratsamt bleiben, dann werde von Woche zu Woche entschieden, wie es weiter gehe.
Das Thema Öffnung der Rathäuser brachte Höchstädts Bürgermeister Gerrit Maneth zur Sprache. Die telefonische Terminvereinbarung laufe auch auf kommunaler Ebene gut, was mehrere seiner Kollegen bestätigten. Medlingens Bürgermeister Stefan Taglang fragte, wie die Gemeinden begründen wollten, dass Rathäuser geschlossen bleiben, wo sämtliche Geschäfte und auch die Biergärten wieder öffnen. Auch in der freien Wirtschaft funktioniere es, dass mehrere Angestellte mit Mindestabstand in einem Büro arbeiten. Steinwinter meinte, dass Termine sinnvoll wären. Schon durch das Schichtmodell, das in verschiedenen Rathäusern gefahren werde, damit im Falle der Erkrankung eines Mitarbeiters nicht alle wegen der Quarantäne ausfallen. Sein Fazit: „Wir warten bis Pfingsten, dann schließen wir uns kurz, damit wir Gleichklang in den Gemeinden haben.“