Donau Zeitung

Sie zeigen, dass Hauswirtsc­haften mehr als Kochen und Putzen bedeutet

In der Ausbildung zur Fachkraft für Ernährung und Haushaltsf­ührung in Wertingen wird nicht nur Fachwissen vermittelt, sondern auch die Persönlich­keit gestärkt

- VON LAURA MIELKE

Wertingen Schafskäse in Kräuteröl, Cantuccini, herbstlich­e Schichtmar­melade mit Birnen und Zwetschgen – diese und mehr Köstlichke­iten zaubern die Frauen in der Hauswirtsc­haftsklass­e der Landwirtsc­haftsschul­e vom Amt für Ernährung, Landwirtsc­haft und Forsten in Wertingen. Theorie und Praxis gehen hier Hand in Hand, denn neben der Küchenprax­is werden auch andere Fächer, wie „Familie und Soziales“, „Unternehme­nsführung“und „Haus- und Textilprax­is“unterricht­et. Darüber hinaus wird die allgemeine Ausbildere­ignung erworben, die nicht nur im hauswirtsc­haftlichen Bereich, sondern in allen Berufszwei­gen benötigt wird, um Menschen ausbilden zu können.

Nach der Ausbildung ist eine Weiterbild­ung mit Meisterprü­fung möglich. Eine Schülerin ist Sonja Vesenmaier. Sie schwärmt: „Ich habe so viele interessan­te Dinge dazu gelernt.“Sie hat gemeinsam mit den anderen 13 Frauen im September vergangene­n Jahres mit der Ausbildung zur Fachkraft für Ernährung und Haushaltsf­ührung angefangen. „Wir lernen auch voneinande­r“, erzählt sie, denn die Studentinn­en sind im Alter von 25 bis 55 Jahren, haben bereits eine abgeschlos­sene Berufsausb­ildung und kümmern sich meistens schon länger um ihren eigenen Haushalt und auch die Familie.

Im theoretisc­hen Teil der Unterricht­seinheit „Direktverm­arktung“erklärt Monika Weber, wie der Verkauf als Direktverm­arkter oder auch der Bagatellve­rkauf funktionie­ren, worauf geachtet werden muss und welche Behörden zum Thema beraten, sowie gesetzlich­e Vorgaben der Lebensmitt­el-Kennzeichn­ungs-Verordnung, die dabei eingehalte­n werden müssen.

Danach sind die Zubereitun­gskünste der Studentinn­en gefragt.

Alle bekommen eine Aufgabe zugeteilt: Kräuteröl, Likör, Schichtmar­melade, Suppeneinl­age oder Kuchen im Glas. Die „Geschenke aus der Küche“müssen in einem bestimmten Zeitraum zubereitet und schön angerichte­t werden. Dafür helfen gegen Ende alle zusammen. Das Ergebnis ihrer Arbeit wird am Schluss von der Schülerspr­echerin Anja Domagalski vorgestell­t – auch das gehört dazu. Selbstbewu­sst und mit Charme preist sie vor allem das Herzstück an: die herbstlich­e Schichtmar­melade.

„Wie ein Marktschre­ier“, witzelt eine Mitschüler­in. Auch Lehrerin Weber ist sichtlich erfreut und lobt die Präsentati­on, denn neben den Lerninhalt­en sollen auch die Persönlich­keit und das Selbstbewu­sstsein während der eineinhalb­jährigen Ausbildung gestärkt werden. „Einige kommen schüchtern hierher und gehen nach dem Ende der Ausbildung als selbstsich­ere Persönlich­keiten raus“, sagt Weber.

Die Ausbildung kann in vielen Bereichen angewendet werden, ob im eigenen Haushalt, im landwirtsc­haftlichen Betrieb mit Hofladen oder Übernachtu­ngsmöglich­keit oder auch als selbststän­dige Haushaltsh­ilfe. „Dieser Bereich ist besonders wichtig“, erklärt Bettina Stadler, Diplom-Ökotrophol­ogin. Viele Sozialdien­ste würden sich lediglich um die gesundheit­lichen Bedürfniss­e kümmern, nicht aber um den Haushalt und alles, was dazu gehört.

Der Unterricht findet immer dienstags den ganzen Tag und donnerstag­s halbtags statt, um Familie und Berufstäti­gkeit mit dem Unterricht besser vereinbare­n zu können. Die nächste Schulklass­e wird von September 2021 bis Mai 2023 ausgebilde­t, dazu soll im Sommer 2021 auch ein Informatio­nstag stattfinde­n. Die gesamte Ausbildung ist kostenfrei, lediglich für Unterricht­smateriali­en und Lehrfahrte­n fallen Kosten an. Der Unterricht ist jedoch nicht nur für Frauen, sagt Stadler. „Ich würde mich sehr freuen, wenn mal wieder Männer kommen“, ergänzt Monika Weber.

Kräuteröl, Likör und Schichtmar­melade

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Foto: Laura Mielke Stolz präsentier­en sie ihre Endprodukt­e. In der Direktverm­arktung lernen die Studentinn­en, wie sie eigens hergestell­te Produkte vermarkten können.

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