Das Gemeinschaftsgefühl kehrt zurück
Tennisspieler, Stockschützen, Golfer und Fußballer sind froh darüber, dass sie unter bestimmten Auflagen seit einigen Tagen wieder die einst gesperrten Sportanlagen betreten dürfen und endlich loslegen können
Die Blicke der vorbeiradelnden Ausflügler auf all die Golferinnen und Golfer auf den verschiedenen Fairways und Greens sowie auf der Driving Range sind nicht zu übersehen. Dabei merken sie, wie die vielen Freizeitsportler(innen) am vergangenen Sonntag nicht nur das schöne Wetter genießen, sondern glücklich darüber sind, dass der Neun-Loch-Parcours des Dillinger Golfclubs an der Nusser-Alm endlich wieder von den Mitgliedern zur Ausübung des Hobbys betreten werden darf. Die Corona-Pause ist vorbei.
Dies zeigt sich auch auf der schmucken Anlage des TC Wertingen. Dort sind am Freitag vor einer Woche zwischen 16 und 17 Uhr insgesamt vier Kinder, zwei Jugendliche, zwei Erwachsene und eine Trainerin anzutreffen. Übungsleiterin Andrea Ruß gibt bei den Schlägen ihrer Schützlinge immer wieder Tipps und versucht, den Nachwuchs mit fachlichen Anweisungen zusätzlich zu motivieren. Doch dies braucht es an diesem noch etwas kühlen Nachmittag eigentlich gar nicht. Man sieht es den Kindern an, dass sie beim ersten Training in diesem Jahr vor lauter Tatendrang kaum zu bändigen sind. Als der siebenjährige Max von seinem Vater nach dem Training abgeholt wird, kommt Andrea Ruß im gebührenden Corona-Abstand auf den Erziehungsberechtigten zu und zeigt sich begeistert: „Max hat ein wahnsinniges Talent“, kommt es der Trainerin über die Lippen. Das gute Ballgefühl, so ergänzt sie, haben viele Kinder, die auch Fußballspielen.
Über das Talent ihres eigenen Sohnes Jonathan und dessen Freund Vincent verrät sie freilich nichts. Die beiden Buben erholen sich auf einer Bank außerhalb des Platzes vom Training und genießen zur Stärkung gerade eine Apfelnudel, Jonathans Mutter gebacken und im Rucksack mitgebracht hat.
Auf Platz eins haben die beiden Gymnasiasten Julian Hillenmeyer aus Frauenstetten und Raphael von Hoch ihr erstes Match in diesem Jahr beendet und verlassen im vorgeschriebenen Abstand den Platz. Dass sie sich aufgrund der Hygieneregeln nicht im Tennisheim umziehen und duschen können, macht ihnen überhaupt nichts aus. „Das erledigen wir zu Hause“, schmunzeln die Jugendlichen, die 16 und 17 Jahre alt sind. Endlich wieder Tennis spielen zu dürfen, das sei für sie heute ein ganz besonderes Gefühl gewesen.
Andreas Unger spielt auf Platz zwei mit einem Bekannten ein erlaubtes Einzel
zu Ende. Auch ihm merkt man die Freude bei seinen Schlägen sichtlich an. „Es macht einfach nur Spaß“, äußert er sich gegenüber dem Reporter. Auf den Verband ist der Mannschaftsführer der Herren III freilich nicht gut zu sprechen. Bei vielen Fragen zum Start in die auf Juni verschobene Punktrunde gab es keine genauen Antworten, beklagt sich Unger. So war zum Beispiel nicht zu klären, ob jeder einzelne Akteur zu einem Auswärtsspiel im eigenen Auto anreisen muss oder ob doch Fahrgemeinschaften möglich sind. „Die Informationslage ist einfach miserabel“, schimpft Unger. Deshalb habe der Vorstand und die sportliche Leitung gemeinsam beschlossen, alle Mannschaften vom diesjährigen Punktspielbetrieb zurückzuziehen.
