Viel Wirbel um den Pflegestützpunkt
Die Bezirksräte Popp, Terpoorten und Jäger kritisieren Landrat Schrell, weil die neue Einrichtung nicht gleich im Höchstädter Schloss angesiedelt werde. Der Landkreischef hält die Argumentation für „hanebüchen“
Landkreis Etwa 3000 Personen im Landkreis Dillingen sind derzeit auf Pflege angewiesen. Davon werden rund 2000 Menschen durch pflegende Angehörige zuhause betreut und gepflegt. Die Vielzahl von im Landkreis bereits bestehenden Beratungsangeboten für Senioren soll nun unter dem Dach eines neuen Pflegestützpunktes in Höchstädt gebündelt und vernetzt werden. Der Grund: Viele Senioren und deren Angehörige seien mit der Beantragung und Organisation von Hilfen überfordert. Deshalb würden häufig Leistungen zu spät oder gar nicht in Anspruch genommen, hieß es jüngst in einer Pressemitteilung des Landratsamts. Da soll der Pflegestützpunkt helfen. Landrat Leo Schrell (FW) will deshalb bei der Einrichtung aufs Tempo drücken. Und die drei Bezirksräte aus der Region, Heidi Terpoorten (Grüne), Johann Popp (CSU) und Alois Jäger (FDP), freuten sich einer eigenen Pressemitteilung, dass der im Januar 2019 gestellte Antrag der Fraktion der Grünen im Bezirkstag, unterstützt durch die CSU, jetzt auf die Zielgerade
einbiege. So weit das Einvernehmen.
Mit Verwunderung haben die drei Bezirksräte nun aber auf die Ankündigung von Landrat Schrell reagiert, „den geplanten Pflegestützpunkt nicht auf dem Areal des Höchstädter Schlosses, sondern an einem anderen Standort in Höchstädt anzusiedeln“. Der Grundgedanke der Initiative der drei Bezirksräte, die auch dem Kreistag angehören, habe von Anfang an darin bestanden, die neue Außenstelle des Bezirks Schwaben und den Pflegestützpunkt an ein und derselben Stelle zusammenzuführen. Damit sollte eine bürgerfreundliche Anlaufstelle für alle Personen geschaffen werden, die für alle Belange, die mit dem Thema „Pflege“zusammenhängen, zuständig ist. Dieses schwabenweite Pilotprojekt werde aber unterlaufen, wenn beide Institutionen an unterschiedlichen Standorten untergebracht würden, heißt es in der Pressemitteilung, die Johann Popp unserer Zeitung geschickt hat. In dem Bereich des Höchstädter Schlosses, der ohnehin vom Bezirk Schwaben angemietet sei, und im modernen Gebäude unterhalb des Schlosses seien ausreichende Raumreserven vorhanden, um zehn Mitarbeiter der Bezirksverwaltung und zusätzlich die Beschäftigten des Pflegestützpunktes unterzubringen. Weiter heißt es in dem Schreiben Popps: „Mit Bezirkstagspräsident Martin Sailer sind sich die hiesigen Bezirksräte einig, dass im Sinne einer bürgerfreundlichen Lösung die Konzentration auf einen Standort unumgänglich ist, sofern das Projekt wie geplant im Landkreis Dillingen realisiert werden soll.“
Landrat Leo Schrell hält die Argumentation in Popps Pressemitteilung für „hanebüchen“. Die Gründung des Pflegestützpunkts sei einvernehmlich im Sozialbeirat des Kreistags beschlossen worden, so Schrell. Zunächst hätte seinen Worten zufolge der Bezirk die Trägerschaft übernehmen sollen, jetzt sei der Landkreis der Träger. Im Glasbau vor dem Höchstädter Schloss habe der Pflegestützpunkt keinen Platz, die Räume im Schloss seien bisher nicht barrierefrei, erläutert der Landrat. Deshalb habe der Bezirk den Landkreis aufgefordert, für eine Übergangszeit in Höchstädt einen anderen Standort zu suchen, bis der Bezirk Büroräume für seine Außenstelle mit bis zu zehn Mitarbeitern (im Höchstädter Schloss) gefunden hat. „Ich habe das schriftlich“, betont Schrell. Und er habe selbst mit Bezirkstagspräsident Sailer abgestimmt, eine Übergangslösung in Höchstädt zu suchen. „Die Antwort lautete: ‚Ja, mach’ das’“, zitiert der Landrat das Gespräch. Sailer habe ihm nur geraten, keine langfristigen Mietverträge zu schließen. Der Pflegestützpunkt (zwei
Mitarbeiter) und die Außenstelle des Bezirks sollen dann zu einem späteren Zeitpunkt im Höchstädter Schloss zusammengeführt werden.
Johann Popp sagt dagegen: „Es gibt überhaupt keinen Grund, zunächst anderswo Flächen anzumieten, zumal im Schloss ausreichend viele Flächen sofort zur Verfügung stehen.“Das Auseinanderziehen beider Einrichtungen, so der Wertinger, schaffe die Gefahr, „dass der Bezirk die Außenstelle Höchstädt wieder abzieht, beispielsweise in den Landkreis Donau-Ries, wenn dort die Unterbringung an einer Stelle gewährleistet ist“. Landrat Schrell wiederum hat große Zweifel an dieser Darstellung, zumal Sailer ihn selbst aufgefordert habe, eine Übergangslösung für den Pflegestützpunkt zu suchen.
Unabhängig davon könnte es in der Debatte eine weitere Wende geben. Dem Vernehmen nach soll sich Lauingen ins Gespräch gebracht haben. Die Albertus-Magnus-Stadt hätte nach Informationen unserer Zeitung die Möglichkeit, die Außenstelle des Bezirks und den Pflegestützpunkt sofort unter einem Dach unterzubringen.