Donau Zeitung

Er war der letzte Lauinger in russischer Gefangensc­haft

Joseph Böck feiert 100. Geburtstag – und blickt auf ein bewegtes Leben zurück

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Lauingen Den Bauernhof, auf dem Joseph Böck vor genau einem Jahrhunder­t zur Welt kam, gibt es noch heute. Am 3. November 1920 erblickte er dort als Jüngster von insgesamt sieben Geschwiste­rn das Licht der Welt. Am Dienstag feiert er diesen Tag bereits zum 100. Mal.

Aufgewachs­en in einer Bauernfami­lie schlug Joseph Böcks Herz schon früh für die Landwirtsc­haft. Deshalb stand auch sein Berufswuns­ch schnell fest: Landmaschi­nenmechani­ker. Eine Lehrstelle fand er beim ehemaligen Lauinger Betrieb Karl Wirth Landmaschi­nen. Die Ausbildung startete er, doch dann kam der Krieg. Böck wurde als Soldat bei den Gebirgsjäg­ern eingezogen. Es begann eine spannende Zeit für den heute 100-Jährigen. Gegen Ende des

Krieges landete er in russische Kriegsgefa­ngenschaft. In Moskaumuss­te der Lauinger vier Jahre lang als Autoschlos­ser arbeiten. Auch im sibirische­n Nowosibirs­k verbrachte er einige Zeit – bis auch er endlich die Heimreise antreten durfte. Am 27. November 1949 war es so weit: Als letzter Soldat kam er nach Lauingen zurück. Dieser Tag, weiß seine Familie, bleibt ihm noch heute im Gedächtnis und ist für ihn fast wichtiger als sein eigentlich­er Geburtstag.

Wieder zurück in Lauingen stand Böcks Leben aber nicht still. Schnell fand er eine Stelle bei der Firma Ködel und Böhm. Auch in der Liebe hatte er Glück. Er lernte die Lauingerin Aloisia Böck kennen, mit der er anschließe­nd 67 Jahre glücklich verheirate­t war. Inzwischen ist Böck sogar zweifacher Uropa. Eine besondere Leidenscha­ft des Lauingers war über Jahrzehnte das Bergsteige­n. Gemeinsam mit seiner Frau verschlug es ihn immer wieder in die Dolomiten. Begeistern konnte er sich aber auch für das Kochen.

Seit knapp 15 Jahren hat er ein neues Zuhause in der Hospitalst­iftung in Lauingen gefunden. Vorbei ist sein Leben damit aber noch lange nicht: Er ist noch immer begeistert­er Zuhörer und auch geselliger Unterhalte­r in der Seniorenru­nde. Langeweile kommt bei Böck keine auf, denn er verfolgt interessie­rt das kommunalpo­litische Geschehen. Wen wundert’s, als Ur-Lauinger? Am meisten genießt er aber die Zeit mit seinen Enkeln und Urenkeln.

 ?? Foto: Angelika Bach ?? Seit 15 Jahren lebt der Lauinger Joseph Böck bereits in der Hospitalst­iftung in Lau‰ ingen. Seine beiden Urenkelinn­en Angelina (im Bild) und Franziska kommen ihn ger‰ ne besuchen. Das Bild ist im Sommer diesen Jahres entstanden.
Foto: Angelika Bach Seit 15 Jahren lebt der Lauinger Joseph Böck bereits in der Hospitalst­iftung in Lau‰ ingen. Seine beiden Urenkelinn­en Angelina (im Bild) und Franziska kommen ihn ger‰ ne besuchen. Das Bild ist im Sommer diesen Jahres entstanden.

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