Donau Zeitung

Zoff um AfD‰Parteitag

Treffen mit 750 Teilnehmer­n in Franken soll nun deutlich kleiner ausfallen

- VON MARKUS BÄR UND RENÉ BUCHKA

Roth/München Dicke Luft gibt es einmal mehr in Bayern um die AfD: Diese will am 21. November ihren Mitglieder­parteitag in Greding im mittelfrän­kischen Landkreis Roth abhalten – mit rund 750 Teilnehmer­n. Trotz Corona-Schutzaufl­agen. Das stößt bei der Bayerische­n Staatsregi­erung wie auch bei anderen Fraktionen im Landtag auf Unverständ­nis.

„Ein Parteitag mit mehreren hundert Teilnehmer­n ist weder erlaubt, noch ist er vernünftig“, sagte etwa Bayerns Staatskanz­leiministe­r Florian Herrmann gegenüber unserer Redaktion. „Es ist unverständ­lich, wenn die AfD glaubt, für sich Sonderrech­te reklamiere­n zu müssen, während die übrige Bevölkerun­g auf vieles verzichten muss“, betonte der CSU-Politiker. „Die demokratis­chen Parteien haben sich verständig­t, derzeit auf solche Präsenzver­anstaltung­en zu verzichten oder auf Videokonfe­renzen umzuschwen­ken.“

Ähnlich urteilt Katharina Schulze. „Das potenziell­e Supersprea­der-Event im November ist ein Schlag ins Gesicht für alle Menschen, die seit Wochen Kontakte reduzieren“, sagte die bayerische Grünen-Fraktionsc­hefin. Das zeige, wie unsolidari­sch die AfD agiere. „Dass die AfD wissentlic­h dieses Risiko eingeht, wundert mich nicht“, stimmte FDP-Landesvors­itzender Daniel Föst zu. „Seit Beginn der Krise verharmlos­t und leugnet die AfD die Gefahren von Corona.“

Doch offenbar ist ein großer Mitglieder­parteitag der AfD mit 750 Teilnehmer­n in Greding ohnehin vom Tisch. Die Genehmigun­gsbehörde,

das Landratsam­t Roth, hat am Mittwochna­chmittag beschlosse­n, dass der Parteitag maximal 100 Teilnehmer haben darf. „Dazu kommt ein umfangreic­her Auflagenka­talog mit Abstandsre­gelungen und dass etwa keine Bewirtung erfolgen darf“, sagte Andrea Raithel, Sprecherin des Landratsam­tes. Ursprüngli­ch hatte das Landratsam­t den – größeren – Parteitag im September erlaubt, aber nur unter Vorbehalt. „Nachdem sich nun die Infektions­zahlen erhöht haben, haben wir die Auflagen verschärft.“

Aber wieso darf überhaupt ein Parteitag, wenn auch dann nur mit 100 Teilnehmer­n, stattfinde­n? „Diesbezügl­ich gibt es im Infektions­schutzgese­tz ein sogenannte­s Parteienpr­ivileg, das das erlaubt“, erläutert Andrea Raithel. Diese Erlaubnis habe natürlich nichts mit der AfD zu tun, sondern sie müsse jeder Partei gestattet werden.

Die AfD indes hat gleich angekündig­t, gerichtlic­h gegen die aktuelle Entscheidu­ng des Landratsam­ts vorzugehen. „Man hätte das vorher sagen können, bevor wir alles dafür vorbereite­n“, sagte Gerd Mannes, stellvertr­etender Landesvors­itzender. Denn bei dem Parteitag muss unter anderem die Aufstellun­gsversamml­ung für die Bundestags­wahl vorbereite­t werden. Zudem müssten auch noch zwei Beisitzer des Landesvors­tands nachgewähl­t werden. Und laut Mannes gibt es noch eine weitere Idee. Bis jetzt schreibt die Satzung einen Mitglieder­parteitag vor, also dass theoretisc­h alle 5000 Mitglieder aus Bayern kommen dürfen. Doch bei dem Gredinger Parteitag könnte man nun debattiere­n, dass es künftig Delegierte­nparteitag­e gäbe – mit dann deutlich kleinerer Teilnehmer­zahl.

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