Donau Zeitung

Umleitungs­verkehr rollt durch Medlingen

Aufgrund der Sperrung der B 492 nehmen viele eine Abkürzung – zum Leidwesen der Anwohner in Obermedlin­gen. Verschärft wird die Situation durch eine nicht funktionie­rende Umleitung

- VON ANDREAS SCHOPF

Medlingen Wer sich derzeit mit Anwohnern der Bergstraße in Medlingen unterhält, der hört vor allem eines: Frust. „Unerträgli­ch“sei die derzeitige Situation. Es fallen Sätze wie: „Ich fühle mich extrem belästigt“, oder: „Ich will einfach wieder meine Ruhe.“Die lang ersehnte Sanierung des B492-Teilstücks zwischen Hermaringe­n und Brenz und die damit einhergehe­nde Vollsperru­ng der Bundesstra­ße ist in Medlingen deutlich zu spüren. Zwar führt die offizielle Umleitung gar nicht durch die Gemeinde. Dennoch hat der Verkehr dort seit Anfang Mai deutlich zugenommen. Es sind wohl vor allem Ortskundig­e, die den Weg durch Obermedlin­gen nehmen, um sich die offizielle Umleitung über Lauingen, Oberbechin­gen und Syrgenstei­n – die sogenannte „Bachtal-Autobahn“– zu sparen.

Mehrere Anwohner in Medlingen beschweren sich über die deutliche Zunahme des Verkehrs. Autos, Motorräder und Lastwagen seien ab vier Uhr morgens zu hören, der Lärm ende erst gegen zehn Uhr abends. Selbst am Wochenende gebe es keine Ruhe, dann rolle statt des Berufs- der Ausflugsve­rkehr. Trotz des Verbotes für Lastwagen über 7,5 Tonnen fahren zum Teil sogar 40-Tonner durch Obermedlin­gen, berichten Anwohner. Sie würden nicht nur unter der gestiegene­n Zahl der Fahrzeuge leiden, sondern auch unter der Fahrweise der Menschen am Steuer. Viele würden sich nicht an Tempo 50 halten und stattdesse­n zum Teil mit 70

Stundenkil­ometer durch den Ort rasen. „Man traut sich kaum noch über die Straße“, ist in der Bergstraße zu hören. Die Anwohner wünschen sich eine Begrenzung auf 30 Stundenkil­ometer, verstärkte Kontrollen und eine entspreche­nde Beschilder­ung, die nicht zum Fahren durch Medlingen einlade, heißt es.

Dass durch die Baustelle an der B 492 der Verkehr in Medlingen zunimmt, sei leider absehbar gewesen, sagt Bürgermeis­ter Stefan Taglang. Die Gemeinde habe jedoch alles getan, um die Folgen abzumilder­n, betont er. Immerhin führe die offizielle Umleitung nicht durch Medlingen. Und auf seine Anregung hin seien auf A 7 und A 8 entspreche­nde Beschilder­ungen für die Umleitung angebracht worden, so Taglang. wir können niemandem vorschreib­en, wo er fährt“, sagt er. Auch wenn der Verkehr „unangenehm“sei, betont er dennoch, wie froh man über die Baumaßnahm­e ist, deren Start sich über Jahre verzögert hatte. „Der Ausbau der B 492 wird von uns unterstütz­t. Wir haben so lange darauf gewartet, Gott sei Dank ist es jetzt endlich losgegange­n.“Dafür sei man bis zu einem gewissen Grad bereit, Umleitungs­verkehr in Kauf zu nehmen. Den Beschwerde­n der Anwohner tritt der Rathausche­f ein Stück weit entgegen. Die Gemeinde hat den Verkehr in der Bergstraße, auf Höhe Friedhof, gemessen. Dabei habe man eine Durchschni­ttsgeschwi­ndigkeit von lediglich knapp mehr als 50 Stundenkil­ometer feststelle­n können. Ausreißer nach oben seien nur „einige wenige“dabei gewesen, so Taglang. Eine Zählung habe ergeben, dass knapp 5000 Fahrzeuge am Tag durch Medlingen unterwegs waren – ungefähr das Doppelte von einem älteren Wert. Der Bürgermeis­ter will diese Zahl richtig eingeordne­t haben. Er verweist auf die Zeit, bevor es die Umgehung gab. Damals seien 8000 bis 9000 Fahrzeuge durch die Gemeinde gefahren – inklusive Schwerlast­verkehr.

Auch der Landkreis Dillingen hat für eine Woche den Verkehr in Medlingen gemessen. Das Ergebnis steht noch aus. Wegen des gestiegene­n Verkehrsau­fkommens in Obermedlin­gen seien bereits mehrere Beschwerde­anrufe bei der Unteren Verkehrsbe­hörde des Landkreise­s eingegange­n, teilt Peter Hurler, Sprecher des Landratsam­tes, mit. Ein Grund, warum so viele Verkehrste­ilnehmer den Weg über Obermedlin­gen nehmen, ist auch die Tatsache, dass es Probleme mit der geplanten Umleitung gibt. Der Sachsenhau­ser Weg ist unregelmäß­ig ausgebaut worden, Taglang spricht von einer Breite von teilwei„Aber se weniger als vier Meter. „Da der Sachsenhau­ser Weg nicht in der angedachte­n Qualität hergestell­t werden konnte, ist die Umleitung für den örtlichen Verkehr unattrakti­v“, schreibt Hurler. Ob eine offizielle Beschilder­ung des Sachsenhau­ser Weges Verbesseru­ngen bringen würde, sei fraglich. Bezüglich einer eventuell erforderli­chen Nachjustie­rungen der Umleitungs­beschilder­ung solle nun zeitnah seitens des Regierungs­präsidiums Stuttgart eine Besprechun­g anberaumt werden.

Die Bauarbeite­n an der B492 dauern planmäßig bis Ende 2021. Bürgermeis­ter Taglang hat zwei Bitten an die Autofahrer: Diejenigen, die durch Medlingen fahren, mögen sich an die Geschwindi­gkeitsbegr­enzung halten. „Und diejenigen, die die Möglichkei­t haben, nicht durch Medlingen zu fahren, sollen bitte die Umleitung nehmen“, appelliert er.

Anwohner wünschen sich verstärkte Kontrollen

 ?? Foto: Karl Aumiller ?? Der Verkehr in Medlingen, hier in der Bergstraße, hat in den vergangene­n Wochen deutlich zugenommen. Grund ist die Sperrung der B 492, weshalb viele Verkehrste­ilnehmer den Weg über Obermedlin­gen nehmen. Eine offizielle Umleitung ist dies nicht. Anwohner beschweren sich über Lärm und Tempoübers­chreitunge­n.
Foto: Karl Aumiller Der Verkehr in Medlingen, hier in der Bergstraße, hat in den vergangene­n Wochen deutlich zugenommen. Grund ist die Sperrung der B 492, weshalb viele Verkehrste­ilnehmer den Weg über Obermedlin­gen nehmen. Eine offizielle Umleitung ist dies nicht. Anwohner beschweren sich über Lärm und Tempoübers­chreitunge­n.
 ?? Foto: Taglang ?? Über den Sachsenhau­ser Weg sollte eigentlich eine offizielle Umleitung führen. Doch die Strecke ist unregelmäß­ig ausgebaut worden und deshalb für viele unattrakti­v.
Foto: Taglang Über den Sachsenhau­ser Weg sollte eigentlich eine offizielle Umleitung führen. Doch die Strecke ist unregelmäß­ig ausgebaut worden und deshalb für viele unattrakti­v.

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