Donau Zeitung

Quetschend­atschi vertreibt düstere Gedanken

Die Gruppe besticht in der Alten Synagoge in Binswangen mit einem enormen Können auf ihren Instrument­en

- VON BERNHARD PROBST

Binswangen In Zeiten von Corona ist es wohltuend, wieder das zeitweise völlig zum Erliegen gekommene Livemusik-Erlebnis zu genießen. Dafür sorgte das Team der Binswanger Synagoge, das am Samstag gleich zwei Konzerte der Gruppe „Quetschend­atschi“präsentier­te.

Quetschend­atschi – das sind Stefan Hegele an Helikon und Gitarre, Sabrina Walter an Hackbrett und Harfe sowie Johannes Sift an der steirische­n Harmonika. Der Stil der Gruppe verbindet die bayerische Volksmusik mit Einflüssen aus den Musiktradi­tionen Osteuropas, Frankreich und den USA.

Dies ergibt ein vielfältig­es, durch die besondere Besetzung allerdings nicht zusammenha­ngloses Stilgemisc­h, das den Klangraum der Alten Synagoge ohne Verstärkun­g ausfüllen konnte, auch wenn ein Mischpult vielleicht geholfen hätte, alle Instrument­e auf ein homogenes Klangnivea­u zu bringen. Denn so stellten die Musiker sich selbst in den Schatten, da Harfe und Gitarre zwar bemerkensw­ert gekonnt gespielt, aber manchmal nicht so gut gehört wurden, da sie gegen die Steirische der Lautstärke wegen nicht ankamen.

Nach einem Walzer zur Begrüßung folgte ein in einer Synagoge passender Ausflug in die KlezmerMus­ik,

die der Tradition des osteuropäi­schen Judentums entsprang. Dabei reichte das Gespielte von einem Hochzeitst­anz über Jägermusik hin zum „Alwinu Malkenu“, einer Vertonung des wichtigen jüdischen Gebetes.

Es folgte ein Ausflug in die heimische Musiktradi­tion mit der Musik von Anna Maria Leyerseder­in. Diese Musik wurde in Form von Handschrif­ten 1980 auf einem Wippstette­r Dachboden gefunden, sie gelten als die ältesten Dokumente ihrer Art. Diese archaische­n Tänze werden nur sehr selten und von nur sehr wenigen Interprete­n gespielt – Quetschend­atschi gehört dazu. Es folgte ein allem Anschein viel zu früh kommender Programmpu­nkt – ein Weihnachts­stück, besser gesagt der „Dreikönigs­marsch“. Warum? Die Antwort: Wenn man nur mit dem Kamel unterwegs ist, braucht man für den Weg schon ein Jahr, man könne es also immer spielen. Der Marsch war eine von Johannes Sifts Eigenkompo­sitionen. Eine solche folgte – eine klangliche Entführung in den „Eibenwald“zu den tanzenden Elfen.

Die Gruppe bestach durch enormes Können auf ihren Instrument­en, mit denen sie ihrem Publikum eine große Freude machten. An Corona dachte keiner mehr. Erst nach drei Zugaben ließen die Hörer Quetschend­atschi gehen.

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Foto: B. Probst Sie boten ein schönes Konzerterl­ebnis in der Synagoge: Sabrina Walter, Johannes Sift und Stefan Hegele von der Gruppe Quetschend­atschi.

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