Donau Zeitung

Nur verschoben, anstatt eingespart

Wegen Corona gestaltet sich der Haushalt Dillingens für 2020 neu. Diese Maßnahmen betrifft es

- VON VANESSA POLEDNIA

Dillingen Das Corona-Jahr fordert auch die Verwaltung und Räte der Stadt Dillingen. Bereits im Frühjahr, als der Haushalt verabschie­det wurde, war klar: Die Pandemie und ihre wirtschaft­lichen Folgen werden sich auf die Finanzen Dillingens auswirken. Diese Prognose bewahrheit­ete sich, die neuen Stadträte tagten deshalb am Montagaben­d im Stadtsaal, um einen Nachtragsh­aushalt zu beschließe­n. Der Haushalt der Stadt Dillingen ist gegenüber dem im April verabschie­deten Etat um rund 2,1 Millionen Euro mehr belastet. Insgesamt beträgt der neue Gesamthaus­halt, mit Einnahmen und Ausgaben, rund 64,9 Millionen Euro. Der ursprüngli­che Haushalt wurde damals mit einem Volumen von 67 Millionen Euro verabschie­det.

Die Gründe für die zusätzlich­e Belastung: das deutliche Defizit beim Einkommens­steuerante­il mit 1,2 Millionen Euro – aufgrund der Kurzarbeit. Die Gewerbeste­uer ist hingegen weniger stark betroffen. Dazu kommen auf der AusgabenSe­ite möglich gewordene Grundstück­seinkäufe im Wert von einigen hunderttau­senden Euro.

Dem Stadtrat wäre es wichtig, die fehlenden Einnahmen nicht durch zusätzlich­e Schulden oder durch Geld aus den städtische­n Rücklagen zu kompensier­en, erklärte Stadtkämme­rer Michael Bregel. Ursprüngli­ch

geplante Maßnahmen beziehungs­weise deren Rechnungss­tellung werden stattdesse­n verschoben. Zu diesen vorgesehen­en Zahlungspo­sten gehört der geplante Kreisverke­hr im Westen Steinheims mit 200 000 Euro an Baukosten, die auf 2021 verlegt werden. Für den Wiederaufb­au des Rathauses werden Rechnungen, in Absprache mit der Versicheru­ng, in Höhe von rund zwei Millionen in das kommende Jahr aufgeschob­en. Der Erwerb von Grundstück­en für das Gewerbegeb­iet „Gewerbepar­k Ost“mit einem Volumen von 1,2 Millionen Euro wird ebenfalls auf das kommende Jahr verlegt. Weiter folgen eine ganze Reihe kleinerer Einzelmaßn­ahmen, die nun 2021 oder auch später realisiert werden.

Der Nachtragsh­aushalt enthält jedoch auch zusätzlich­e Investitio­nen. So schlägt die IT-Ausstattun­g der Grundschul­e Dillingen nun mit 70000 anstatt 15000 Euro für das laufende Jahr zu Buche. Dafür gibt es vorerst keine Erneuerung der Garderoben im Schulgebäu­de in der Rosenstraß­e. In die IT-Ausstattun­g der Mittelschu­le Dillingen wird mehr investiert, genauer 40 000 anstatt 10 000 Euro.

Apropos Mittelschu­le: Deren Neubau war im ersten Haushalt mit Baukosten von 8,3 Millionen Euro und Planungsko­sten von 1,3 Millionen Euro eingeplant. Daran hat sich auch im Nachtragsh­aushalt nichts verändert.

Die Stadträte mussten für den Beschluss auch in Corona-Zeiten aus kommunalre­chtlichen Gründen

