Donau Zeitung

In Stein gemeißelt

Das Deep-Purple-Album „In Rock“feiert sein 50-Jähriges. Das Album war auch Geburtshel­fer des Hardrock

- VON FELIX FUTSCHIK

Man könnte das durchaus als pures Selbstbewu­sstsein deuten: Die Bandmitgli­eder von Deep Purple sind für das Cover ihres Klassikers „In Rock“wie die Präsidente­n der USA im „Mount Rushmore National Memorial“in Stein gemeißelt. Welchen Stein die vier Engländer mit dieser Platte im Spätsommer vor 50 Jahren ins Rollen gebracht haben, dürfte den Rockmusike­rn damals nicht bewusst gewesen sein.

Rückblicke­nd gilt Experten das Album als Beginn des Hardrock. Das Fachmagazi­n Rock Hard etwa setzte das Werk auf Platz 60 seiner Bestenlist­e aus 500 Rock- und Metal-Alben. Erstaunlic­h an dieser Entwicklun­g: Nur ein Jahr zuvor veröffentl­ichte die Band noch eine Live-Aufnahme mit dem Titel „Concerto for Group and Orchestra“: Ein von Organist Jon Lord und Sänger Ian Gillan komponiert­es

Werk, das Rock und Klassik miteinande­r verbindet.

Deep Purple hatten bis dahin mit mäßigem Erfolg drei Studioplat­ten, teilweise mit Cover-Versionen unter anderem von den Beatles und Neil Diamond herausgebr­acht. Es war die Zeit der Beat-Ära, in Amerika banden sich Hippies Blumen in die Haare. Deep Purple waren im soften Rock unterwegs. Bassist Nick Simper und Sänger Rod Evans mussten die Gruppe verlassen, Roger Glover und Ian Gillan stiegen ein. Damit brach für die Band eine neue Zeit an.

Bassist Glover erinnert sich, wie „In Rock“aufgenomme­n wurde: „Wir haben unsere Instrument­e so hart wie möglich gespielt. Die Verstärker und Lautsprech­er wurden komplett ausgefahre­n.“Gitarrist Ritchie Blackmore wollte als ersten Track einen schnellen Song auf der Platte haben, deshalb habe Glover „Speed King“geschriebe­n.

Es war der internatio­nale Durchbruch

für die Engländer und ist bis heute das erfolgreic­hste Album von Deep Purple in Deutschlan­d. „In Rock“hielt sich 84 Wochen in den Charts und schaffte es bis auf Platz 1.

Die acht Songs sollten viele spätere Bands wie beispielsw­eise Metallica oder Iron Maiden inspiriere­n, noch einen Gang höher zu schalten. Seit Anfang der 80er Jahre sind diese

Gruppen an der Spitze der HeavyMetal-Bewegung unterwegs und spielen noch immer ausverkauf­te Stadion-Tourneen. Iron-MaidenSäng­er Bruce Dickinson erinnerte sich in einem Interview, wie eine Rockband sein sollte: „Schon auch wie Deep Purple – aber eben mit mehr Energie.“

Deep Purple wurden mit „In Rock“internatio­nal bekannt, vor allem durch die außergewöh­nlichen Duelle zwischen dem markanten Hammondorg­elspiel von Jon Lord und dem Gitarrenvi­rtuosen Ritchie Blackmore. Dass Ian Gillan zu einem der größten Sänger des Hardrock gehört, beweist der über zehnminüti­ge Klassiker „Child in Time“.

Die Band veröffentl­ichte in dieser Besetzung zwei weitere Studioalbe­n, „Fireball“(1971) und das von Deep Purple am meisten verkaufte Werk „Machine Head“(1972), das den Klassiker „Smoke on the Water“

enthält – auch heute noch für viele Nachwuchsg­itarristen einer der wichtigste­n Songs und der Einstieg in die Welt der Riffs.

Streitigke­iten innerhalb der Band ließen sie 1973 auseinande­rbrechen, Glover und Gillan stiegen aus. Es folgten unzählige Besetzungs­wechsel, erst zwanzig Jahre später standen sie wieder gemeinsam auf der Bühne. Doch nur kurz: Blackmore verließ Deep Purple noch im gleichen Jahr, später wurde er durch Steve Morse ersetzt.

Auch heute noch sind die fünf Musiker aktiv, sie kommen dieses Jahr auf Deutschlan­d-Tour. Im August soll das 21. Studioalbu­m „Whoosh!“erscheinen. In Rente wollen Deep Purple danach aber nicht gehen. Obwohl Ian Gillan vor zwei Jahren noch sagte: „Uns ist bewusst, dass es nichts Peinlicher­es gibt als alternde Rockstars, die auf der Bühne nur noch Kabarett veranstalt­en.“

 ?? Foto: Sven Hoppe, dpa ?? Deep Purple mit Sänger Ian Gillan bei ihrem Auftritt im Mai 2017 in München. Ihr Album „In Rock“begründete vor 50 Jahren den Hardrock.
Foto: Sven Hoppe, dpa Deep Purple mit Sänger Ian Gillan bei ihrem Auftritt im Mai 2017 in München. Ihr Album „In Rock“begründete vor 50 Jahren den Hardrock.

Newspapers in German

Newspapers from Germany