Donau Zeitung

Buttenwies­en will Bauen und Naturschut­z vereinen

Die Erschließu­ng des Baugebiets „Im Dettelfeld – am Apfelgarte­n“in Oberthürhe­im ist bald fertig. Doch der Bund Naturschut­z hätte mehr Sorgfalt erwartet – die Verwaltung wundert sich

- VON BRIGITTE BUNK

Buttenwies­en Die Erschließu­ng läuft. Neun Baugrundst­ücke und eine Grünfläche entstehen im Baugebiet „Im Dettelfeld – am Apfelgarte­n“in Oberthürhe­im. Bürgermeis­ter Hans Kaltner erklärte am Montagaben­d in der Buttenwies­ener Gemeindera­tssitzung im Zehentstad­el in Pfaffenhof­en: „Wir werden in vier Wochen komplett fertig.“Die Versorgung­sleitungen sind im Boden, die Randzeilen lassen schon erkennen, wo die Straßen und Gehwege verlaufen. Und wenn es die Witterung zulässt, kommt dieses Jahr noch die erste Asphaltsch­icht auf die Straße. Doch bevor Bauanträge genehmigt werden können, müssen der Flächennut­zungsplan und der Bebauungsp­lan rechtskräf­tig sein. Der letzte Schritt davor, die Billigung und der Satzungsbe­schluss, sollte eigentlich am Montag gefasst werden; nach der Behandlung der dazu eingegange­nen Stellungna­hmen. Unter anderem bat ein künftiger Hausherr, die erlaubte Wandhöhe zu erhöhen. Er plane ein Haus mit Flachdach, wobei eine Wandhöhe von mindestens 6,50 Meter nötig wäre. Noch besser wären 7,50 Meter, wie das in den Wertinger Gemeinden Standard sei. Dagegen hätte die Abteilung Städtebau/Baurecht am Landratsam­t aufgrund der Hanglage am südlichen und östlichen Ortsrand lieber Gebäude mit Sattel- und Walmdächer­n und einer maximalen Wandhöhe von vier Metern, wobei der Bezugspunk­t auf dem Grundstück genau festgelegt werden solle. Der Bürgermeis­ter erläuterte: „Das wunderschö­ne Baugebiet liegt leicht am Hang und wir möchten die Gebäude in die Landschaft einpassen.“Schon in vorangegan­genen Verfahren habe die Gemeinde begründet, warum sie an der bisherigen Höhenfests­etzung festhalte. Nun habe sich aber gezeigt, dass sechs Meter Wandhöhe aus baulichen Gründen nicht ausreichen. Deshalb beschloss das Gremium, als maximale Wandhöhe 6,50 Meter zuzulassen. Eine weitere Erhöhung sei nicht im Sinne der Gemeinde, erklärte Kaltner. Bezug solle dabei auf die ursprüngli­che Geländehöh­e genommen werden. Eine Rasteraufn­ahme von fünfmal fünf Metern ist zugrunde zu legen.

Nicht so einfach abzuarbeit­en war der von Dieter Leippert ausgearbei­tete und von Heidi Terpoorten abgezeichn­ete Einwand des Bundes Naturschut­z (BN). Vor der Erschließu­ng wurden Bäume gefällt. Unter anderem eine Eiche, die laut BN als Lebensraum zahlreiche­r Insektenar­ten gewertet werden müsse. „So leben ca. 400 Schmetterl­ings-, über 50 Bockkäfer-, 17 Prachtkäfe­rsowie mindestens zehn Borken- und Kernkäfera­rten an und von Eichen.“Viele davon seien bedroht und deshalb besonders geschützt. Auch im Biotop „Hecken um Oberthürhe­im“dominierte­n die Baumarten Esche, Birke und Pappel. Nachdem keine entomologi­sche Untersuchu­ng durchgefüh­rt wurde, könne eine Schädigung geschützte­r Insekten nicht ausgeschlo­ssen werden, so seien zusätzlich­e Ausgleichs­maßnahmen notwendig, weil die Bäume verbotener­weise gefällt wurden.

Um eine Betroffenh­eit von Fledermäus­en auszuschli­eßen, wurden am 13. Februar die vorhandene­n Spalten und eine Baumhöhle überprüft, vor der Fällung am 21. Februar die Baumhöhle, aber nicht noch einmal die Spalten. Keine Tiere konnten festgestel­lt werden, was laut BN aber nicht reiche. Denn je nach Art werden Quartiere in Bäumen ganzjährig oder nur im Sommer oder Winter genutzt. So hätte dies zusätzlich im Sommer geprüft werden müssen, und vor der Fällung hätten eine artenschut­zrechtlich­e Ausnahmege­nehmigung sowie wirksame Ausgleichs­maßnahmen vorliegen müssen. Da nicht ermittelt wurde, welche Tiere tatsächlic­h vorhanden waren, helfe nicht, Fledermaus­kästen als Ausgleich anzubringe­n. Die von der Unteren Naturschut­zbehörde erhaltene Befreiung reiche nicht. Da durch den Vorgang das Mitwirkung­srecht des BN missachtet worden sei, behalte er sich weitere, auch rechtliche Schritte vor.

Bürgermeis­ter Kaltner erklärte, dass die Maßnahmen nach Absprache mit der Unteren Naturschut­zbehörde vor Ort durchgefüh­rt wurden und die Gemeindeve­rtreter deshalb dachten, sie wären auf der sicheren Seite. Inzwischen habe er sich mit Heidi Terpoorten in Verbindung gesetzt. „Wir möchten das einvernehm­lich mit dem Bund Naturschut­z und der Unteren Naturschut­zbehörde abarbeiten“, betonte Kaltner. Ratsmitgli­ed Josef Hofer ergänzte: „Wir müssen sensibler werden.“Das althergebr­achte Verständni­s, welchen Wert ein Baum habe, dürfe nicht mehr daran gemessen werden, wie wertvoll das Holz sei.

 ?? Foto: Brigitte Bunk ?? In vier Wochen soll das Baugebiet fertig erschlosse­n sein, wenn die Witterung es zu‰ lässt, auch schon die erste Asphaltsch­icht auf die Straße kommen.
Foto: Brigitte Bunk In vier Wochen soll das Baugebiet fertig erschlosse­n sein, wenn die Witterung es zu‰ lässt, auch schon die erste Asphaltsch­icht auf die Straße kommen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany