Medizinzentrum ist eine Chance
Das Wertinger Medizinzentrum könnte für andere Städte einmal Modellcharakter haben. Und andere Ärzte könnten sich dort die Inspiration holen, wie sich Mediziner in Zukunft vernetzen. Im Bestfall entsteht jetzt am Ebersberg ein Knotenpunkt für alles, was mit der Altersmedizin zu tun hat – Behandlung, schulische Ausbildung und Pflege an einem Ort. Auf einem Gelände, das durch viel Grün Ruhe und Geborgenheit ausstrahlt, aber mit einem architektonisch anspruchsvoll gestalteten Turm auch Modernität und Klasse. Eine schöne Vorstellung.
Bis aus diesem Wunschdenken Realität wird, ist es aber ein weiter Weg. Die Kritiker aus der CSU haben in einem wichtigen Punkt Recht, und in einem anderen Unrecht. Richtig ist, dass der schöne Schein nicht blenden darf. Inhalte müssen immer wichtiger bleiben als architektonische Spielereien. Der Tower ist wahrscheinlich eher ein untergeordneter Baustein für die langfristige Sicherung des Krankenhauses, die Neubauten von Pflegeheim und Pflegeschule dürften größere, konkretere Zugewinne für das Areal sein. Bei den nun anstehenden Gesprächen zwischen Reitenberger und Stadt darf sich die Kommune somit nicht unter Wert verkaufen, muss die Sorgen der Bürger mit den Ansprüchen des Investors abwägen und im Ernstfall auch bereit sein, dessen Vorhaben abzulehnen.
Womit wir dort wären, wo die Kritiker nicht Recht haben. Eine grundsätzliche Einwilligung eines einzelnen Stadtrates ist mitnichten eine bedingungslose Unterwerfung vor den Plänen des Privatinvestors. Wer am Mittwoch zugestimmt hat, kann die konkreten Pläne später trotzdem ablehnen. Warum auch bitte nicht?
Aber entschieden wird auch noch im Kreistag oder einem seiner Ausschüsse – gibt es für Reitenberger kein Grundstück, war die gesamte Debatte mit all den hitzigen Argumenten wohl für die Tonne. Fast alle der Stadträte, die sich gegenseitig kritisiert haben, sitzen auch im Kreistag – es wird also spannend, wie die Meinungsbildung dort ablaufen wird.