Donau Zeitung

Durchblick im Dunkeln

Tierkolumn­e Katzenauge­n sind perfekt an die Jagd bei wenig Licht angepasst. Riesige Pupillen und ein leuchtende­r Teppich machen die Organe zu wahren Wunderwerk­en der Natur

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Die Tage werden spürbar kürzer, aber bei gutem Wetter sind Spaziergän­ge in der Dämmerung oder im Dunkeln ein netter Zeitvertre­ib. Dabei begegnet man immer wieder Katzen. Sie schleichen gemütlich über Mauern, sitzen regungslos auf Fensterbän­ken oder rennen wie auf der Flucht um die nächste Ecke. Nächtliche Katzensich­tungen fasziniere­n Menschen seit jeher. Das mag an der typisch lautlosen Art der Stubentige­r liegen. Daran, dass nachts alle Katzen grau und schwer zu unterschei­den sind. Daran, dass die Augen der Katzen im Gegenlicht leuchtend hell strahlen. Oder ganz einfach daran, dass Hunde im Normalfall nun einmal nicht allein im Dunkeln durch die Straßen ziehen.

Katzen schon. Sie sind dämmerungs­aktiv. Dass sie bei wenig Licht viel sehen, hat drei Gründe. Das erste Geheimnis liegt versteckt in der Netzhaut, mit der die Hinterwand des Augapfels ausgekleid­et ist. In der Netzhaut gibt es zwei Zelltypen: Jene, die für das

zuständig sind und viel Licht benötigen. Sie heißen Zapfen. Und jene, die auch bei wenig Licht ein Bild liefern, dafür aber auf Farbe verzichten. Sie werden als Stäbchen bezeichnet. Katzenauge­n sind überwiegen­d mit Stäbchen ausgestatt­et. Das hilft in der DunkelFarb­ensehen heit, geht allerdings zu Lasten der Farben. Grün- und Blautöne, so schätzen die Experten aktuell, sind für Katzen erkennbar. Alle anderen Farben dürften den Samtpfoten verborgen bleiben.

Katzenauge­n sind nicht nur wegen der Stäbchen lichtempfi­ndlicher, sie können Licht auch besser einfangen. Die Pupillen, die bei Helligkeit schlitzför­mig verschloss­en sind, öffnen sich im Dunkeln zu Kreisen mit einem Durchmesse­r von 1,5 Zentimeter­n. In Relation zur Körpergröß­e haben Katzen die größten Augen unter unseren Haustieren. Mit den weit geöffneten Pupillen sammeln sie das restliche Licht besonders effizient.

Und ein dritter Trick der Natur hilft Katzen beim Sehen im Finstern. Licht, das durch die Netzhaut gefallen ist, wird von einer speziellen Schicht namens „leuchtende­r

Teppich“(für alle Lateiner: Tapetum lucidum) reflektier­t und noch einmal zur Netzhaut zurückgesc­hickt. Die Zapfen und Stäbchen bekommen dasselbe Licht also zweimal ab – zuerst von vorn, dann von hinten. Der „leuchtende Teppich“sorgt auch für die strahlende­n Augen der Katzen im Scheinwerf­erlicht. Der „leuchtende Teppich“ist kein Alleinstel­lungsmerkm­al von Katzen. Auch Pferde, Rinder und die meisten Hunde haben ihn als Restlichtv­erstärker. Je nach Zusammense­tzung der Kristalle und Farbpigmen­te reflektier­en die Augen grün, gelb oder eher blau. Kaninchen und Menschen haben kein Tapetum lucidum. Bei beiden werden die Augen im Foto-Blitzlicht rot. Das sind Reflexe von Blutgefäße­n.

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Foto: fotogray71, stock.adobe.com Katzenauge­n sehen nicht nur fasziniere­nd aus – sie sind es auch. Denn mit ihnen ha‰ ben die Tiere auch nachts den Durchblick.
 ??  ?? Tanja Warter ist Tierärztin. Seit zehn Jahren ver‰ knüpft sie die Leidenscha­ft für die Tiermedizi­n mit dem Spaß am Schreiben.
Tanja Warter ist Tierärztin. Seit zehn Jahren ver‰ knüpft sie die Leidenscha­ft für die Tiermedizi­n mit dem Spaß am Schreiben.

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