Donau Zeitung

Die letzte Disco hat geschlosse­n

Der Betreiber des Prisma in Bäumenheim verkündet das Aus der Diskothek, nennt die Gründe dafür und erklärt, warum die Entscheidu­ng nicht mehr umkehrbar ist

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aber lange nicht der einzige Grund dafür, betont der Geschäftsm­ann. Das Aus sei das Ende einer Entwicklun­g, in die viele Faktoren hineinspie­lten.

Tatsache ist nun: Im südlichen Donau-Ries-Kreis gibt es keine einzige klassische Diskothek mehr. Damit endet eine jahrzehnte­lange Ära.

„Es fällt uns schwer, Abschied zu nehmen“, teilt der Inhaber mit. Viele Gedanken habe er sich mit seinem Team gemacht, mit Kollegen ausgetausc­ht. Das Ergebnis: „Eine deprimiere­nde Stimmung.“Seit Beginn der Corona-Pandemie seien die Gesundheit und der Schutz der Gäste das größte Anliegen gewesen. Deshalb habe man sich im Frühjahr auch bereits eine Woche vor der behördlich­en Anordnung freiwillig zur Schließung durchgerun­gen.

„Eine Änderung der derzeitige­n Situation ist auf absehbare Zeit nicht zu erwarten“, glauben die Partymache­r in Bäumenheim. Man gehe davon aus, dass in diesem Winter alle Diskotheke­n und ähnliche Lokalitäte­n geschlosse­n bleiben.

Selbst wenn die Behörden „grünes Licht“geben würden, könnte angesichts der gesetzlich­en Vorgaben mit Mundschutz, Mindestabs­tand und einer stark reduzierte­n Zahl von Gästen keine Stimmung aufkommen. Die Entscheidu­ng zur Schließung habe man „schweren getroffen. Der Betreiber setzte im Rahmen einer Mitarbeite­rversammlu­ng am Samstagabe­nd die Beschäftig­ten in Kenntnis. Diese seien „natürlich betroffen“gewesen: „Es sind auch Tränen geflossen.“Von der Schließung seien rund 60 Kräfte betroffen, die allesamt einen Minijob in der Disco hatten. Einige der Betroffene­n seien schon seit 20 Jahren dabei, so der Betreiber gegenüber unserer Zeitung. Das Aus der Disco sei auch nicht umkehrbar, weil das Gebäude und der Parkplatz bereits verkauft seien. Der Aufzugsbau­er Geda, dessen Expansions­bedarf bekannt ist, als unmittelba­rer Nachbar ist demnach der neue Besitzer. Die Firma hatte schon seit einiger Zeit den Parkplatz an der Discothek gepachtet: „Wir waren schon länger mit Geda im Gespräch.“

Der Prisma-Betreiber blickt in einer Mitteilung auf die vergangeHe­rzens“ nen 22 Jahre zurück – und das auch durchaus kritisch. Seit 1998 sei das Prisma ein Szene-Treff im Landkreis und darüber hinaus gewesen. Anziehungs­punkte waren demnach modernste Ausstattun­g und eine der größten Laseranlag­en Süddeutsch­lands. In den Anfangsjah­ren gastierten auch immer wieder Musikstars live auf der Bühne, so zum Beispiel Jürgen Drews. „Wir haben uns regelmäßig­en den Trends angepasst, um attraktiv zu bleiben“, sagt der Betreiber. Die Nachtschwä­rmer hätten dies durchaus gedankt. Jedoch: Die strenger werdenden gesetzlich­en Vorgaben und das Rauchverbo­t seien „große Herausford­erungen“gewesen. Eigens sei ein Freiluftbe­reich geschaffen worden, um auch den Bedürfniss­en der Raucher gerecht zu werden. Der Betreiber bedauert die Plakatier- und Werbeverbo­te und erinnert auch an Alkopop-Steuer, Mindestpre­is-Regelung und Tanzverbot­e, „die uns das Leben schwerer gemacht haben“.

Schon früh habe das PrismaTeam gespürt, wie sich auch das Verhalten der Gäste veränderte. Plattenpar­tys, Festivals und OpenAirs hätten dazu geführt, dass man bereits 2007 als eine der ersten Diskotheke­n in Deutschlan­d eine Sommerpaus­e eingeführt habe – „inzwischen ein weitverbre­iteter Branchenst­andard“. Aber selbst im Herbst und Winter habe man die Öffnungsta­ge zurückfahr­en müssen, denn: „Unsere Gäste treffen sich heute vermehrt in Jugendtref­fs, privat oder bleiben gleich ganz zu Hause.“Zuletzt war das Prisma nur noch an einem Tag in der Woche geöffnet.

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