Dann doch lieber analog
Wo soll das nur alles hinführen? Schon jetzt hat dieses vermaledeite Coronavirus unser Leben schneller digitalisiert als Google, Apple und Facebook zusammen. Woran früher kaum zu denken war, wurde innerhalb kürzester Zeit zur Selbstverständlichkeit. Arbeiten vom Wohnzimmer aus? Kein Problem. Sonntagsgottesdienst im Internet streamen? Klar. Oma und Opa per Videoschalte besuchen? Natürlich. Selbst die Schafkopfrunde wurde ins Netz verlegt – seither werden die Karten eben per Knopfdruck auf den Tisch und die Sprüche dem anderen per Chat vor den Latz geknallt. Nur das obligatorische Bier zum Spiel wird noch auf analoge Weise konsumiert.
Doch selbst das muss in diesen Zeiten hinterfragt werden, in denen Bierzeltreden aus leeren Bierzelten ins Netz übertragen und nun selbst Christkindlesmärkte digital stattfinden sollen. Ja, richtig gelesen, mancherorts gibt es Bestrebungen dieser Art, um den Standbetreibern zumindest online ein Weihnachtsgeschäft zu ermöglichen. Bestellen wir uns künftig also die gebrannten Mandeln nach Hause? Glühwein dazu und eine Bratwurstsemmel? Warum nicht? Bleibt lediglich zu hoffen, dass der Lieferbote die viel zu heiße Tasse nicht verschüttet, die extra Portion Senf nicht auf seine Jacke tropft und die Mandeln noch warm sind, wenn er an der Haustür klingelt. Denn die riechen so verdammt gut in der Auslage des Süßwarenstands auf dem Christkindlesmarkt. Ach, diese Digitalisierung – in manchen Bereichen könnte sie einem auch gestohlen bleiben.