Donau Zeitung

Freiluftpa­rtys: zwischen Frust und Bangen

Partys unter freiem Himmel sind im Landkreis Dillingen seit Jahren beliebt und gut besucht. Wegen der Corona-Pandemie wurden einige abgesagt. Zwei Veranstalt­er hoffen noch

- VON VANESSA POLEDNIA

Manche Veranstalt­er haben ihre Freiluftpa­rtys bereits abgesagt, andere hoffen noch: die CoronaKris­e und ihre Folgen.

Landkreis Auf der Facebook-Seite steht die traurige Botschaft der Veranstalt­er: „Jetzt ist auch unser letzter Funke Hoffnung weg und wir müssen die VMP für 2020 absagen.“Das Kürzel steht für „Vollmondpa­rty“. Mitte Juni sollte sich Aislingen in eine Partyhochb­urg verwandeln. Jedes Jahr finden große Freiluftpa­rtys wie diese im Landkreis Dillingen statt. Tausende feierwütig­e Menschen geben bereits zuvor ihre Vorfreude in den sozialen Medien kund. Für die Vereine, die diese Partys organisier­en, sind diese Einnahmen von finanziell­er Bedeutung.

So auch die Vollmondpa­rty, die der Sportverei­n Aislingen veranstalt­et. „Anfang Januar starteten wir hoch motiviert in die Planung“, sagt Elisabeth Sturm, Zweite Vorsitzend­e des Vereins. Mitte März folgte bereits die ernüchtern­de Erkenntnis, dass die Party zum ersten Mal in 21 Jahren nicht stattfinde­n könnte. „In den folgenden Wochen war es das Ziel, den Spagat zu schaffen, einerseits alle Planungen weiter zu führen und bereit zu sein, anderersei­ts den Fall einer Absage nicht aus den Augen zu verlieren“, beschreibt Sturm die schwierige Situation. Lieferante­n wurden informiert, um im Falle der Absage auf keinen Kosten sitzen zu bleiben. Die Veranstalt­ung

Bierbestel­lung rechtzeiti­g zurückgeha­lten

wirbt mit ihrem speziellen Vollmondbi­er, das bei Vollmond abgefüllt wird. Elisabeth Sturm bestätigt, dass die Bestellung des Bieres noch rechtzeiti­g zurückgeha­lten werden konnte. Gleichzeit­ig wurden alle anstehende­n Ausgaben eingefrore­n. Bei einer Sitzung am 7. Mai wurde schlussend­lich entschiede­n: Die Absage steht fest. „Der in diesem Jahr sowieso schon gebeutelte Verein ist auf keinen weiteren Kosten sitzen geblieben“, sagt Sturm. Stattdesse­n schwelge das Team, bestehend aus 15 Ehrenamtli­chen, in den Erinnerung­en an das vergangene Jubiläumsj­ahr am Kapellenbe­rg.

Der Faschingsv­erein Hütte Medlingen ist „noch guter Hoffnung“, bescheinig­t die Vorsitzend­e des Vereins, Natalie Riß. Seit über zehn Jahren veranstalt­et der Verein die „End of Summer Party“in und vor der Medlinger Gemeindeha­lle. Die Veranstalt­ung ist dieses Jahr für den 10. Oktober geplant. Aktuell wäre die Veranstalt­ung damit nicht vom Großverans­taltungsve­rbot betrofGeda­nken machen sich die Organisato­ren trotzdem. „Wir sind bereits voll in der Vorbereitu­ngszeit“, sagt Riß. Sie hat Bedenken, ob der Verein bei einer Verlängeru­ng der Corona-Maßnahmen auf den Kosten sitzen bleiben wird. Allein für die Lichtanlag­e würden „tausende Euro“anfallen.

Die „End of Summer Party“ist ein Erfolg: Bei rund 1400 Besuchern habe es in den vergangene­n Jahren einen Einlasssto­pp gegeben. Der Verein finanziert mit der Veranstalt­ung unter anderem den Faschingsw­agen und ist somit auf die Einnahmen angewiesen. „Wenn es keine Party gibt, hoffen wir auch, dass der Fasching ausfällt“, so die drastische­n Worte der Vorsitzend­en. 50 aktive und ehemalige Mitglieder des Vereins und auch viele weitere Dorfbewohn­er arbeiten auf die Feier hin, die den Abschluss der Sommerpart­ys in der Region bildet. Schon im vergangene­n Jahr stand laut Riß die Party auf der Kippe, da die behördlich­en Auflagen eine enorme Hürde darstellte­n.

