Warum Veränderung wichtig ist
Das christliche Wort Heute von Frank Bienk, Pfarrer in Bächingen und Gundelfingen
Leserinnen und Leser,
am Samstag feiern die evangelischen Christinnen und Christen das Reformationsfest, den Jahrestag von Martin Luthers Thesenanschlag an der Wittenberger Schlosskirche im Jahr 1517. Der Reformationstag 2020 wird für mich persönlich ein ganz besonderer Tag sein.
Nach über zwölfeinhalb Jahren in den Kirchengemeinden Bächingen und Gundelfingen und insgesamt 15 Jahren im Landkreis Dillingen, werde ich aus diesem Dienst verabschiedet und trete zum 1. Dezember eine neue Stelle in Günzburg an. Ich war gerne Pfarrer hier und habe meinen Dienst über die „eigenen“Kirchtürme hinaus immer als Dienst in den Kirchengemeinden der gesamten Region verstanden, nicht zuletzt durch die zahlreichen Vertretungen in anderen Gemeinden.
Warum dann dieser Wechsel, warum überhaupt Veränderung? Der Reformationstag erinnert mich an das dem Kirchenvater Augustin zu
Zitat „ecclesia semper reformanda est“(„Die Kirche ist eine stets zu reformierende“).
Das Wort „Reform“verbinden wir häufig mit radikalen Veränderungen. Gemeint ist aber eigentlich das Gegenteil: Re-Formation heißt „zurück in (die ursprüngliche) Form bringen“. Für uns als Kirche bedeutet das, nach dem Eigentlichen unseres Glaubens zu fragen. Es geht gerade nicht um die äußere Form, die zeitbedingt auch wandelbar ist, sondern um die Inhalte. Immer wieder müssen wir die Frage stellen, wie in unserer Zeit unter den gegenwärtigen Bedingungen den Menschen die unveränderliche Botschaft vom liebenden und menschenfreundlichen Gott so gesagt werden kann, dass sie die HerLiebe zen ergreift und uns auch durch schwere Erfahrungen trägt. Wir hatten uns diese Frage in den vergangenen Jahren zum Beispiel angesichts der steigenden Migration zu stellen, in den vergangenen Monaten mit Blick auf die für uns nie dagewesene Situation einer Pandemie, die noch lange nicht ausgestanden ist. Veränderung ist unbequem. Leichter ist es, einfach immer weiter zu machen wie bisher.
Von „Bewährtem“sprechen wir gerne und machen Dinge wieder so wie im Vorjahr. Das ist grundsätzlich nicht falsch, macht aber irgendwann „betriebsblind“, weil wir nicht mehr fragen, ob das, was wir tun, tatsächlich noch unserem Auftrag entspricht. Um diese Fragen zu formulieren, braucht es den Blick von außen. Deswegen ist es richtig und gut, wenn nach vielen Jahren – vielleicht nach einer Zeit der Vakanz und Besinnung – eine neue Pfarrerin oder ein neuer Pfarrer in eine Gemeinde kommt, Dinge auf den Prüfgeschriebene stand stellt und Neues ausprobiert, um wieder zurück zu der einen alten und unveränderlichen Botschaft zu finden. Ich selber werde diese Außenperspektive meiner neuen Gemeinde in Günzburg anbieten und bin gespannt darauf, wie ein verändertes Umfeld mich in meinem Denken und Handeln herausfordern wird. Den Menschen im Landkreis Dillingen, die ehren-, neben- und hauptamtlich in den Gemeinden tätig sind, ebenso allen, denen ich in Ökumene und Gesellschaft begegnen durfte, danke ich von Herzen für das gute Miteinander und zahllose wertvolle Gespräche in den vergangenen 15 Jahren.
Bleiben Sie aufgeschlossen für die Reformation der Kirchen, behütet und gesegnet.
Ihr Frank Bienk Pfarrer in den Evangelisch-Lutherischen Kirchengemeinden Bächingen und Gundelfingen