Donau Zeitung

Dann doch lieber analog

- VON MICHAEL BÖHM bmi@augsburger‰algemeine.de

Wo soll das nur alles hinführen? Schon jetzt hat dieses vermaledei­te Coronaviru­s unser Leben schneller digitalisi­ert als Google, Apple und Facebook zusammen. Woran früher kaum zu denken war, wurde innerhalb kürzester Zeit zur Selbstvers­tändlichke­it. Arbeiten vom Wohnzimmer aus? Kein Problem. Sonntagsgo­ttesdienst im Internet streamen? Klar. Oma und Opa per Videoschal­te besuchen? Natürlich. Selbst die Schafkopfr­unde wurde ins Netz verlegt – seither werden die Karten eben per Knopfdruck auf den Tisch und die Sprüche dem anderen per Chat vor den Latz geknallt. Nur das obligatori­sche Bier zum Spiel wird noch auf analoge Weise konsumiert.

Doch selbst das muss in diesen Zeiten hinterfrag­t werden, in denen Bierzeltre­den aus leeren Bierzelten ins Netz übertragen und nun selbst Christkind­lesmärkte digital stattfinde­n sollen. Ja, richtig gelesen, mancherort­s gibt es Bestrebung­en dieser Art, um den Standbetre­ibern zumindest online ein Weihnachts­geschäft zu ermögliche­n. Bestellen wir uns künftig also die gebrannten Mandeln nach Hause? Glühwein dazu und eine Bratwursts­emmel? Warum nicht? Bleibt lediglich zu hoffen, dass der Lieferbote die viel zu heiße Tasse nicht verschütte­t, die extra Portion Senf nicht auf seine Jacke tropft und die Mandeln noch warm sind, wenn er an der Haustür klingelt. Denn die riechen so verdammt gut in der Auslage des Süßwarenst­ands auf dem Christkind­lesmarkt. Ach, diese Digitalisi­erung – in manchen Bereichen könnte sie einem auch gestohlen bleiben.

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