Der „tödliche“Bahnübergang soll weg
Eine Unterführung bei Peterswörth würde 13 Millionen Euro kosten. Ist es das wert?
Landkreis Kreuzen sich Straße und Schiene, kommt es immer wieder zu Unfällen. Deswegen sollen diese sogenannten höhengleichen Bahnübergänge nach und nach verschwinden. Und Bahn, Bund und Freistaat bezahlen das sogar. Klingt einfach und gut.
In der Offinger Straße in Peterswörth soll deshalb eine Unterführung gebaut werden. Eine Überführung hatten die Bürger bereits vor Jahren abgelehnt (wir berichteten). Das war schon Thema im Gundelfinger Stadtrat und zuletzt auch bei einem Gespräch mit der Bahn. Diese hat, so erklärte es Roman Bauer, höchstes Interesse an der Beseitigung des höhengleichen Bahnübergangs. Bei einer Abfrage des Bundes über sicherheitsrelevante Bahnübergänge wurde der Übergang bei Peterswörth gemeldet. Der Leiter des Tiefbauamtes am Dillinger Landratsamt erklärte dem Kreisentwicklungsausschuss am Montag aber auch, warum es trotzdem nicht so einfach ist. Denn Bahn, Bund und Freistaat übernehmen nur die Kosten für die wirtschaftlichste Lösung. Und das wäre eben nicht die Unterführung, die rund 13 Millionen Euro kosten würde, sondern die Überführung, die die Peterswörther nicht wollen.
Nun müsste man die drei Kostenträger davon überzeugen, dass die Unterführung die bessere Lösung ist. Deswegen brachte Bauer einen Geh- und Radweg ins Spiel. Drei verschiedene Varianten stellte er vor. Ein von der Bahn anerkanntes Planungsbüro soll nun verschiedene Optionen untersuchen und bewerten. Das wiederum klappt nur, wenn Gundelfingen 40 Prozent der Planungskosten übernimmt. Damit es nicht noch komplizierter wird, schlug der Leiter des Tiefbauamtes getrennte Zuständigkeiten vor – der Landkreis und Gundelfingen müssten das dann miteinander wieder verrechnen.
Geht dieser Plan nicht auf, müsste der Kreis die Maßnahme selbst bezahlen. Kreisrat Dietmar Bulling (SPD) gab unumwunden zu, dass er während des Vortrags irgendwo den Überblick verloren hatte. Doch er hat auch andere Prioritäten: „13
Millionen Euro soll eine Bahnunterführung kosten. Und wir kämpfen seit Jahren für barrierefreie Bahnhöfe.“Das sei so viel wichtiger, um mehr Menschen den Zugang zum Zug ermöglichen. Doch diese Umbauten würden hinausgeschoben bis zum Geht-nicht-mehr. Landtagsabgeordneter und Kreisrat Georg Winter (CSU) erinnerte Bulling daran, dass dafür ein anderes BahnUnternehmen zuständig ist.
Landrat Leo Schrell erklärte, man sei sich immer einig gewesen, dass der Landkreis diese Maßnahme nicht leisten kann und will. Winter meinte nur, nach heutigen Maßstäben würden höhengleiche Bahnübergänge gar nicht mehr gebaut werden. Weil dort so oft etwas passiert. Doch die Zuschüsse seitens des
Bundes würden nicht ewig reichen, deswegen sollte man die Planungen vorantreiben. „Höhengleiche Bahnübergänge sind grundsätzlich tödlich“, appellierte Buttenwiesens Bürgermeister Hans Kaltner (CSU). In seiner früheren beruflichen Laufbahn sei so ein Übergang nicht beseitigt worden, um Geld zu sparen. „Kurze Zeit später ist dort etwas passiert. Das war eine sehr schmerzhafte Erfahrung. Deswegen bin ich bei dem Thema sehr sensibel.“Anders als Aislingens Bürgermeister Jürgen Kopriva (Freie Wähler). Erstens werde die Maßnahme am Schluss nicht 13, sondern 20 oder gar 25 Millionen Euro kosten, zweitens sei der Bahnübergang beschrankt, was nicht so unüblich sei und drittens: Wer eine Straße baut, lebe auch immer mit dem Risiko, dass jemand verletzt wird. „Ich appelliere an die Verantwortung jedes Einzelnen“, meinte Aislingens Bürgermeister, „aber Unfälle gehören dazu. Was könnte man mit 13 Millionen Euro alles Gutes tun?“Thomas Häußler von der Fraktion Bürgerliste konnte Kopriva verstehen. Ja, das sei viel Geld. „Aber lass’ da mal etwas passieren, dann sitzen wir da…“Der Betrag sei daher gut angelegt.
Der Kreisentwicklungsausschuss stimmte dem weiteren Vorgehen, vorbehaltlich dessen zu, dass der Gundelfinger Stadtrat sich an den Planungskosten beteiligt. Die Zeit drängt, die Bahn hat ein Ultimatum gestellt: Bis 2026 muss etwas passiert sein.