Er hat Dillingens Geschichte erlebbar gemacht
Karl Baumann engagierte sich ein halbes Jahrhundert als Stadtheimatpfleger. Ein Werk ist besonders anerkannt
Dillingen Ein halbes Jahrhundert lang – ab 1970 – war Karl Baumann Stadtheimatpfleger in Dillingen. Und hat in dieser Zeit die Geschichte der Großen Kreisstadt in vielen Bereichen aufgearbeitet, dokumentiert und für kommende Generationen erlebbar gemacht. Nun hat der 85-Jährige dieses Ehrenamt an Arnold Schromm übergeben. Oberbürgermeister Frank Kunz, Bezirksheimatpfleger Peter Fassl, Kreisheimatpfleger Alois Sailer, Dieter Schinhammer als Vorsitzender des Historischen Vereins, Kulturreferent Marcus Jonietz und Stadtbaumeister Bernhard Adler würdigten bei einer Feierstunde im kleinsten Kreise die Verdienste Baumanns – und sprachen dem ausscheidenden Stadtheimatpfleger ihren Dank und Respekt aus.
In seiner Laudatio hob Kunz die Leistungen des pensionierten Studiendirektors hervor. „Fünf Jahrzehnte lang waren Sie als Stadtheimatpfleger ein mit gewaltiger Sachkenntnis ausgestatteter, geschätzter Berater der Stadt in allen denkmalpflegerischen Aufgaben. Mit riesiger Leidenschaft haben Sie sich in all dieser Zeit für die Belange der Heimatpflege und der Historie eingesetzt“, sagte Kunz. Gelungen sei ihm dabei stets der „Spagat“zwischen den Erwartungen des Denkmalamtes und denen einer sich entwickelnden Stadt.
Von 1982 bis 1987 betreute Baumann zusätzlich ehrenamtlich das Stadtarchiv. Diese Tätigkeit endete mit der Einstellung von Rudolf Poppa. Und darüber hinaus gab Baumann auch viele Jahre lang Stadtführungen.
Kunz ging auch auf die Vita Baumanns ein: Nach dem Besuch des Humanistischen Gymnasiums Dillingen studierte Baumann Anglistik sowie Sport und belegte gleichzeitig auch historische Vorlesungen und Seminare. Dieses Wissen brachte er auch beim Historischen Verein Dillingen ein, in dem er ab 1975 lange Jahre „Erster Konservator“war. In dieser Funktion sorgte er auch für den Ankauf wertvoller Dokumente Dillinger Provenienz, sodass die Bestände des Stadt- und Hochstiftmuseums ergänzt und vervollständigt werden konnten. Diese bleibende Leistung hob auch Dieter Schinhammer im Namen des Vereins hervor.
Wertvolle Dienste als Chronist der Stadt leistete Baumann auch als Verfasser stadtgeschichtlicher Abhandlungen. Sowohl im Jahrbuch des Historischen Vereins wie auch in zahlreichen Veröffentlichungen in der Donau-Zeitung und weiteren Presseorganen arbeitete er Themen der unterschiedlichsten Art auf. Seine publizistische Tätigkeit zeigte sich auch in mehreren von ihm verfassten und verlegten Werken über Dillingen, die bis heute in vielen
Haushalten zu finden sind: „AltDillingen“, „Dillingen – Erbe und Auftrag“, „Dillingen a.d.Donau – Ein Stück Vergangenheit“, „Dillingen a.d.Donau – Ein Hauch von Nostalgie“, „Alt-Dillinger Handwerk“. Dazu kommen Kataloge wie etwa „Dillingen, eine feine wohlgebaute Stadt an der Donau“zu der gleichnamigen, von ihm konzipierten Ausstellung. Auch die Broschüre anlässlich der Sanierung des ehemaligen „Steichele-Hauses“, des jetzigen Pfarrhofs von St. Peter, stammt aus der Feder Karl Baumanns. Und hoch anerkannt ist auch sein Werk „Dillingen im Jahre 1945“, an dem er viele Jahre arbeitete und das von der Stadt herausgegeben wurde.
Dass das heimatpflegerische Wirken von Karl Baumann weit über die Stadtgrenzen hinaus Beachtung fand, zeigte sich auch darin, dass der Bayerische Landesverein für Heimatpflege ihn mit der Verdienstmedaille für vorbildliche heimatpflegerische Leistungen ehrte. Dies betonten auch Bezirksheimatpfleger Fassl und Kreisheimatpfleger Sailer bei der Feierstunde. „Als Ausdruck der Dankbarkeit und Wertschätzung für seinen herausragenden Einsatz für unsere Stadt verlieh der Dillinger Stadtrat Karl Baumann 1987 den Bürgerbrief“, erläuterte Kunz. Anlässlich seines 70. Geburtstags im Jahr 2005 folgte die Auszeichnung mit der Goldenen Bürgermedaille.
Kunz dankte auch Baumanns Ehefrau Annemarie: „Sie haben das zeitintensive Ehrenamt Ihres Mannes immer durch Ihr Verständnis mitgetragen und ermöglicht – 50 Jahre lang.“Für die Bereitschaft von Arnold Schromm, die Nachfolge als Stadtheimatpfleger zu übernehmen, sei man vonseiten der Stadt dankbar. In den zurückliegenden Jahren hatten Baumann und Schromm das Amt übergangsweise bereits gemeinsam ausgeübt. Abschließend bedankte sich Karl Baumann bei allen Beteiligten für die gute Zusammenarbeit und wünschte seinem Nachfolger alles Gute: „Es war mir eine Herzensangelegenheit und Ehre, mich für die Stadt Dillingen als Stadtheimatpfleger engagieren zu dürfen.“