Sogar Favre freut sich
Vor dem Spitzenspiel gibt sich der sonst so zurückhaltende Trainer zuversichtlich
München Nervenkitzel ist garantiert – selbst ohne Fans. Obwohl das 102. Duell der Branchenriesen aus Dortmund und München in Corona-Zeiten zum Geistergipfel wird, verheißt die Ausgangslage auch ohne 80000 Zuschauer im Stadion ein Spektakel. Nicht nur die imposante Trefferzahl beider Teams, sondern auch deren beachtliche Rückrundenbilanz und das immense internationale Interesse an der Partie schüren die Vorfreude. Bei nur vier Punkten Rückstand könnte der Tabellenzweite BVB dem Abo-Meister der vergangenen sieben Jahre mit einem Sieg bedrohlich nahe kommen.
Ähnlich wie das Champions-League-Finale der Rivalen 2013 in London könnte das Kräftemessen am Dienstagabend (18.30 Uhr, Sky) zu einem PR-Highlight für die Bundesliga werden. Schließlich wird es wegen des frühen deutschen Neustarts
des Fußballs nach der CoronaPause konkurrenzlos in die europäischen Wohnzimmer übertragen, während andere Top-Ligen wie die in England oder Spanien noch pausieren.
Nach jeweils neun Siegen in den bisherigen zehn Rückrundenspielen gehen die Rivalen voller Selbstvertrauen in die Partie. Zudem präsentierten sich beide Teams zuletzt in Torlaune. 80 Treffer nach 27 Spieltagen sind dem FC Bayern zuvor nie gelungen. Und auch der BVB sorgt mit 74 Toren für einen Klubre kord. Nicht nur deshalb erklärte BVB-Sportdirektor Michael Zorc die Partie zu einem Schlüsselspiel im Titelkampf: „Da braucht man kein allzu großer Prophet zu sein. Wenn wir um die Meisterschaft weiter mitspielen wollen, sollten wir gewinnen. Es sind nachher nur noch sechs Spiele zu spielen.“Bayern-Coach Hansi Flick dagegen würde selbst bei einem Münchner Erfolg nicht von einer Vorentscheidung sprechen wollen. Auch dann seien immer noch „genügend Punkte zu verteilen“. Ermutigt durch den jüngsten Aufwärtstrend erwartet Lucien Favre deutlich mehr Gegenwehr seines Teams als beim ernüchternden 0:4 in der Hinrunde. „Wir sind besser geworden. Wir spielen mit einem anderen System, das besser für unseren Kader ist. Und wir haben im Winter zwei Spieler verpflichtet und haben eine andere Präsenz“, sagte der Schweizer mit Verweis auf die Transfers von Erling Haaland und Emre Can. Die Bayern freuen sich auf das Kräftemessen vor einem großen TV-Publikum rund um die Welt. „Für uns ist es ein schönes Spiel, ein Spiel, das wir uns alle wünschen. Man misst sich mit den Besten“, sagte Flick.
Gut für den BVB ist zudem die Nachricht, dass der angeschlagene Abwehrchef Mats Hummels „zu 99 Prozent“dabei sein kann, wie Trainer Favre vorab berichtete.
Bei den Münchnern ist der zuletzt angeschlagene Jérôme Boateng wieder einsatzfähig, Thiago fällt dagegen erneut aus.