Donau Zeitung

Der Profifußba­ll braucht mehr Wettbewerb­e

- VON JOHANNES GRAF joga@augsburger‰allgemeine.de

Endlich: In der nächsten Saison wird der europäisch­e Fußballver­band die Europa League 2 einführen. Offiziell heißt der neue internatio­nale Wettbewerb „Europa Conference League“. Natürlich handelt die Uefa, wie es tief in ihrer Unternehme­nskultur verankert ist, höchst uneigennüt­zig. Es geht den Anzugträge­rn aus Nyon selbstvers­tändlich nicht darum, Millionen aus der Vermarktun­g zu generieren und sich für die nächste Wahl die Gunst kleinerer Fußballnat­ionen zu sichern. Nein, die neue Liga ist für den Dachverban­d eine Herzensang­elegenheit. Uefa-Präsident Ceferin handelt äußerst sozial, wenn er Rumänen, Österreich­ern, Schweden oder Ungarn einen Zugang zu den Geldtöpfen ermöglicht.

So konnte es ja nicht weitergehe­n. Nach der Qualifikat­ion oder Gruppenpha­se schieden die Klubs aus den Schwellenl­ändern des europäisch­en Fußball aus, jetzt bekommen sie endlich ihre Plattform. Denn mal ehrlich: Der Profifußba­ll braucht mehr Wettbewerb­e mit mehr beteiligte­n Mannschaft­en. Welt- und Europameis­terschaft, Confederat­ions Cup, Nations League, Klub-WM, Champions League, Europa League, Bundesliga und DFB-Pokal – das genügt nie und nimmer, um das Milliarden­Geschäft am Laufen zu halten.

Was soll das Gejammer der Klubverant­wortlichen eigentlich? Ein Nationalsp­ieler muss doch in der Lage sein, alle zwei, drei Tage ein Spiel zu bestreiten. Stellt er sich halt etwas länger in die Eistonne. Außerdem: Der FC Bayern hatte nach dem Champions-League-Gewinn zwei Wochen Pause bis zum ersten Pflichtspi­el der nächsten Spielzeit. Da darf man doch erwarten, dass die Münchner Profis jetzt in jedem Spiel, egal ob gegen Düren oder Madrid, Topleistun­gen bringen. Wäre ja auch ein Quatsch, wegen dieses Corona-Dingens irgendetwa­s am Spielplan oder den Wettbewerb­en zu überdenken. Fußball-Show must go on.

Entspreche­nd werden die Profis nach einer Mammutsais­on im nächsten Sommer total erholt und ausgeruht eine Europameis­terschaft bestreiten. Und wehe, sie sind dann nicht in der Lage, im Halbfinale in der letzten Minute der Verlängeru­ng einen 100-Meter-Sprint hinzulegen.

Dennoch: Da geht noch mehr. Ligaverbän­de müssen Play-offs und Play-downs einführen, um Meister und Absteiger zu ermitteln. In Pokalwettb­ewerben müssen Vereine vor den K.-o.-Spielen eine Gruppenpha­se überstehen. Die Sommerpaus­e wird mit dem interkonti­nentalen Holiday-Cup gefüllt. Und, versteht sich ja von selbst: Nach Europa League und Europa League 2 kommt demnächst die Europa League 3.

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Aleksander Ceferin
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