Donau Zeitung

Buttenwies­en soll ein Lernort werden

Der ehemalige Direktor des Wertinger Gymnasiums, Bernhard Hof, wird zum Beauftragt­en für jüdisches Erbe

- VON BRIGITTE BUNK

Buttenwies­en Buttenwies­en hat seit der jüngsten Gemeindera­tssitzung am Montagaben­d offiziell einen Beauftragt­en für jüdisches Erbe und Erinnerung­skultur. Der Gemeinde sei es wichtig, sagte Bürgermeis­ter Hans Kaltner, „das jüdische Erbe als Teil der eigenen Identität zu verankern“.

Dazu hat die Gemeinde unter anderem die Broschüre „Jüdisches Buttenwies­en“herausgege­ben, sie ist Mitglied im Netzwerk „Historisch­e Synagogeno­rte in Schwaben“, nimmt regelmäßig am Tag der Europäisch­en Kultur teil, die Mikwe wurde saniert und der Schulplatz in Louis-Lamm-Platz umbenannt. Ziel ist, zu zeigen, dass ein gemeinsame­s Leben über Jahrhunder­te in Buttenwies­en stattgefun­den hat. Kaltner betonte: „Eine blühende Gesellscha­ft, die nicht ausgrenzt, kann funktionie­ren, wenn sie offen ist für alle Kulturen.“Und da Buttenwies­en nun das Glück habe, dass Bernhard Hof, der ehemalige Schulleite­r des Gymnasiums Wertingen, „gerade rechtzeiti­g in Pension geht“, arbeitet der 66-Jährige nun mit seinem Schwager Dr. Johannes Mordstein zusammen.

Als Gemeindear­chivar hat Mordstein die bisherigen Projekte im Zusammenha­ng mit der jüdischen Geschichte umgesetzt. Dabei hat er auch viel ehrenamtli­ches Engagement eingebrach­t, wie Bürgermeis­ter Kaltner sagte. Nur reichten zwölf Wochenstun­den eben nicht aus, um seiner Funktion als „Gedächtnis der Gemeinde“gerecht zu werden, in dem Zusammenha­ng eine Archivdate­nbank einzuführe­n, Fotos zu digitalisi­eren, Schriftgut aus der Registratu­r ins Archiv zu übernehmen und noch dazu die Erinnerung­sarbeit zu intensivie­ren.

Angesichts seiner berufliche­n Erfahrung und seines persönlich­en Engagement­s eigne sich Bernhard Hof hervorrage­nd für diese Aufgabe: „Als ehemaliger Direktor des Gymnasiums Wertingen und Sozialkund­elehrer ist ihm die Förderung der Demokratie und der Kampf gegen den Antisemiti­smus ein wichtiges persönlich­es Anliegen.“

Zudem engagiert sich Hof laut Kaltner seit Monaten ehrenamtli­ch in Buttenwies­en. Kaltner führt aus: „Seiner Initiative ist es auch zu verdanken, dass die Gemeinde Buttenwies­en sich an dem deutschlan­dweiten Festjahr ‚2021 – 1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschlan­d‘ mit einem umfangreic­hen Programm beteiligt und hierfür einen Zuschuss von 25 000 Euro vom Bundesmini­sterium des Innern erhält.“

Hof stellte sich den Ratsmitgli­edern vor und erklärte, dass ein Schwerpunk­t seiner Lehrertäti­gkeit die historisch-politische Bildung gewesen sei. Er finde bedauerlic­h, dass im Vergleich zu KZ-Gedenkstät­ten die Orte des jüdischen Lebens als Exkursions­orte für Schüler, aber auch für Erwachsene, nur eine untergeord­nete Rolle spielen. „Für die ganze Gemeinde war dieses Zusammenle­ben und -arbeiten ein außerorden­tlicher Wert– für beide Teile, die jüdische und christlich­e Gemeinde.“

Vor allem wegen der Nachbarsch­aft von Synagoge, Mikwe, Friedhof, aber auch Synagoge und Kirche eigne sich Buttenwies­en gut als Lernort für jüdisches Leben. Die Qualität der von Dr. Mordstein entwickelt­en Führungsan­gebote und die Leitung des Archivs, in dem er auch das Erbe des bedeutende­n Heimathist­orikers Franz Xaver Neuner fortführt, sieht er als wertvolles Fundament für diesen Lernort für jüdisches Leben.

 ?? Foto: Brigitte Bunk ?? Der Buttenwies­ener Schulplatz vor der Synagoge wurde inzwischen in Louis‰Lamm‰ Platz umbenannt. Er soll an das Miteinande­r des christlich­en und jüdischen Lebens erinnern.
Foto: Brigitte Bunk Der Buttenwies­ener Schulplatz vor der Synagoge wurde inzwischen in Louis‰Lamm‰ Platz umbenannt. Er soll an das Miteinande­r des christlich­en und jüdischen Lebens erinnern.

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