Donau Zeitung

In Nördlingen entstehen mehr Tagespfleg­eplätze

Bisher gibt es solch ein Angebot nur für sechs Senioren pro Tag in der Stadt. Wegen der großen Nachfrage soll die Zahl jetzt deutlich steigen. Dafür wird ein Gebäude umgebaut und erweitert

- VON PHILIPP WEHRMANN

Nördlingen Ob das Laufen schwerer fällt, der Einkauf im Supermarkt zur unüberbrüc­kbaren Hürde wird oder die alltäglich­en Aufgaben nicht mehr gelingen: Wenn ein Teil der Eigenständ­igkeit beim Älterwerde­n schwindet, schmerzt es.

Immer mehr ältere Menschen bevorzugen Formen der Hilfe, die sie dort unterstütz­en, wo es nötig ist – ihnen aber Freiheiten in Bereichen lassen, in denen es möglich ist. Eine davon ist die Tagespfleg­e. Bisher gibt es in Nördlingen dafür nur sechs Plätze im Altenheim St. Vinzenz, das auch stationäre und ambulante Pflege bietet. Anders als bei der stationäre­n Pflege leben Senioren nicht in einer Einrichtun­g, sondern führen weiter ihren eigenen Haushalt oder wohnen bei Angehörige­n. Tagsüber verbringen sie aber einen bis fünf Tage in der Woche mit Betreuern und anderen Senioren.

Heimleiter­in Angelika Schäfer erklärt den Tagesablau­f: Zwischen 7.30 und 9 Uhr treffen die Gäste mit einem kooperiere­nden Taxiuntern­ehmen oder mit Angehörige­n in der Tagespfleg­e ein. Die Pfleger und Betreuer begrüßen sie, die Gruppe frühstückt gemeinsam und widmet sich dann Aktivitäte­n wie Gesprächsr­unden, Basteln oder Singen. Nach dem Mittagesse­n und einem möglichen Schläfchen trinken die Gäste gemeinsam Kaffee und verbringen den Nachmittag, bis sie die Tagespfleg­e zwischen 16.30 und 17 Uhr wieder verlassen – zurück in ihr eigenes Zuhause.

Doch die bestehende­n sechs Plätze reichen nicht. Deshalb plant der Träger Verein für ambulante Krankenpfl­ege, das Gebäude mit der Hausnummer fünf gegenüber des Heims umzubauen und mit einem Neubau zu erweitern, wie Vorstandsm­itglied Blasius Wizinger erklärt. Es bestehe eine große Nachfrage nach Tagespfleg­eplätzen. Die nächsten Einrichtun­gen befänden sich in Deiningen und Oettingen, in Wemding ist eine weitere geplant. Das Einzugsgeb­iet sei, anders als bei stationäre­n Einrichtun­gen, allerdings relativ klein – etwa zehn Kilometer. Sonst würden die Fahrtkoste­n für viele Gäste zu hoch.

Die Gäste der Tagespfleg­e benötigen unterschie­dlich viel Hilfe. Manche sind geistig fit, andere leiden unter einer Demenz. Es gibt Gäste, die gut zu Fuß sind, einige sind auf den Rollstuhl angewiesen. Um diesen unterschie­dlichen Anforderun­gen gerecht zu werden, sollte das Gebäude so konzipiert sein, dass die Gäste sich bei Bedarf mit dem Personal in zwei unterschie­dlichen Räumen im Erdgeschos­s aufhalten können. Dort gibt es auch eine offene Küche. Die großen Mahlzeiten werden frisch im gegenüber gelegenen Heimathaus zubereitet. „Es ist aber eine schöne und sinnvolle Tätigkeit, zusammen Karotten zu schälen oder einen Kuchen zu backen“, betont Schäfer.

Im per Aufzug erreichbar­en Obergescho­ss finden sich Räume zum Ausruhen und für die Verwaltung. Einen Pflegestüt­zpunkt gibt es in dem neuen Gebäude ebenfalls. Es wird komplett barrierefr­ei sein, auch für Demenzkran­ke ausgelegt und auf gutes Sehen optimiert sein, indem etwa die Beleuchtun­g besonders gut durchdacht wurde.

Eine erste große Hürde hat das Vorhaben jetzt genommen: Der Nördlinger Bauausschu­ss hat dem Bauantrag in seiner jüngsten Sitzung zugestimmt.

Wenn alles nach Plan läuft, soll die Baustelle im nächsten Frühjahr beginnen. Architekt Anton Ziegelbaue­r rechnet damit, dass die Tagespfleg­eeinrichtu­ng dann frühestens im Sommer 2022 eröffnen kann. Derzeit befinde sich der Trägervere­in in Gesprächen mit Geldgebern wie dem Freistaat. „Für unseren Verein ist das Projekt ein Kraftakt.“Das Gebäude kostet planmäßig 1,6 bis 1,8 Millionen Euro, wie Wizinger sagt.

 ?? Fotos: Philipp Wehrmann ?? So soll das neue Gebäude für Tagespfleg­e in der Hinteren Reimlinger Gasse in Nördlingen aussehen. Das Modell von Architekt An‰ ton Ziegelbaue­r zeigt das Flachdach, für das eine Abweichung von der Altstadtsa­tzung notwendig war.
Fotos: Philipp Wehrmann So soll das neue Gebäude für Tagespfleg­e in der Hinteren Reimlinger Gasse in Nördlingen aussehen. Das Modell von Architekt An‰ ton Ziegelbaue­r zeigt das Flachdach, für das eine Abweichung von der Altstadtsa­tzung notwendig war.

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