Donau Zeitung

Pyro‰Firmen wollen Schadenser­satz

Nach dem Ausfall des Feuerwerks beim Fetzer-See beklagen sie sechsstell­ige Verluste

- VON ANDREAS SCHOPF

Gundelfing­en Nach der umstritten­en Absage der Feuerwerks­veranstalt­ung beim Fetzer-See droht ein juristisch­es Nachspiel. Der Chef der Pyrotechni­k-Firma, die hauptsächl­ich hinter der Produktvor­führung stand, beklagt einen immensen finanziell­en Schaden und möchte prüfen, ob er rechtlich gegen Grundstück­seigentüme­r Alexander Fetzer vorgehen kann. Der hatte das seit Monaten geplante Event nach einem Artikel unserer Redaktion kurzfristi­g abgesagt – und dadurch den Zorn der Branche auf sich gezogen.

Malte Klein, Eigentümer der Argento GmbH aus Zossen in Brandenbur­g, war die treibende Kraft hinter der Veranstalt­ung zwischen Gundelfing­en und Günzburg. Hauptsächl­ich seine Firma wollte 400 Gästen und Geschäftsp­artnern ihre Produkte präsentier­en und verkaufen. Durch die Absage sei ein direkter finanziell­er Schaden von mindestens 20 000 Euro entstanden, sagt Klein. Diese Summe setze sich zusammen aus gekauftem Material, bezahlten Firmen, Helfern, Unterkünft­en, Mieten für Fahrzeuge, Equipment, Zelten, Bänken – davon viele zum Einhalten der Abstandsre­geln– oder Security zum Überwachen des Hygienekon­zepts. Daneben gebe es zudem indirekte Folgeschäd­en. „Nach erfolgreic­her Präsentati­on

vor Ort hätten wir natürlich viel unserer Ware verkauft, was nun vermutlich nicht zustande kommt“, beklagt Klein. Auch hätte Filmmateri­al produziert werden sollen, zur Bewerbung der Artikel etwa in sozialen Medien, um so den Umsatz anzukurbel­n. „Hier sprechen wir durchaus von sechsstell­igen Umsätzen, die uns hierdurch entgehen“, schätzt der Unternehme­r und kündigt an: „Wir werden selbstvers­tändlich prüfen, ob es eine rechtliche Grundlage gibt, um Schadenser­satz zu fordern.“

Klein verweist außerdem auf den persönlich­en Schaden der einzelnen Teilnehmer. Diese hätten sich teils Urlaub genommen, seien mitunter mit der Familie 700 Kilometer einfach angereist und hätten für Fahrt und Übernachtu­ng mehrere hundert Euro investiert. „Ein Teilnehmer, der Auslagen von 600 bis 700 Euro hatte, hat bereits geschriebe­n, dass er die Sache auf jeden Fall einem Anwalt übergeben möchte“, berichtet Klein. Dazu würden Ausfälle im Gastro- und Hotelberei­ch kommen. Parallel zur Prüfung einer Schadenser­satzklage müsse man nun eine neue Produktprä­sentation planen, was erneut mit Arbeit und Kosten verbunden sei.

Vor diesem Hintergrun­d bezeichnet Klein das Verhalten des Kiesuntern­ehmers Alexander Fetzer als

„absolut inakzeptab­el“. „Hätten wir die Informatio­n nur einen Tag eher gehabt, wären nicht dutzende Leute umsonst quer durch Europa gefahren und hätten nicht viel Geld für nichts bezahlt.“

In dem Artikel, der am späten Freitagnac­hmittag zunächst online erschien, hatten Tier- und Umweltschü­tzer der Organisati­on Peta die für Samstag geplante Veranstalt­ung scharf kritisiert. Daraufhin sagte der Grundstück­seigentüme­r das Event noch am Abend ab. Die Organisato­ren versuchten in der Not, das Treffen kurzfristi­g an einen anderen Ort zu verlegen – nach Haldenwang im Landkreis Günzburg. Wie Bürgermeis­terin Doris Egger auf Anfrage bestätigt, bekam sie am Freitagabe­nd einen Anruf, mit der Anfrage, ob das „Vorschieße­n“auf dem Gemeindege­biet möglich wäre. Es ging demnach um ein etwas abgelegene­s Privatgelä­nde, dessen Eigentümer bereit gewesen wäre, das Feuerwerk bei sich stattfinde­n zu lassen. Egger informiert­e sich nach eigenen Angaben, sprach diesbezügl­ich auch mit dem Günzburger Landrat Hans Reichhart. „In der Kürze der Zeit war allerdings überhaupt nichts machbar“, sagt Egger. Schließlic­h brauchte es für das Event am Fetzer-See monatelang­e Planungen sowie diverse Genehmigun­gen. So stand am Samstagmor­gen fest, dass die Veranstalt­ung endgültig platzt.

Die Argumente, die Grundstück­seigentüme­r Alexander Fetzer für seine Absage ins Feld führte, lösten bei den Betroffene­n Unverständ­nis aus. Zum einen habe er angeblich bis zum Erscheinen des Artikels nicht gewusst, dass 400 Teilnehmer zum Event gekommen wären. So schilderte es Fetzer in einem Interview am Samstag. Der Organisato­r Ulrich Mohl hält in einer Stellungna­hme entgegen, dass man bereits im August eine zweiseitig­e schriftlic­he Informatio­n, auch mit der Zahl der Teilnehmer, dem Grundstück­sbesitzer habe zukommen lassen. Dieser bestätigte angeblich das Schreiben Ende August. Das Argument, dass die Veranstalt­ung in Corona-Zeiten gefährlich gewesen wäre, bezeichnet Klein als „fadenschei­nig“: „Dr. Ulrich Mohl trägt als Chefarzt die Verantwort­ung für ganze Kliniken und hat im Rahmen seiner weitreiche­nden Erfahrung auf dem Gebiet das Hygiene-Konzept erarbeitet.“Auch im Bereich Umweltschu­tz möchte Klein den Vorwürfen entgegentr­eten. Er hat nachgerech­net: „Ein Teilnehmer, der von Stuttgart aus umsonst angereist ist mit einem Pkw, mit einem Verbrauch von 9,5 Litern Benzin pro 100 Kilometer, hat bereits mehr CO2 produziert, als unser komplettes Feuerwerk dies getan hätte.“

Grundstück­seigentüme­r Alexander Fetzer will sich zu den Vorgängen nicht mehr äußern. Auf Anfrage teilt seine Firma mit: „Wir möchten in dieser Angelegenh­eit keine weiteren Angaben machen.“

Kurzfristi­g wollte man in den Kreis Günzburg ausweichen

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