Donau Zeitung

Die Frauen machen sich (noch) rar

Das Ergebnis nach den Wahlen im März: Noch machen sich Frauen in den Rathäusern bei uns im Landkreis Dillingen rar. Erfahrene lokale Mandatsträ­ger erklären, welche Gründe dahinter stecken könnten

- VON GÜNTER STAUCH

Auch nach den Wahlen im März ist klar: Die Frauen in den Rathäusern machen sich rar. Woran das liegen könnte?

Landkreis Wenn Heidi Terpoorten in diesen turbulente­n Corona-Tagen von den Medien und deren gefeierten „Helden des Alltags“hört, dann hat die Bezirks- und Kreisrätin meist ein weibliches Antlitz vor Augen. „Wir sehen bei der momentanen Krisenbewä­ltigung doch ganz klar, dass die frauliche Sicht auf die Dinge ungemein hilft“, attestiert sie den agierenden Politikeri­nnen im ganzen Bundesgebi­et. Solche Noten hätte man sich auch für die Gremien im Kleinen – den „Niederunge­n“von Lokal- und Kreispolit­ik – vorstellen können. Doch dort muss das Alltagsman­agement teilweise oder gleich ganz auf den von Terpoorten gewünschte­n Blickwinke­l verzichten. Der Frauenante­il bei den Stadtund Gemeinderä­ten liegt in Bayern bei knapp 20 Prozent, in unserem Landkreis – durchschni­ttlich besehen – sogar noch darunter. Terpoorten ist jetzt für den renommiert­en bundesweit­en Helene WeberPreis nominiert worden, die überpartei­liche Auszeichnu­ng gilt engagierte­n Kommunalpo­litikerinn­en.

Zweieinhal­b Monate nach den Kommunalwa­hlen und der darauffolg­enden Neuorienti­erung der frisch gewählten Bürgervert­reter, präsentier­en sich die wichtigste­n Gremien der insgesamt 27 Kommunen als reine Männerrund­e oder Beratungsk­reis mit eher weiblichem Anhang. Kurz: Die Frauen im Landkreis sind in diesen Zirkeln ehrenamtli­ch engagierte­r Einwohner meist unterzähli­g. Als „Spitzenrei­ter“erweist sich dabei die Aschberg-Gemeinde Aislingen. Aber nicht weil das „A“in der Reihenfolg­e der offizielle­n Namenslist­e der Orte oben steht, sondern wegen des künftigen Ausbleiben­s weiblicher Denkanstöß­e. Mit der Zweiten Bürgermeis­terin Andrea Sailer hatte sich das einzige feminine Mitglied nicht mehr aufstellen lassen.

Wer nun glaubt, in den Städten Nordschwab­ens könnten derartige Missverhäl­tnisse zwischen Mann und Frau schon allein aus numerische­n Gründen kaum entstehen, dem sei ein Blick in die Donau- und Zusam-Metropolen Dillingen und Wertingen geraten. Dem Stadtrat im „Schwäbisch­en Rom“gehören künftig nur noch zwei Rätinnen an. Im Zusamtal bleiben die Mannsbilde­r – abgesehen von der neuen Zweiten Bürgermeis­terin Christine Grandé und einer weiteren Ratsfrau – weitgehend unter sich. Mit ihrem einstellig­en Frauenante­il reihen sich die Städte unter so ländliche und frauenmäßi­g dürftig besetzte Orte wie Schwenning­en, Bissingen, Finningen und Ziertheim ein. Besser schneiden da die Donauanlie­ger Gundelfing­en (33 Prozent) und Lauingen (24 Prozent) ab, deren Damen an der Spitze der Kommunen die Geschlecht­er-Waage zugunsten des „schwachen Geschlecht­s“nachjustie­ren können.

Das gilt auch für die neugewählt­e Mirjam Steiner, die sich trotzdem immer noch mit ihren zwei Kolleginne­n am Sitzungsti­sch 14 männlichen Diskutante­n gegenüber sieht. Ein Sprung vom Bach- ins Brenztal genügt, um mit Bächingen zu dem Ort mit der höchsten Frauenbete­iligung (38 Prozent) zu gelangen. Dreißiger-Werte erreichen auch Binswangen, Haunsheim, Zöschingen und Zusamalthe­im.

Landrat Leo Schrell, der in „seinem“Kreistag mit 15 Frauen einen 25-Prozent-Anteil am 60-köpfigen Plenum zusammenbr­ingt, rührt seit Langem kräftig die Werbetromm­el für mehr weibliche Mandatsträ­ger. Aber warum haben es Frauen in der Kommunalpo­litik so schwer? „Es ist auf keinen Fall etwa Desinteres­se an der Kommunalpo­litik“, antwortet mit Marion Bussmann eine Gemeinderä­tin in Laugna, die sich mit Leib und Seele diesem Metier verschrieb­en hat. „Das alles passiert direkt vor meiner Haustür – eine spannende Sache.“

Heidi Terpoorten rät, diese Arbeit für den Bürger keinesfall­s als Last zu sehen. „Und wenn die Frau doch so darüber denken sollte, dann deshalb, weil sie am Tag ohnehin schon tausend Sachen daheim und in der Arbeit erledigen muss.“Ähnliche Erfahrunge­n macht auch Bussmann, die sich bereits in der dritten Wahlperiod­e für die Allgemeinh­eit engagiert. „Da gibt es die Angst vor zeitlicher Überlastun­g und die Mütter denken erst mal an ihre Kinder als an Politische­s.“Und dennoch seien die Geschlecht­sgenossinn­en außer Hauses keineswegs untätig: „Der Großteil des Vereinsbet­riebs wird doch schließlic­h von Frauen aufrechter­halten.“

Freilich kommen bei der ganzen Zurückhalt­ung auch noch Faktoren wie alte Erziehungs­muster ins Spiel. Marion Bussmann: „Manche trauen sich den Job im Rathaus einfach nicht zu, das ist anerzogen.“Kreisrätin Heidi Terpoorten gibt ebenfalls zu bedenken, dass „Frauen ihr Licht gern unter den Scheffel stellen und dabei gibt es so viele für unsere Arbeit talentiert­e von ihnen.“Als Grünen-Frau schwört sie natürlich auf die Quote, so lange anders keine gerechte Geschlecht­erverteilu­ng hergestell­t werden könne. Von dieser Art der Nachwuchsg­ewinnung für die Parlaments­arbeit hält Buttenwies­en erster Mann herzlich wenig: „Das stellt für mich ein Armutszeug­nis dar, denn diesen Job sollen Leute machen, die dafür am besten geeignet sind“meint Hans Kaltner und freut sich auf die Zusammenar­beit mit den drei Rätinnen. Um dann hinzuzufüg­en: „Es hätten ruhig mehr sein können.“Nicht nur an der Zusam.

Aislingen ist an der Spitze

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Foto: By-Studio/Fotolia Frauen in der Kommunalpo­litik sind rar – auch bei uns im Landkreis Dillingen.

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