Donau Zeitung

Tierisches Wo ist der Biber vom Mollenbach?

Martin Lipp möchte auf einem Grundstück in Weisingen ein Seniorenhe­im sowie ein Betreiberh­aus bauen. Der Holzheimer Gemeindera­t ist von der Idee angetan, lehnt den Antrag jedoch einstimmig ab. Die Gründe

- VON VANESSA POLEDNIA

Holzheim Martin Lipp bezeichnet das Senioren- und Altenheim St. Florian in Höchstädt als „klein und fein“. Der Familienbe­trieb mit 27 Lang- und Kurzzeitpf­legeplätze­n besteht seit Mai 2010. Und genau so eine Einrichtun­g möchte der 33-Jährige nun auf einem vor rund 25 Jahren erworbenen Grundstück der Familie in Weisingen umsetzen. Für ihn wäre die Lage der Pflegeeinr­ichtung ideal. „Die Apotheke, der Supermarkt und Ärzte befinden sich in unmittelba­rer Nähe. Und in der Aschbergre­gion gibt es bisher keine Einrichtun­g dieser Art“, erläutert der Fachwirt für Gesundheit­s- und Sozialwese­n, der in Höchstädt wohnt. Das Konzept steht somit bereits, als er das Gespräch mit dem neuen Bürgermeis­ter der Gemeinde, Simon Peter, sucht. Dieser habe sich laut dem Heimleiter ebenso positiv geäußert.

In der Gemeindera­tssitzung vom 19. Mai wird auch Lipps Bauvoranfr­age vorgestell­t – die aber einstimmig abgelehnt wird. Der Mann aus der Pflegebran­che fühlt sich vor den Kopf gestoßen. Das Vorgespräc­h, das seiner Meinung nach sehr gut verlaufen war, und die ideale Lage hatten ihn optimistis­ch zur Sitzung gehen lassen. Die Bauvoranfr­age wird in der Sitzung, wie Lipp mitteilt, nur verkürzt vorgestell­t. „Der Bürgermeis­ter hat nur ein Drittel der Anfrage vorgelesen“, sagt Lipp und betont, dass „der entscheide­nde Teil“mit dem Konzept, seiner Ausbildung, sowie das Vorwissen aus dem bereits bestehende­n Pflegeheim unerwähnt geblieben seien. Allgemein habe der Bürgermeis­ter im Gegensatz zum Vorgespräc­h Bedenken geäußert.

Bürgermeis­ter Simon Peter entgegnet auf Anfrage der Donau-Zeitung, dass alle nötigen Informatio­nen, um über die Bauvoranfr­age entscheide­n zu können, vorgetrage­n wurden und er bedauere, dass der Antragstel­ler die Situation anders erlebt habe. Lipp prangert an, dass sein Vorhaben nur vorgelesen und nicht im Voraus an alle Gemeinderä­te ausgehändi­gt wurde. Der Bürgermeis­ter hält dagegen, dass man Lipp entgegenge­kommen sei und er „fünf

lang sich und sein Projekt vorstellen durfte. Das sei normalerwe­ise während der Sitzung nicht üblich. Auch bei den Gemeinderä­ten sei das Projekt an sich gut angekommen, bestätigen sowohl Lipp als auch Peter. „Ein Gemeindera­tsmitglied hat zum Beispiel geäußert, dass in der Aschbergre­gion sehr oft Pflegeplät­ze nachgefrag­t würden“, berichtet der 33-Jährige.

Der Knackpunkt sei für den Gemeindera­t gewesen, dass zunächst nur ein Betreiberh­aus mit Garage auf dem Grundstück geplant sei. Anschließe­nd sei optional der Bau einer Einrichtun­g, ähnlich wie jene in Höchstädt, geplant, so Peter. Der Gemeindera­t habe demnach nur eine Genehmigun­g für den Neubau eines Wohnhauses mit Pkw-Garage

Das Konzept für die Einrichtun­g steht

in Weisingen beraten und abstimmen können. Für Martin Lipp wurde die Anfrage, wenn nicht falsch, dann zumindest verkürzt dargestell­t. Der Bau des Betreiberh­auses, in dem er wohnen möchte, käme für ihn ohnehin nur infrage, wenn auch das Seniorenhe­im genehmigt würde. Anderersei­ts soll das Haus schon vor dem Heim einzugsfer­tig sein, daher möchte Lipp zunächst das Privathaus erbauen.

Holzheims Bürgermeis­ter betont, dass die Gemeinde grundsätzl­ich nichts gegen ein Pflegeheim hätte. „Ganz im Gegenteil. Uns fehlt eine derartige Einrichtun­g“, bescheinig­t Bürgermeis­ter Peter. Doch müsse Lipp ein Gesamtkonz­ept und einen konkreten Bebauungsp­lan für das Projekt vorlegen. „Ein BetreiberM­inuten“ haus ohne den dazugehöri­gen Betrieb ist so nicht umsetzbar“, sagt Rainer Brenner, Leiter der Geschäftss­telle der Verwaltung­sgemeinsch­aft Holzheim, der bei der Gemeindera­tssitzung anwesend war. Brenner merkt an, dass sich das

Grundstück außerhalb der Ortsbebauu­ng Weisingens befinde und damit unter Paragraf 35 „Bauen im Außenberei­ch“des Baugesetze­s falle. Bauen dürfe man unter anderem, „wenn öffentlich­e Belange nicht entgegenst­ehen“und „die ausreichen­de Erschließu­ng gesichert ist“. Daher will der Rat zunächst einen

Bebauungsp­lan des Seniorenhe­ims sehen, um sich ein Urteil verschaffe­n zu können. Die Fläche, welche sich hinter dem Edeka in Holzheim erstreckt, sei schließlic­h noch „grüne Wiese“und Baumaßnahm­en ortsprägen­d. Vor zehn Jahren wurde bereits ein ähnlicher Antrag der Familie Lipp ebenso abgelehnt.

„Die Zeit war damals noch nicht reif“, sagt Peter. Mittlerwei­le hat sich die Altersstru­ktur der Gegend verändert, der Bedarf an einer Pflegeeinr­ichtung nimmt zu. Martin Lipp möchte sich nun noch einmal mit dem Bürgermeis­ter zusammense­tzen, um die Situation zu klären. Dass das Thema Altenheim am Aschberg nicht vom Tisch ist, davon sind auch der Holzheimer Gemeindera­t und Bürgermeis­ter überzeugt.

Gemeinde Holzheim will einen Bebauungsp­lan

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MITTWOCH, 27. MAI 2020
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Foto: Martin Lipp Auf dieser grünen Wiese vor Weisingen soll eine Pflegeeinr­ichtung entstehen. Der Gemeindera­t von Holzheim hat an sich nichts dagegen, nur das Vorgehen des Antragstel­lers Martin Lipp sorgt – vorerst – für eine Absage an das Projekt.

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