Donau Zeitung

Corona‰Milliarden kommen nicht bei den Betrieben an

IT-Problem verzögert die Auszahlung. Die Gastronomi­e schlägt Alarm

- VON MARGIT HUFNAGEL, STEFAN LANGE UND MATTHIAS ZIMMERMANN

Berlin Es war eines der zentralen Verspreche­n, das die Bundesregi­erung der deutschen Wirtschaft vor dem Teil-Lockdown gegeben hatte: Zehn Milliarden Euro sollen im November an besonders betroffene Branchen fließen, darunter unter anderem Gastronomi­ebetriebe sowie Soloselbst­ständige und Künstler. Doch wieder gibt es Probleme: Obwohl der November bereits zu einem Drittel vorüber ist, ist noch immer kein Geld geflossen. In ihrer Not verspricht die Regierung nun Abschlagsz­ahlungen, die aber frühestens Ende des Monats kommen, wie das Wirtschaft­sministeri­um einräumen muss. Soloselbst­ständige sollen wohl eine Abschlagsz­ahlung von bis zu 5000 Euro erhalten, Unternehme­n von bis zu 10 000 Euro.

Finanzmini­ster Olaf Scholz (SPD) macht deutlich, dass die Verzögerun­gen unter anderem daran liegen, dass noch eine IT-Plattform umprogramm­iert werden muss. Aber auch an der Abstimmung mit der EU-Kommission hapert es. Das Bundesarbe­itsministe­rium weist die Unternehme­r darauf hin, dass es ja zudem die Möglichkei­t gebe, Grundsiche­rung zu beantragen.

Die Betroffene­n verlieren indes die Geduld: „Die Existenzan­gst im Gastgewerb­e wächst, auch die Verzweiflu­ng“, erklärt Dehoga-Hauptgesch­äftsführer­in Ingrid Hartges stellvertr­etend für viele andere Branchen. Einer Umfrage des Gaststätte­nverbandes zufolge drohe jedem sechsten Gastro-Betrieb (17,5 Prozent) bereits ab November die Zahlungsun­fähigkeit. Die Novemberhi­lfen werden deshalb dringend gebraucht. „Unsere Betriebe stehen mit dem Rücken zur Wand. Jeder Tag zählt“, sagt Hartges.

Kritik kommt auch aus den Ländern. „Die großzügige Hilfe vom Bund muss jetzt auch umgesetzt werden“, mahnt Baden-Württember­gs

Ministerpr­äsident Winfried Kretschman­n im Gespräch mit unserer Redaktion. Dieses Geld müsse jetzt endlich fließen. „Das haben wir den Betroffene­n versproche­n, wenn die Hilfe nicht kommt, sind die Menschen zurecht sauer“, sagt der Grünen-Politiker. „Da ist der Bund jetzt gefordert.“

Doch reicht die Corona-Hilfe überhaupt aus? Zumindest fühlen sich nicht alle Branchen berücksich­tigt. Ein Beispiel sind die Konditoren. Beinahe alle Konditorei­en haben neben ihrem Ladengesch­äft ein Café. Nicht selten spielt das für den Betrieb eine existenzie­lle Rolle. „Je nach Betrieb entfallen rund 30 bis 70 Prozent des Umsatzes auf diesen Bereich“, sagt der Augsburger Konditorme­ister Gerhard Schenk, der auch Präsident des Deutschen Konditoren­bunds ist. Die Cafés sind nun alle zu. Entschädig­ung aus der Novemberhi­lfe steht den Konditorei­en aber nach den bisherigen Plänen nicht zu. Dagegen sehr wohl Schnellres­taurants wie McDonald’s und Co. Auch das Argument, sie dürften doch immerhin weiter verkaufen, lässt er nicht gelten: „Wenn die Innenstädt­e leer sind, läuft auch der Ladenverka­uf nicht“, sagt Schenk. Er blickt bang in die Zukunft: „Wenn die Zahlen es nicht hergeben, wer sagt denn, dass die Einschränk­ungen nicht bis zum 15. Dezember ausgeweite­t werden?“

Zumindest deutet wenig darauf hin, dass die aktuellen Maßnahmen schnell zurückgeno­mmen werden. Die Corona-Lage in Deutschlan­d ist nach Einschätzu­ng des RobertKoch-Instituts (RKI) nach wie vor sehr ernst. Das Infektions­geschehen nehme immer noch in ganz Deutschlan­d zu, Kliniken meldeten zunehmend Engpässe. Gesundheit­sminister Jens Spahn macht deshalb bereits jetzt deutlich, dass er Veranstalt­ungen mit mehr als zehn bis 15 Personen wie Weihnachts­feiern oder andere Geselligke­iten „in diesem Winter nicht mehr“sehe. Das Virus habe eine lange Bremsspur.

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