Apropos Punktspiele: Mindestens bis Anfang September müssen die Amateurfußballer warten, bis eventuell wieder um Punkte und Tore gekämpft werden kann. Mit als erste Mannschaft im Landkreis hat die U13 des FC Lauingen vor kurzem den Trainingsbetrieb auf dem grünen Rasen aufgenommen. Natürlich unter strengen Hygieneschutzauflagen und mit der Genehmigung der Stadt. Den Nachwuchskickern des Bezirksoberliga-Teams ist dabei die Freude ins Gesicht gedie schrieben, nach vielen Wochen der Enthaltsamkeit wieder in der Gruppe ihrem Hobby nachgehen zu dürfen. „Auf einem satten feuchten Grün mit einem Ball am Fuß zu trainieren, hat sowohl bei den Kindern als auch bei den Trainern und Betreuern große Freude hervorgerufen“, berichtet Trainer Sascha Klose vom FCL (siehe auch Nachgefragt auf dieser Seite). Auch die Seniorenmannschaft der Schwarz-Gelben sowie die weiteren Jugendteams wollen in den nächsten Wochen sukzessive den Trainingsbetrieb starten, um wieder ein Gemeinschaftsgefühl zu erzeugen.
Standortwechsel nach Höchstädt. Dort ist am vergangenen Montag bei den Stockschützen der SSV das erste Training nach neunwöchiger Pause angesagt. Um 18.30 Uhr soll es losgehen. Bereits eine knappe Stunde zuvor sind Platzwart Josef Wolf und Abteilungsleiter Rudi Karg vor Ort. Nach und nach treffen weitere Aktive ein, der letzte von insgesamt zwölf zugelassenen Spielern ist der Vereinsvorsitzende Jakob Kehrle.
Er kommt mit dem Fahrrad fünf Minuten zu spät, trägt aber ebenso wie all die anderen den vorgeschriebenen Mundschutz. Die Hygienevorschriften, wie zum Beispiel das Desinfizieren des Stockes, hat Rudi Karg bereits erklärt. Zuvor haben sich alle in eine Liste mit ihren persönlichen Daten eingetragen. „Das ist erforderlich, falls bei einem positiven Corona-Test durch das Gesundheitsamt mögliche Kontaktpersonen ausfindig gemacht werden müssen“, erklärt Abteilungsleiter Karg.
Die drei Spielfelder, die Platzwart Josef Wolf abgegrenzt hat, bestehen aus einem Standfeld, dem Zielfeld und dem länglichen Bereich dazwischen. Gespielt wird an diesem sommerlichen Abend in Höchstädt natürlich von der Abwurflinie, die sich am Ende des Standfeldes befindet, in Richtung des Zielfeldes. In dessen Mitte ist die Zielscheibe, die sogenannte „Daube“platziert. Manche Spieler lassen sich auch nicht von den vorbeifahrenden Regionalzügen am nahe gelegenen Bahngleis irritieren und platzieren ihre Stöcke in Bestlage der Daube. So geht das knapp zwei Stunden lang. „Man merkt schon, dass es allen in den Armen juckt“, merkt Rudi Karg an. Am Mittwoch und Freitag trainieren die SSV-Stockschützen erneut. Schließlich wollen sie in eine passable Form kommen, wenn in der Oberliga die nächsten Duelle anstehen. Für diese Saison sind aber alle Meisterschaftsspiele abgesagt worden. Zu den insgesamt 28 Aktiven zählt mit seinen 85 Jahren auch Xaver Anger. Er ist beim Auftakttraining am Montag ebenfalls anwesend, schaut aber die meiste Zeit nur zu. „In dem Alter geht alles nicht mehr so gut“, merkt er an. Und dennoch sei es für ihn wichtig, dabei zu sein. Vor allem wegen der Geselligkeit, die bei den Stockschützen nach Trainingsschluss gepflegt wird.