Das Wertinger Festbier ist abgefüllt
Schwanenbräu lebt auch 2020 trotz der Corona-Krise die Tradition. Und beim Volksfest to go mit Biergarten ist das Festbier seit dem Vatertag sogar wieder aus dem Fass erhältlich
Wertingen 400 Kisten Festbier à 20 Flaschen, also 4000 Liter, sind vorige Woche in der Zusamstadt abgefüllt worden. Seit den 1960er Jahren wird bei der Wertinger Schwanenbräu ein Festbier, das traditionell 13 Prozent Stammwürze haben muss, bei Carry hat es sogar 13,5 Prozent, für ein Volksfest gebraut. „Es geht sogar noch weiter zurück, dass es hier in Wertingen für Viehmärkte mit Zeltbetrieb ein spezielles Bier gab“, weiß Brauereiinhaber Fritz Carry. Auch heuer war das so fürs Wertinger Volksfest gedacht. Das Festbier sollte mit Anstich und serviert im Maßkrug für zünftige Stimmung am vergangenen und diesem Wochenende sorgen.
Die Absage wegen Corona verhinderte dies – aber nicht ganz. Denn es gibt nun in Wertingen ein Volksfest to go im Pavillon bei der OMV-Tankstelle in der Gottmannshofer Straße. Schon zum Start am 1. Mai hatte die Brauerei speziell für Werner Schmid das Bier in einer Flaschen-Sonderabfüllung zum Mitnehmen bereitgestellt. Und pünktlich zum dritten Wochenende des „Volksfeschds zum Midnehma“und zum Start des parallel laufenden Biergartens am Vatertag wurden eben weitere Kisten gefüllt. Und auch Fässer hat der Festwirt für den Ausschank geordert.
Genügend Material ist da, denn Carry hat wie jedes Jahr zwei bis drei Monate vorher das Bier angesetzt. 100 Hektoliter (10000 Liter, das entspricht 1000 Kisten) sind das jedes Jahr. „300 Kisten gingen jetzt an Schmid sowie zwanzig 50-LiterFässer. Das Festbier wurde bis dato ja sowieso überwiegend auf dem Volksfest ausgeschenkt“, erläutert der Brauerei-Inhaber. Zudem hatte Carry immer schon einen kleinen Anteil in Flaschen verkauft. 2020 ist sein Bier nun hauptsächlich in den 0,5-Liter-Flaschen erhältlich. „Mein Problem ist nur, dass die Leute die Flaschen nicht zurückbringen.“Carry musste in seinem Betrieb – er hat einen Brauer und zwei Halbtagskräfte, einen Fahrer und eine Bürokraft angestellt – schauen, dass überhaupt genügend Flaschen zum Befüllen aufgetrieben werden konnten. „Wir sind ja systemrelevant. Lediglich die Gaststätten, die 20 Prozent Umsatz ausmanoch chen, sind weggebrochen. Doch das Bier wird jetzt, das muss man fairerweise sagen, eben zu Hause getrunken“, erläutert Carry. Der Flaschenbieranteil sei in den vergangenen acht Wochen sogar noch einmal deutlich gestiegen.
Sein Bier bleibt Carry also nicht übrig, er muss es nicht, wie bei großen Brauereien passiert, wegkippen. Im Gegenteil: In einer Woche, kurz vor dem Pfingstwochenende, wird wieder abgefüllt. „Es wäre schön, wenn wir bis dahin wieder genügend Flaschen zurückbekommen würden“, hofft Carry. Der 61-Jährige, der seit 1987 die Brauerei führt, ist dann ab sechs Uhr morgens im Einsatz. Bereits einen Tag zuvor wird das Bier, das nach der Hauptgärung für weitere acht Wochen in Lagertanks zur Nachgärung/Reifung gelagert ist, filtriert.
Mit seinem Team, zu dem dann zwei bis drei Hilfskräfte stoßen, wird einige Stunden gefüllt. Danach ist Carry wieder mit Aufräumen und Säubern beschäftigt. „Alle drei Wochen wird grundsätzlich befüllt, das ist schon immer ein Akt“, stellt Carry fest. An einem Füll-Tag kommen zum derzeitig abzufüllenden Festbier natürlich auch noch die anderen gängigen Sorten der Brauerei, die es das ganze Jahr gibt, hinzu.