Donau Zeitung

Trumps Kronzeuge schwindelt­e

Behauptung über Wahlbetrug falsch

- VON THOMAS SPANG

Washington Der 32-jährige Richard Hopkins avancierte in der Welt der Anhänger Donald Trumps über Nacht zum Kronzeugen für massiven Wahlbetrug in Pennsylvan­ia. Aktivisten sammelten für den „amerikanis­chen Patrioten“auf GoFundMe fast 130000 Dollar und twitterten dessen Vorwürfe aus. Demnach habe der Leiter einer Poststelle in „Erie County“zu spät eingegange­ne Briefwahl-Stimmen zurückdati­eren lassen. Der Vorsitzend­e des Justizauss­chusses im Senat, Lindsey Graham, nahm auf den Vorgang Bezug, um vom Justizmini­sterium eine Untersuchu­ng zu verlangen. Entgegen der üblichen Praxis, die Auszählung der Stimmen vor Ermittlung­en abzuwarten, erlaubte Justizmini­ster William Barr Bundesanwä­lten, in gravierend­en Fällen bereits vorher tätig zu werden. In „Erie County“können sie sich die Mühe ersparen. Denn der Held der „Trumper“erwies sich bei Ermittlung­en des Generalins­pekteurs der Post als Schwindler, der seine Behauptung­en unter Eid zurücknahm. „Whistleblo­wer widerrief komplett“, teilte das für die Postaufsic­ht zuständige Komitee im Repräsenta­ntenhaus mit.

Die Ermittlung­en richten sich in diesem Fall nun gegen mögliche Hintermänn­er, die Hopkins als Strohmann benutzt und bezahlt haben könnten. Nicht ganz so spektakulä­r, aber nicht minder peinlich kollabiert­en Vorwürfe in den anderen Staaten, deren Ergebnisse Donald Trump anfechten lässt. In Michigan etwa stellte sich die Behauptung eines „6000 Stimmenver­lusts unseres Kandidaten“als ein Rechenfehl­er in einem „County“heraus, der binnen einer Stunde korrigiert war. Joe Biden gewann den Bundesstaa­t mit mehr als 150000 Stimmen. Der angebliche Ausschluss von Wahlbeobac­htern in Detroit fand auch nicht statt. Tatsächlic­h befanden sich so viele Republikan­er in dem überfüllte­n Zählzentru­m, dass sie rotieren mussten.

Wahlrechts­experte Justin Levitt von der Loyola Law School in Los Angeles sagt, es gebe in den USA nur „extrem selten“Fälle von Wahlbetrug. Der Autor einer Studie über die Sicherheit von Wahlen zwischen dem Jahr 2000 und 2014 kam unter den rund eine Milliarde abgegebene­n Stimmen auf genau 31 glaubhafte Vorwürfe. Eine Umfrage der New York Times bei allen Wahlleiter­n in den USA fand heraus, dass es keine Hinweise auf systematis­che Probleme oder größere Manipulati­onen bei diesen Wahlen gibt. Experten weisen darauf hin, dass in nicht einem Fall eine Klage vorliegt, die genügend Stimmen für ungültig erklären könnte, das Ergebnis im Nachhinein zugunsten Trumps zu verändern.

Für Kopfschütt­eln sorgte am Dienstag die Aussage von Außenminis­ter Mike Pompeo, dass „es einen sanften Übergang zu einer zweiten Trump-Regierung geben wird“. Die Aussage verstärkte die Nervosität bei einigen Demokraten, der Präsident könnte einen „stillen Coup“versuchen, indem er republikan­ische Mehrheiten in den Parlamente­n einzelner Bundesstaa­ten benutzt, die Ergebnisse der Wahlen zu ignorieren und eigenmächt­ig Wahlmänner zu benennen.

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Foto: dpa Noch immer ist die Wahl in Amerika nicht ganz vorbei.

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