– mit Maske und Abstand – im Dillinger Stadtsaal anwesend sein. Dafür ging die Abstimmung für die fünf Punkte auf der Tagesordnu­ng umso schneller. Nur ein paar Minuten dauerte es, bis der Nachtragsh­aushalt einstimmig beschlosse­n war. Dieser schnellen Abstimmung ging eine rund vierstündi­ge Strukturde­batte zuvor, die per Videokonfe­renz abgehalten worden war. Am vergangene­n Freitag hatebenfal­ls ten die Mitglieder des Dillinger Stadtrats unter anderem den geplanten Nachtragsh­aushalt im Detail vorberaten und diskutiert, heißt es aus dem Rathaus. Einstimmig erklärten sich die Mitglieder der Fraktionen in der großen Online-Konferenz mit diesem Vorgehen einverstan­den. Während der Sitzung verzichtet­en die Vorsitzend­en aller Fraktionen nach Absprache auf eine Haushaltsr­ede, um die Veranstalp­ersönlich tungsdauer möglichst kurz zu halten und damit ein Infektions­risiko zu minimieren. Stattdesse­n verkündete Oberbürger­meister Frank Kunz eine gemeinsame Erklärung. Der Oberbürger­meister betont: „Investitio­nen in Betreuung, Bildung und Infrastruk­tur sind jetzt so wichtig wie nie, um die Zukunftsfä­higkeit unserer Stadt nachhaltig zu stärken.“Durch die Verschiebu­ng auf Folgejahre sei diese Stärkung gelungen.

Kunz dankte aufgrund der derzeitige­n Lage allen Unternehme­n und Arbeitnehm­ern, die auch in diesem schwierige­n Krisenjahr die öffentlich­en Haushalte mit ihren Steuern finanziere­n. Und rief die Bürgerscha­ft angesichts des Weihnachts­geschäfts dazu auf: „Lassen Sie uns alle unsere örtliche Wirtschaft heuer ganz besonders unterstütz­en – kaufen Sie bitte in unseren Dillinger Geschäften und nutzen Sie die Mitnehm- und Gutschein-Angebote der jetzt geschlosse­nen Restaurant­s und Läden.“Umland-Fraktionsv­orsitzende­r Hermann Balletshof­er, CSU/JU-Vorsitzend­er Wolfgang Düthorn sowie Rainer Schindler als Vorsitzend­er der Fraktion FW/Grüne/SPD begrüßen den jetzt beschritte­nen Weg ebenso.

● Wohngebiet Neben dem Nachtragsh­aushalt wurden eingegange­ne Anregungen und Hinweise der Öffentlich­keit, Behörden und sonstiger Träger zum Bebauungsp­lan „Wohngebiet Langenbuch­straße Fristingen Süd“abgewogen. Die Stadträte lehnten die Vorschläge aus der Bevölkerun­g einstimmig ab. Dabei ging es um eine Verlegung der geplanten Ausfahrt, da ein erhöhtes Verkehrsau­fkommen befürchtet wird, sowie um eine gewünschte Abgrenzung des Baugebiets mit einem drei Meter breiten Streifen jenseits des Feldweges.

Die Begründung: Mit diesem Grünstreif­en wäre eine Bebauung, wie üblich, nicht möglich. Eine Verlegung der Ausfahrt sei planerisch nicht umsetzbar. Bei 18 Bauplätzen sei zudem nicht mit einem erhöhten Verkehrsau­fkommen zu rechnen. Die Abwägung der privaten und öffentlich­en Belange ist für das Baugebiet „Langenbuch­straße Fristingen Süd“damit abgeschlos­sen.

● Straßennam­e Der Stadtentwi­cklungsaus­schuss hat sich mit der Benennung einer Straße im Gewerbegeb­iet Fristingen Ost beschäftig­t. Die Stadträte beschlosse­n einstimmig die Empfehlung, die Straße „In den Dorfäckern“zu nennen.

● Musikschul­e Die Schulordnu­ng der Städtische­n Musikschul­e Dillingen wurde außerdem auf die derzeitige Situation angepasst. Wenn die Schule geschlosse­n ist, soll der Unterricht digital möglich sein. Die Art der Online-Formate ist dabei Sache der Musikschul­e.

Rechnungen werden auf 2021 verschoben

 ?? Foto: Jan Koenen/ Stadtverwa­ltung (Archiv) ?? Die Baustelle der Dillinger Mittelschu­le bleibt vom Nachtragsh­aushalt der Stadt Dillingen unberührt. Die Planungs‰ und Baukos‰ ten des Neubaus betragen für das laufende Jahr 9,6 Millionen.
Foto: Jan Koenen/ Stadtverwa­ltung (Archiv) Die Baustelle der Dillinger Mittelschu­le bleibt vom Nachtragsh­aushalt der Stadt Dillingen unberührt. Die Planungs‰ und Baukos‰ ten des Neubaus betragen für das laufende Jahr 9,6 Millionen.

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