In Nördlingen entstehen mehr Tagespflegeplätze
Bisher gibt es solch ein Angebot nur für sechs Senioren pro Tag in der Stadt. Wegen der großen Nachfrage soll die Zahl jetzt deutlich steigen. Dafür wird ein Gebäude umgebaut und erweitert
Nördlingen Ob das Laufen schwerer fällt, der Einkauf im Supermarkt zur unüberbrückbaren Hürde wird oder die alltäglichen Aufgaben nicht mehr gelingen: Wenn ein Teil der Eigenständigkeit beim Älterwerden schwindet, schmerzt es.
Immer mehr ältere Menschen bevorzugen Formen der Hilfe, die sie dort unterstützen, wo es nötig ist – ihnen aber Freiheiten in Bereichen lassen, in denen es möglich ist. Eine davon ist die Tagespflege. Bisher gibt es in Nördlingen dafür nur sechs Plätze im Altenheim St. Vinzenz, das auch stationäre und ambulante Pflege bietet. Anders als bei der stationären Pflege leben Senioren nicht in einer Einrichtung, sondern führen weiter ihren eigenen Haushalt oder wohnen bei Angehörigen. Tagsüber verbringen sie aber einen bis fünf Tage in der Woche mit Betreuern und anderen Senioren.
Heimleiterin Angelika Schäfer erklärt den Tagesablauf: Zwischen 7.30 und 9 Uhr treffen die Gäste mit einem kooperierenden Taxiunternehmen oder mit Angehörigen in der Tagespflege ein. Die Pfleger und Betreuer begrüßen sie, die Gruppe frühstückt gemeinsam und widmet sich dann Aktivitäten wie Gesprächsrunden, Basteln oder Singen. Nach dem Mittagessen und einem möglichen Schläfchen trinken die Gäste gemeinsam Kaffee und verbringen den Nachmittag, bis sie die Tagespflege zwischen 16.30 und 17 Uhr wieder verlassen – zurück in ihr eigenes Zuhause.
Doch die bestehenden sechs Plätze reichen nicht. Deshalb plant der Träger Verein für ambulante Krankenpflege, das Gebäude mit der Hausnummer fünf gegenüber des Heims umzubauen und mit einem Neubau zu erweitern, wie Vorstandsmitglied Blasius Wizinger erklärt. Es bestehe eine große Nachfrage nach Tagespflegeplätzen. Die nächsten Einrichtungen befänden sich in Deiningen und Oettingen, in Wemding ist eine weitere geplant. Das Einzugsgebiet sei, anders als bei stationären Einrichtungen, allerdings relativ klein – etwa zehn Kilometer. Sonst würden die Fahrtkosten für viele Gäste zu hoch.
Die Gäste der Tagespflege benötigen unterschiedlich viel Hilfe. Manche sind geistig fit, andere leiden unter einer Demenz. Es gibt Gäste, die gut zu Fuß sind, einige sind auf den Rollstuhl angewiesen. Um diesen unterschiedlichen Anforderungen gerecht zu werden, sollte das Gebäude so konzipiert sein, dass die Gäste sich bei Bedarf mit dem Personal in zwei unterschiedlichen Räumen im Erdgeschoss aufhalten können. Dort gibt es auch eine offene Küche. Die großen Mahlzeiten werden frisch im gegenüber gelegenen Heimathaus zubereitet. „Es ist aber eine schöne und sinnvolle Tätigkeit, zusammen Karotten zu schälen oder einen Kuchen zu backen“, betont Schäfer.
Im per Aufzug erreichbaren Obergeschoss finden sich Räume zum Ausruhen und für die Verwaltung. Einen Pflegestützpunkt gibt es in dem neuen Gebäude ebenfalls. Es wird komplett barrierefrei sein, auch für Demenzkranke ausgelegt und auf gutes Sehen optimiert sein, indem etwa die Beleuchtung besonders gut durchdacht wurde.
Eine erste große Hürde hat das Vorhaben jetzt genommen: Der Nördlinger Bauausschuss hat dem Bauantrag in seiner jüngsten Sitzung zugestimmt.
Wenn alles nach Plan läuft, soll die Baustelle im nächsten Frühjahr beginnen. Architekt Anton Ziegelbauer rechnet damit, dass die Tagespflegeeinrichtung dann frühestens im Sommer 2022 eröffnen kann. Derzeit befinde sich der Trägerverein in Gesprächen mit Geldgebern wie dem Freistaat. „Für unseren Verein ist das Projekt ein Kraftakt.“Das Gebäude kostet planmäßig 1,6 bis 1,8 Millionen Euro, wie Wizinger sagt.