„Idioten gab es schon immer“
Gerhard Schröder startet Podcast-Reihe
Hannover Die Stimme ist wie für das Medium gemacht: Sonor, verraucht, mit dem unverwechselbaren Zungenschlag spricht hier einer, den man seit Jahrzehnten aus der Politik kennt. Unverkennbar Gerhard Schröder. Der sozialdemokratische Altkanzler startet an diesem Dienstag als erster deutscher Spitzenpolitiker seine eigene Podcast-Reihe: „Gerhard Schröder – Die Agenda“.
Unter dieser Anspielung auf seine größte, vor allem innerhalb der SPD aber auch umstrittenste politische Leistung macht es der 76-Jährige nicht. Auch ansonsten ist die Auftaktfolge zu der vorerst auf acht Episoden angelegten Reihe Schröder pur. Er teilt gewohnt kernig aus: Der ukrainische Botschafter, der ihn als „Top-Lobbyisten“des russischen Präsidenten Wladimir Putin bezeichnet hatte? Für Schröder ein namenloser „Zwerg“. Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) ist für ihn dagegen in der Corona-Krise eher ein Riese:
„Er macht einen strammen Job, sehr professionell.“Seine Nachfolgerin im Kanzleramt, Angela Merkel?
„Macht das ordentlich.“Nur im „Basta“-Sagen, seiner einstigen Spezialität, könne die CDU-Frau ihm nicht das Wasser reichen.
Die sogenannten Corona-Rebellen? „Idioten gab es auf dieser Welt schon immer“, befindet Schröder knapp. So geht das gut 30 Minuten, in denen Schröder sich von seinem einstigen Regierungssprecher Béla Anda freundlich befragen lässt.
Direkte Kommunikation erspart unangenehme Fragen, etwa nach seinem Engagement für Russland und russische Firmen. Nur einmal überrascht Schröder mit ungewohnter Selbstkritik. Er sei ein Skeptiker des Föderalismus gewesen, sagt er. Und räumt ein: „Das war ein Irrtum.“Erst die Fähigkeit zum differenzierten Handeln habe Deutschland eine gut abgestufte Antwort auf die Corona-Krise ermöglicht. Er selbst habe nicht sehr unter den Einschränkungen der Corona-Krise gelitten: „Es war aushaltbar.“Nur Restaurantbesuche und die Arbeit habe er vermisst.