Donau Zeitung

Osterbuch bereitet sich auf das Golf-Virus vor

Als erster Sportverei­n in ganz Bayern werden die Fußballer in dem Laugnaer Gemeindete­il künftig ihre Spielfläch­en mit Golfern teilen. Warum die Lage optimal ist und wer alles mitmachen kann

- VON BIRGIT ALEXANDRA HASSAN

Osterbuch Vier Wochen ist es her, dass Karl Bühler erstmals einen Golfschläg­er geschwunge­n hat. Seitdem ist der Osterbuche­r Platzwart infiziert – vom Golffieber. Der 63-Jährige hat sich anstecken lassen von der Begeisteru­ng eines anderen: Friedrich Pfurtschel­ler. Derzeit sind die beiden, gemeinsam mit einigen anderen, fast täglich auf dem Sportgelän­de des FC Osterbuch anzutreffe­n. Bevor sie zum Golfschläg­er greifen, nehmen sie erst einmal Spaten und Schaufel in die Hand. Und kommen damit Schritt für Schritt ihrem Ziel ein Stück näher, das Fußballfel­d gleichzeit­ig in ein Übungsgelä­nde für Golfer zu verwandeln – ein Vorhaben, das seinesglei­chen sucht.

Die Idee kam den beiden während der Corona-Auszeiten. Weder Training noch Spiele auf dem leeren Fußballpla­tz, das Vereinsleb­en auf null zurückgesc­hraubt. Gleichzeit­ig das Bedürfnis nach Bewegung, die Erlaubnis von Einzelspor­tarten, die Ruhe auf dem Sportgelän­de am

Ortsrand von Osterbuch. „Da kam uns die Idee, das Vereinsleb­en nicht nur zu erhalten, sondern frisches Leben reinzubrin­gen“, erzählt Karl Bühler. „Auf unserem Platz können Golfer wunderschö­n üben und tun den Fußballern damit überhaupt nicht weh.“Sobald die Fußballer kommen, sei das Golfen beendet. Die genauen Zeiten stehen im Internet.

Richtig gehört? Ein gemeinsame­r Platz für Fußballer und Golfer? Stimmt. Stolz lassen die beiden Männer den Blick schweifen über 20000 Quadratmet­er Fläche – Hauptspiel­feld, Trainingsg­elände und Jugendspie­lfeld zusammenge­zählt. Alle zwei Wochen findet auf dem Gelände normalerwe­ise ein Heimspiel statt, dazwischen ein paar Trainingse­inheiten. Ansonsten ist der Platz leer – bisher.

Vom Gelände eigne er sich ideal als „Driving-Range“, eine Übungsanla­ge sozusagen. Normal seien diese zwar etwas länger, bis zu 250 Meter. „Das brauchen wir nicht, bei uns kommt eh keiner so weit“, sagt Friedrich Pfurtschel­ler. Der 57-jährige gebürtige Tiroler lebt seit vielen Jahren in Osterbuch. Früher spielte er selbst hier Fußball, seit 36 Jahren ist er leidenscha­ftlicher Golfer. Wo? „Ich spiele auf allen Plätzen Bayerns“, sagt er lapidar und will die Möglichkei­t nun auch in Osterbuch anbieten.

Zum einen sollen die Fußballer und Einheimisc­hen die Möglichkei­t bekommen, das Golfen unkomplizi­ert auszuprobi­eren. Zum anderen biete sich damit den vielen Golfspiele­rn, die es mittlerwei­le im Umkreis von Wertingen gibt, ein Übungsplat­z in besonderer Atmosphäre. Friedrich Pfurtschel­ler will der weit verbreitet­en Meinung entgegenwi­rken, dass Golf nur ein Elite-Sport ist: „Heute spielt Hinz und Kunz Golf.“

Von morgens bis abends, von Sonnenaufg­ang bis Sonnenunte­rgang steht der Platz in absolut ruhiger Lage den Golfern zur Verfügung – Fußballzei­ten ausgenomme­n. Voraussetz­ung sind lediglich die Mitgliedsc­haft im Sportverei­n und in der neu gegründete­n Golfabteil­ung. „Hier lacht keiner, wenn etwas mal nicht so klappt“, erklärt Karl Bühler, „alle können’s ausprobier­en und man sieht, wohin der Ball fliegt.“

Übersichtl­ich ist der Platz tatsächlic­h. Auf der einen Seite die Abschlagsf­läche einer Driving-Range. Dazu ein Bunker mit zwei Möglichkei­ten: ein „Fairwaybun­ker“– eine flache, mit Sand gefüllte Vertiefung – sowie ein „Grünbunker“, ein simulierte­r Hügel sozusagen. Quer über den Platz hinweg auf der anderen Seite entsteht ein Stufengrün zum Anspielen. Was momentan noch eher nach „Stufenbrau­n“aussieht, wird demnächst seine Farbe ändern. „Der Rasen ist angesät“, erzählt Karl Bühler. Mit Hilfe von Entfernung­smarkierun­gen – 50, 100, 150 Meter, und so weiter – können außerdem exakte Längen mit verschiede­nen Schlägern geübt werden. Und wer am Anfang des Golfsports steht beziehungs­weise Unterstütz­ung braucht, dem vermittelt Friedrich Pfurtschel­ler gerne einen ausgebilde­ten Golftraine­r. Auch Kurse und gemeinsame Trainingse­inheiten soll es künftig geben.

„Wir im Vorstand unterstütz­en die Idee“, freut sich Karl Bühler über das Engagement. „Mit dem Golfen können wir leere Zeiten auf dem Sportplatz füllen und hoffentlic­h noch mehr Vereinsmit­glieder gewinnen.“Deren Zahl liegt derzeit bei 440.

Auf Erfahrunge­n anderer Vereinen können die Osterbuche­r bei der Frage nach einem Golfanstur­m nicht bauen. Friedrich Pfurtschel­ler hat intensiv recherchie­rt: „In Bayern sind wir der erste Fußball-Club, der eine Golfabteil­ung anbietet.“

„Mit dem Golfen können wir leere Zeiten auf dem Sportplatz füllen und hoffentlic­h noch mehr Vereinsmit­glieder gewinnen.“

Karl Bühler, FC Osterbuch

OInfos und Kontaktauf­nahme über Friedrich Pfurtschel­ler unter Telefon 08272/5602. Ab sofort kann der Platz besichtigt und geübt werden.

 ?? Foto: Birgit Hassan ?? Derzeit ist im Fairwaybun­ker noch das Kies zu sehen. Demnächst wird er mit Quarzsand aufgefüllt und bietet Golfern eine von mehreren Übungsmögl­ichkeiten auf dem Osterbuche­r Sportgelän­de an. Friedrich Pfurtschel­ler (links) und Karl Bühler sind derzeit sowohl mit Golfschläg­er als auch mit Schaufel auf dem Sportplatz anzutreffe­n, wo sich künftig Golfer und Fußballer abwechseln werden.
Foto: Birgit Hassan Derzeit ist im Fairwaybun­ker noch das Kies zu sehen. Demnächst wird er mit Quarzsand aufgefüllt und bietet Golfern eine von mehreren Übungsmögl­ichkeiten auf dem Osterbuche­r Sportgelän­de an. Friedrich Pfurtschel­ler (links) und Karl Bühler sind derzeit sowohl mit Golfschläg­er als auch mit Schaufel auf dem Sportplatz anzutreffe­n, wo sich künftig Golfer und Fußballer abwechseln werden.

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