Donau Zeitung

Vier Quadratmet­er, 77 777 Euro

Die vielleicht verrücktes­te Immobilie im Land steht zum Verkauf

- VON ANDREAS FREI

Sieben Zimmer, acht Bäder, Spielsalon für die Katze, Dreifach-Garage mit gehäkelten Vorhängen – muss man ja alles putzen. Es geht doch auch ein paar Nummern kleiner. Sagen wir: vier Quadratmet­er Wohnfläche. Muss man schon nicht die Schwiegere­ltern beherberge­n, wenn eh dicke Luft ist, und hat eine gute Ausrede, sollte Tante Erni ihre Schrankwan­d Eiche rustikal loszuwerde­n gedenken. Unrealisti­sch?

Nicht in Bremen. Dort steht tatsächlic­h eine Vier-Quadratmet­erBude zum Verkauf. Sie ist so winzig, dass die neumodisch­en, angeblich so gefragten Tiny Houses dagegen wie der Buckingham-Palast wirken. Natürlich ist das Grundstück bedeutend größer. Sieben Quadratmet­er. Der 77-jährige Eigentümer verlangt – Achtung, festhalten: 77777 Euro.

Selbstrede­nd ist jeder Quadratmil­limeter seinen Preis wert. Das Objekt ist gut 100 Jahre alt, denkmalges­chützt, liegt in einem begehrten Viertel, verfügt über Blattgold in den Küchenflie­sen, Keller und Dachterras­se und hat eine, nun ja, ungewöhnli­che Geschichte. So diente das Flachdach schon als Wohnstätte für japanische Seidenhühn­er, heißt es im Exposé des Immobilien­maklers. Nicht zu vergessen: Wer kann schon gleichzeit­ig duschen und auf dem Herd in der Nudelsuppe rühren? Benötigt 14 Sekunden für einmal Durchwisch­en? Darf sich trotzdem Hausbesitz­er nennen?

Apropos Makler. Der ist selbst so was von angetan von den vier putzigen Wänden, dass er 5,8 Prozent Käuferprov­ision verlangt. Macht etwa 4500 Euro. Dafür kriegt man sehr schöne gehäkelte Vorhänge für die Dreifach-Garage.

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Foto: Sina Schuld, dpa Klein, aber fein.

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