Vereinen, die ihre Partys aufgrund der geforderte­n Auflagen nicht mehr veranstalt­en wollen oder können, greift Stephan Zöller unter die Arme. Der studierte Eventmanag­er betreibt seine Agentur „Urban Motion“in Günzburg. Für seinen Heimatvere­in, den FC Gundelfing­en, organisier­t der Hobbyfußba­ller seit 2017 die Beachparty am Gartnersee. Auch dieses Jahr soll die Freiluftve­ranstaltun­g am Wochenende vom 21. und 22. August stattfinde­n und ist damit nach aktuellem Stand nicht erlaubt.

Zöller bleibt aus zweierlei Gründen entspannt: Der Veranstalt­ungsprofi hat mit der konkreten Planung noch nicht begonnen. Ihm und dem Verein sind damit noch keine Kosten oder Arbeitszei­t entstanden. Und Zöller möchte weiterhin abwarten. „Jede Woche werden die Verbote gelockert. Ich hoffe, dass das demnächst auch auf Großveranf­en. staltungen zutrifft“, sagt Zöller. Bis Mitte Juni könne er die Planung der Beachparty noch hinauszöge­rn. Sollte es zur endgültige­n Absage kommen, hat der Veranstalt­ungsplaner bereits einen Plan B: „Zur Not veranstalt­en wir diesen Winter oder kommendes Frühjahr eine Party in der Brenzhalle.“Die zweitägige Party am See möchte er nicht in den Herbst verschiebe­n. Zu unsicher sei das Wetter und damit das Risiko für eine gescheiter­te Sommerpart­y zu hoch.

Im vergangene­n Jahr haben laut Zöller rund 1000 Gäste pro Abend die Veranstalt­ung besucht. Die Besucher seien vorwiegend zwischen 16 und 25 Jahre alt, aber der Freitagabe­nd mit 90er-Jahre- und Mallorcahi­ts locke auch ältere Semester an. Rund 40 Mitarbeite­r sind an beiden Tagen vor Ort, davon rund die Hälfte ehrenamtli­ch. Eins ist für Stephan Zöller sicher: Die Beachparty 2021 findet auf jeden Fall statt.

Die wohl größte Freiluftpa­rty in der Region, die „Vernichter-Party“, hätte am Pfingstwoc­henende, am 29. und 30. Mai, in Zusamalthe­im stattfinde­n sollen. Die Betreiber der zweitägige­n Festivität­en schreiben auf ihrer Webseite, dass es „somit erstmals seit über 20 Jahren keine V-Party geben“wird. DJs und Bands waren bereits gebucht, man war bereits seit Monaten in den Vorbereitu­ngen. Die Organisato­ren halten die Entscheidu­ng, Großverans­taltungen derzeit zu verbieten, trotzdem für richtig. „Die Gesundheit steht nun einfach an erster Stelle“, steht auf der Web-Seite.

Das „V-Party-Team“blickt jedoch nach vorne, schließlic­h dürfe man in diesen Zeiten nicht den Humor und die Freude am Leben verlieren. Einen Termin für das kommende Jahr gibt es bereits: Am 21. und 22. Mai 2021 möchte man auf der Vernichter-Party wieder „gemeinsam wild eskalieren“, so die Organisato­ren.

 ?? Archivfoto: Cecilia Weber ?? 2019 sah es am Aislinger Kapellenbe­rg noch so aus: Dichtes Gedränge feierwütig­er Partygäste auf dem Gelände der Vollmondpa­rty. Voraussich­tlich bis Ende August 2020 werden Großverans­taltungen dieser Art nicht möglich sein.
Archivfoto: Cecilia Weber 2019 sah es am Aislinger Kapellenbe­rg noch so aus: Dichtes Gedränge feierwütig­er Partygäste auf dem Gelände der Vollmondpa­rty. Voraussich­tlich bis Ende August 2020 werden Großverans­taltungen dieser Art nicht möglich sein.

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