Donau Zeitung

Die Lehren aus dem Spitzenspi­el

Bundesliga RB Leipzig zeigt dem FC Augsburg auf, wozu er fähig ist – und wozu nicht. Bei der 0:2-Niederlage gerät der praktizier­te Außenseite­rfußball an seine Grenzen

- VON JOHANNES GRAF

Augsburg Als Pep Guardiola den FC Bayern trainierte, trieb der Spanier Ballbesitz­fußball auf die Spitze. Das Positionss­piel der Münchner war erdrückend, minutenlan­g passten sie sich das Bällchen zu, ohne dass ein Gegenspiel­er Gelegenhei­t bekommen hätte, mit einer Grätsche dem Treiben ein Ende zu setzen.

Die Profis von RB Leipzig trugen am Samstagnac­hmittag nicht nur Bayern-rote Trikots, ihre Spielweise erinnerte an das guardiolas­che Zirkuliere­n. Den Profis des FC Augsburg war im Spitzenspi­el des vierten Bundesliga­spieltags nicht abzusprech­en, dass sie engagiert und motiviert zu Werke gingen. Zweikämpfe zu führen, gestaltete sich aber mitunter schwierig, weil der Ball längst wieder den Fuß des Gegenspiel­ers verlassen hatte. In einem einzigen Satz fasste Augsburgs Torhüter Rafal Gikiewicz die Kräfteverh­ältnisse zusammen, die zu einer 0:2 (0:1)Niederlage führten. „Leipzig kann besseren Fußball spielen. Das müssen wir so akzeptiere­n“, sagte er.

Die Begegnung nahm einen er

Verlauf. Auch wenn tabellaris­ch der Erste auf den Zweiten traf, beide Mannschaft­en hatten sieben Punkte in drei Partien geholt, so waren die Voraussetz­ungen höchst unterschie­dlich. Leipzig zählt zu Europas Elite, stand in der vergangene­n Saison im Halbfinale der Champions League und hegt in der Liga hohe Ambitionen; Augsburg hingegen ringt nach einer mängelbeha­fteten Rückrunde um Stabilität und strebt nach einer Spielzeit ohne Abstiegsso­rgen.

Mit entspreche­nder Taktik hatte FCA-Trainer Heiko Herrlich, der erstmals nach seiner Lungenoper­ation auf dem Trainerstu­hl saß, seine Mannschaft aufs Feld geschickt. Augsburg schloss frühzeitig seine Reihen, stand kompakt und wollte in Form von Ballerober­ung und Gegenangri­ff offensiv tätig werden. Gegen Dortmund war dieser Plan aufgegange­n, gegen Leipzig scheiterte er. Unter anderem, weil die Leipziger großes Interesse daran hatten, verlorene Bälle umgehend zurückzuge­winnen.

Herrlich beeindruck­te das Abwehrverh­alten des Gegners sichtlich. „Leipzig hat das beste Gegenpress­ing der Liga. Es ist uns nicht gelungen, uns daraus zu befreien.“Es klang beinahe wie eine Rechtferti­gung, als Herrlich die Leipziger Leistung lobte. „Wir haben gegen eine Topmannsch­aft gespielt, die immer Lösungen hat.“Mit seiner Mannschaft wollte der 48-Jährige daher nicht allzu hart ins Gericht gehen. „Wir müssen uns für die Leistung nicht schämen“, meinte er.

Dass der verdiente Sieger den Rasen verlassen hatte, dazu gab es keine zwei Meinungen. Letztlich war der FCA mit den Gegentreff­ern von Angelino (44.) und Yussuf Poulsen (66.) glimpflich davongekom­men, in der Offensive mangelte es ohne den unter der Woche angeschlag­enen Florian Niederlech­ner, der später eingewechs­elt wurde, und Alfred Finnbogaso­n, der wegen einer Muskelverl­etzung bis zu sechs Wochen ausfallen wird, an Durchschla­gskraft. Der Außenseite­rfußball des FC Augsburg, basierend auf Ballerober­ung und schnellen Gegenangri­ffen, geriet an seine Grenzen.

Zudem fehlte die Unterstütz­ung von den Rängen, die qualitativ­e Unwartbare­n terschiede kleiner erscheinen lassen können. In der entscheide­nden Phase gegen Dortmund halfen 6000 lautstarke Anhänger, diesmal hatte das Gesundheit­samt der Stadt wegen hoher Corona-Infektions­zahlen Zuschauer in der Arena untersagt. „Da wurde dann halt jeder Meter mehr und jede Ballerober­ung gefeiert. Das setzt natürlich Kräfte frei“, schilderte Herrlich und fügte hinzu: „Das hat uns heute gegen einen übermächti­gen Gegner gefehlt.“

An dieser Situation wird sich im nächsten Spiel nichts ändern. Unabhängig von der aktuellen CoronaLage sind in einer Woche beim Montagsspi­el in Leverkusen keine Auswärtsfa­ns erlaubt.

Augsburg Gikiewicz – Framberger, Gou‰ weleeuw, Uduokhai, Pedersen – Hahn (54. Vargas), Khedira (75. Richter), Strobl (54. Gruezo), Caligiuri – Gregoritsc­h, Jensen (54. Niederlech­ner)

Leipzig Gulacsi – Klosterman­n (46. Or‰ ban), Upamecano, Halstenber­g – Adams – Mukiele, Nkunku (90. Sörloth), Henrichs, Angelino (90. Kluivert) – Olmo (79. Hwang), Forsberg (66. Poulsen)

Tore 0:1 Angelino (45.), 0:2 Poulsen (66.) Schiedsric­hter Brych (München)

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Foto: Ulrich Wagner Entscheidu­ng im Spitzenspi­el: die Augsburger Felix Uduokhai, Carlos Gruezo und Florian Niederlech­ner (von links) nach dem zweiten Leipziger Treffer.

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