Donau Zeitung

Helfen, ohne selbst in Not zu geraten

Heute von Jugendpfar­rer Udo Rochna, Donauwörth

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Bereits im Rahmen ihrer Ausbildung für den Wasserrett­ungsdienst werden die Teilnehmer auf den elementare­n Grundsatz hingewiese­n, einem Ertrinkend­en nur in körperlich guter Ver‰ fassung zur Hilfe zu eilen. Ansonsten besteht die Gefahr, dass beide Personen ertrinken.

„Ziemlich herzlos … oder vielleicht doch nicht?“– Gedanken zum Gleichnis von den klugen und den törichten Jungfrauen.

„Wie kann man sich nur so herzlos und egoistisch verhalten?“Solche und ähnliche Fragen können einem doch unweigerli­ch in den Sinn kommen, wenn man das bekannte Gleichnis von den klugen und den törichten Jungfrauen aus dem Matthäusev­angelium betrachtet.

Ist doch hier von zwei Gruppen Jungfrauen die Rede, welche mit Lampen auf den ersehnten Bräutigam warten, welcher in diesem Fall für Jesus Christus steht. Einer dieser Gruppierun­gen wird das Attribut „klug“zuteil, da sie neben den Lampen auch noch Öl zum Nachfüllen mitnimmt, falls sich das Warten in die Länge ziehen sollte.

Die anderen werden als „töricht“bezeichnet, welches auch mit „unklug“oder „einfältig“gleichgese­tzt werden könnte. Der Grund dafür ist der Umstand, nach welchem diese Gruppe eben kein Öl als Reserve mit sich führt. So kommt es, wie es zu erwarten war: Der Bräutigam lässt längere Zeit auf sich warten und die brennenden Lampen drohen zu erlöschen. Daraufhin bitten die Törichten die Klugen, ihnen doch ein wenig von ihrem Öl abzugeben, damit die Flammen weiterbren­nen können.

Die auf diese Bitte folgende Reaktion kann in der Tat zunächst als sehr egoistisch und herzlos bewertet werden, da die klugen Jungfrauen zur Antwort geben: „Dann reicht es weder für uns noch für euch; geht doch zu den Händlern und kauft, was ihr braucht.“(Matthäus 25, Vers 9)

Als sich nun die Törichten auf den Weg machen, um das benötigte Öl zu besorgen, erscheint der ersehnte Bräutigam. Dieser betritt mit den Klugen das Gebäude, die Tür wird verschloss­en und diejenigen, welche von den Händlern zurückkehr­en, sind von der Gesellscha­ft ausgeschlo­ssen. Nun wäre in diesem Zusammenha­ng doch die Frage interessan­t, was wohl geschehen wäre, wenn die klugen Jungfrauen etwas von ihrem Öl der anderen Gruppe abgegeben hätten? Möglicherw­eise hätte es dann in der Tat sowohl weder für die einen noch die anderen gereicht, und am Ende wären alle Lampen ausgegange­n und Jungfrauen und Bräutigam stünden gemeinsam im Dunkeln. Für mich steckt in dieser Szenerie eine der Grundaussa­gen dieses Gleichniss­es, welches meiner Ansicht nach, neben einer ausreichen­den Vorbereitu­ng auf die Ankunft des Herrn, auch vom richtigen Helfen handelt. Dieses muss nämlich stets von der Überlegung geleitet werden, ob ich in der Lage bin, dem anderen zu helfen, ohne dabei selbst in Not zu geraten.

Anders formuliert: Reichen meine Kräfte so weit aus, dass ich sowohl mich selbst als auch den Hilfesuche­nden sicher aus der Gefahrenzo­ne bringen kann? Ich verwende dabei immer den Verweis auf das Rettungssc­hwimmen.

Hier wird bereits in der Grundausbi­ldung der elementare Grundsatz vermittelt, dass ich einem Ertrinkend­en nur dann zu Hilfe eilen darf, wenn ich mich selbst in guter körperlich­er Verfassung befinde. Denn sonst besteht ernsthaft die Gefahr, dass am Ende beide Personen ertrinken: Der in Not Geratene und dessen vermeintli­cher Helfer, und am Ende hat sich sozusagen die Opferzahl verdoppelt.

Unter diesem Gesichtspu­nkt wäre nun die Entscheidu­ng der klugen Jungfrauen als nicht herzlos, sondern sehr vorausscha­uend und verantwort­ungsvoll zu bewerten, und somit hätten sie die Bezeichnun­g „klug“auch wirklich verdient.

Ihr Jugendpfar­rer Bernd Udo Rochna, Katholisch­e Jugendstel­le Donauwörth

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Fotos: Hilgendorf/BRK Kreisverba­nd
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Bernd Udo Rochna

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