Auch den Wintersport wird es hart treffen
Ungewissheit ist momentan ein treuer Begleiter. Keiner weiß, wie es mit diesem Virus weitergeht, das gerade kreuz und quer über den Globus fliegt. Der Sport leidet unter dem Verbot von Großveranstaltungen. Damit ist er natürlich nicht allein, man denke nur an all die Künstler, die von heute auf morgen ihrer Arbeit beraubt wurden. Allen gemeinsam ist, dass niemand eine Prognose wagt, wann es wieder möglich sein wird, entspannt einer künstlerischen oder sportlichen Darbietung leibhaftig und in größerer Anzahl beizuwohnen.
Auf der sicheren Seite wähnte sich bislang der Wintersport. Während der Sommersport fast komplett zum Erliegen kam, trainierten die Wintersportler munter in ihren Wohnzimmern vor sich hin. Unter erschwerten Bedingungen, aber immerhin. Bis wir wieder richtig anfangen, wird das schon, ist oft zu hören. Jetzt deutet sich an, dass Corona auch den Winter nicht ungeschoren lässt. Die alpine Ski-WM in Italien soll um ein Jahr in den März 2022 verschoben werden (siehe eigenen Artikel auf der nächsten Seite). Das könnte Signalwirkung haben. Schwer vorstellbar zum Beispiel, dass der traditionell frühe Saisonauftakt der Alpinen im Oktober im österreichischen Sölden in gewohnter Form über die Bühne geht.
Nur auf den ersten Blick scheint der Wintersport nicht von Zuschauereinnahmen abhängig. Viele Weltcup-Wettbewerbe finden vor vergleichsweise kleinem Publikum statt. Wintersport ist Fernsehsport. Stundenlang flimmern Bobfahren, Rodeln, Langlauf, Skifahren oder Biathlon an langen Winterwochenenden über die Bildschirme. Die Einschaltquoten sind vor allem bei den Skijägern hoch. ARD und ZDF zahlen jährlich einen niedrigen zweistelligen Millionenbetrag für die Übertragungsrechte.
Während die Verbände also das Fehlen von Zuschauern eher verschmerzen könnten, werden die Veranstalter vor Ort die Situation ganz anders bewerten. Sie schaffen mit der Hilfe unzähliger Freiwilliger die Bedingungen dafür, dass schönste Fernsehbilder um die Welt gesendet werden können. Wie knapp dort bereits jetzt kalkuliert wird, zeigt nicht zuletzt der Streit rund um die berühmten Lauberhorn-Rennen. Dort pochen die Organisatoren erbittert auf einen höheren Anteil an den TV-Geldern vom Schweizer Verband – obwohl regelmäßig 35 000 Zuschauer nach Wengen pilgern. Geisterrennen sind für die allermeisten Veranstalter keine Option. Corona wird auch den Wintersport hart treffen. Die verschobene Ski-WM ist nur ein erster Vorgeschmack.