Donau Zeitung

Niedrigloh­n im Landkreis

IG BAU kritisiert Lohn-Drückerei

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Dillingen 40 Stunden Arbeit pro Woche und trotzdem bleibt es klamm im Portemonna­ie: Aktuell arbeiten im Landkreis laut Pressemitt­eilung 17 Prozent aller Vollzeit-Beschäftig­ten im Niedrigloh­nsektor. Insgesamt rund 3700 Menschen erzielen trotz voller Stundenzah­l ein Einkommen unterhalb der amtlichen Niedrigloh­nschwelle von derzeit 2350 Euro brutto im Monat (Wert für Westdeutsc­hland). Darauf hat die Gewerkscha­ft IG BAU hingewiese­n. Die Zahlen gehen aus einer Antwort der Bundesregi­erung auf eine Anfrage der Linken-Fraktion im Bundestag hervor.

„Dass selbst eine Vollzeitst­elle häufig nicht ausreicht, um finanziell halbwegs abgesicher­t zu sein, ist alarmieren­d“, sagt Michael Jäger, Bezirksvor­sitzender der IG BAU Schwaben. In der Region zählten unter anderem die Landwirtsc­haft, die Gebäuderei­nigung und die Floristik zu den Branchen, in denen besonders wenig gezahlt werde. Grund dafür sei auch die schwindend­e Tarifbindu­ng. „Je mehr Firmen aus Tarifvertr­ägen aussteigen, desto schlechter­e Karten haben die Beschäftig­ten. Es droht eine immer tiefere Spaltung des Arbeitsmar­ktes“, warnt Jäger. Diese werde durch die Corona-Pandemie teils verschärft: Beschäftig­te im Handwerk könnten nur selten Homeoffice machen. Wegen hoher Mieten in den Städten müssten sie zudem Pendelwege in Kauf nehmen.

Der Gewerkscha­fter ruft die Unternehme­n dazu auf, sich zu Mitbestimm­ung und Tarifauton­omie zu bekennen: „Die Sozialpart­nerschaft ist ein Erfolgsmod­ell, das den Beschäftig­ten – und den Betrieben – über Jahrzehnte wachsenden Wohlstand beschert hat. Sie darf nicht unter die Räder kommen.“Nach Untersuchu­ngen der Hans-BöcklerSti­ftung profitiere­n davon auch die Firmen. In tarifgebun­denen Unternehme­n steige die Produktivi­tät, Mitarbeite­r seien motivierte­r.

„Aber auch die Politik ist am Zug. Sie sollte mehr für die Tarifbindu­ng tun“, erklärt Jäger und nennt das Beispiel des Maler- und Lackiererh­andwerks: Dort haben Gesellen Anspruch auf einen tarifliche­n Mindestloh­n von 13,50 Euro pro Stunde. Diese Lohnunterg­renze wurde von der Politik für die ganze Branche zur Pflicht gemacht. Zum Vergleich: Der gesetzlich­e Mindestloh­n liegt aktuell bei 9,35 Euro pro Stunde. „Klar ist aber auch: Je mehr Menschen sich in den Gewerkscha­ften engagieren, desto mehr lässt sich gegenüber den Arbeitgebe­rn heraushole­n“, so Jäger.

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