André Hahn ist der Hahn im Korb
Vor dieser Saison schien der Angreifer des FC Augsburg einen schweren Stand im Kader zu haben. Aus dem Ergänzungsspieler ist aber eine torgefährliche Stammkraft geworden
Auf einer virtuellen Pressekonferenz des Fußball-Bundesligisten FC Augsburg stand André Hahn kürzlich als Gesprächspartner zur Verfügung. Der 30-Jähriger erzählte davon, wie akribisch er in der Saisonvorbereitung gearbeitet habe, dass er beinahe alle Trainingseinheiten mitmachen konnte, dass er im Sommer zusätzliche Läufe absolviert habe. Beim 3:1 gegen Mainz war er mit zwei Toren der Matchwinner.
Hinter Hahn lag eine schwierige Saison mit wenig Einsätzen. Jetzt wollte er bereit sein, wollte angreifen. Und sich nicht kampflos damit abfinden, dass Spieler wie Ruben Vargas, Marco Richter oder Noah Sarenren Bazee den Vorzug erhielten. Neben den Genannten wirkt Neuzugang Daniel Caligiuri auf Hahns angestammter Position auf der rechten Offensivseite. Bislang ging Hahns Plan auf, er genießt das Vertrauen des Trainers Heiko Herrlich.
Spätestens nach dem vergangenen Wochenende darf der selbst ernannte „Patient“Hahn als vollkommen genesen gelten, der 30-Jährige lieferte letzte Beweise für seinen ausgezeichneten Gesundheitszustand. Hahn erzielte in der Schlussphase der Partie nicht nur die entscheidenden Treffer, er leistete ungemein viel Laufarbeit. Wie er spielte, das erinnerte an jenen Hahn, der im Mai 2014 als FCA-Spieler sogar zu einem Einsatz in der deutschen Nationalmannschaft kam. Nach dem Erfolg über Mainz sagte Hahn einen Satz, den er gerne nach Treffern von sich gibt. Und der viel über seinen Charakter erzählt: „Ich freue mich, dass ich der Mannschaft mit meinen Toren helfen konnte.“
Nicht nur die Tore halfen dem FCA gegen Mainz, Hahn kam die Aufgabe zu, gemeinsam mit dem zweiten Stürmer Michael Gregoritsch, die gegnerische Abwehrlinie aggressiv zu stören. Sportgeschäftsführer Stefan Reuter freute sich, dass der Hahn in Form von Toren Lohn für seinen Aufwand erhielt. „Er hat wichtige, tiefe Läufe gemacht, um Räume zu öffnen“, betonte Reuter. Trainer Herrlich pflichtete dem Sportchef bei, ihn imponierte ebenfalls Hahns Laufund Defensivarbeit: „Dass er sich zusätzlich mit Toren belohnt, ist umso schöner.“
Herrlich hatte sich für eine Variante mit zwei Frontstürmern entschieden, der Österreicher Gregoritsch rückte eine Position nach vorne. Dass weder er noch Hahn gelernte Strafraumstürmer sind, zeigte sich darin, dass in der ersten Hälfte zu selten die Gefahrenzone vor dem Mainzer Torwart Robin Zentner besetzt war. Diese Statik änderte sich erst mit der Einwechslung von Alfred Finnbogason, der per Kopfballablage das 2:1 vorbereitete.
Hahn hatte gezeigt, dass er nicht nur auf dem offensiven Flügel für Torgefahr sorgen kann, sondern ebenso als Stoßstürmer. Eine Rolle, die ihm im Heimspiel gegen Hertha BSC (Samstag, 7. November, 15.30 Uhr) bleiben dürfte. Einerseits wird Herrlich seinen vor Selbstvertrauen strotzenden Spieler nicht aus der Anfangsformation nehmen, andererseits wird Niederlechner gegen Berlin erneut fehlen.
Hahn hat in der Bundesliga schon sieben Mal einen Doppelpack geschnürt, der bislang letzte lag allerdings schon mehr als vier Jahre zurück. Damals trug er noch das Trikot der Borussia aus Mönchengladbach. Mit drei Toren nach sechs Spielen ist Hahn der torgefährlichste FCA-Profi und trug maßgeblich zum zweitbesten Saisonstart in Augsburgs Bundesligahistorie bei. Hahn ist in Otterndorf, nahe Cuxhaven, geboren. Mit 30 Jahren zählt er inzwischen zu den erfahrenen Spielern in der Augsburger Mannschaft. „Es zeichnet uns aus, dass wir mehr Routine haben“, erklärte Hahn. Routine hat auch mit Alter zu tun. Mit Pausen und Regeneration.