Donau Zeitung

„Raubüberfa­ll“ist nur ein Trickbetru­g

Eine Syrgenstei­nerin merkt Schwindel. Lauinger muss zahlen

- VON HELMUT HERREINER

Syrgenstei­n/Lauingen Eine Anwohnerin aus dem Raum Syrgenstei­n hat am Mittwoch gegen 19.45 Uhr einen Anruf eines angebliche­n LKA-Mitarbeite­rs erhalten. Dieser erklärte, dass in Landshause­n ein Raubüberfa­ll stattgefun­den habe und bei einem der Täter ein Zettel mit ihrer Anschrift aufgefunde­n wurde. Die Syrgenstei­nerin reagierte richtig, indem sie dem Anrufer erklärte, den Sachverhal­t erst einmal mit der Polizei Dillingen abzuklären. Daraufhin wurde das Gespräch beendet, bevor es zu weiteren Forderunge­n kam, so die Polizei.

Bereits Anfang November entdeckte ein Lauinger auf einer Internetan­zeige ein Fahrzeug, woraufhin er sich mit dem Verkäufer per E-Mail in Verbindung setzte. Dieser leitete ihm einen angebliche­n Link weiter, über den die Abwicklung des Fahrzeugka­ufs stattfinde­n sollte. Der Geschädigt­e überwies per Sofortkauf mittels eines hinterlegt­en Buttons insgesamt 5200 Euro und erhielt eine Bestätigun­g der Rechnung über einen Treuhandse­rvice, um die Glaubhafti­gkeit zu bekräftige­n. Kurz darauf kam es zu keinerlei Kontakt zum Anbieter. Recherchen ergaben, dass es einen Treuhandse­rvice oder Käuferschu­tz für dieses Internetpo­rtal gar nicht gibt.

OWeitere Tipps zum Schutz vor Betrug unter www.polizei‰beratung.de

Bissingen Ein geheimnisu­mwitterter Berg ist der Michelsber­g im oberen Kesseltal. Er gilt neben der Hochsteine­r Kapelle, der Wallfahrts­kirche Buggenhofe­n und der Ortsansich­t von Bissingen als eines der Wahrzeiche­n des Kesseltals und ist zu allen Jahreszeit­en ein herrlich gelegenes Wanderziel.

Weithin bekannt sind die Höhle Hanseles Hohl und die Michaelski­rche. Diese war genau vor 40 Jahren Schauplatz eines Geschehens, über das bis heute im Kesseltal gesprochen wird. Vor einigen Jahren, als der als Wanderziel mittlerwei­le sehr beliebte Erlebniswe­g „Rund um den Michelsber­g“angelegt wurde, stellte man an einem markanten Felsblock, der unmittelba­r an diesem Weg am Fuße des Nordhangs des Berges liegt, eine Informatio­nstafel

Zwei Putten und zwei Engelsfigu­ren

auf. Die Tafel und der tonnenschw­ere Felsblock erinnern daran, was in der Nacht vom 7. auf 8. März 1980 geschah. Damals drangen unbekannte Täter durch die mit einem Schraubenz­ieher aufgebroch­ene Tür der Sakristei in die einsam auf der Bergeshöhe gelegene Michaelski­rche ein und entwendete­n eine ganze Reihe sakraler Gegenständ­e. Dies waren ein Kreuz mit Christusfi­gur, eine Madonnenfi­gur und eine kleine Michaelsst­atue, zwei Engelsfigu­ren und zwei Putten sowie ein vergoldete­r Kelch und ein vergoldete­s Ziborium.

Dass der Schaden nicht noch größer war, verdankte die Pfarrei Fronhofen wohl dem großen Felsblock, der als eine Art „himmlische Alarmanlag­e“just in der Diebstahls­nacht den steilen Nordhang des Michelsber­ges hinunterst­ürzte. Das ungeheure Gepolter muss die Diebe zu einer überstürzt­en Flucht veranlasst haben, darauf sollen zumindest noch einige Spuren tags darauf hingedeute­t haben.

Auf der Informatio­nstafel am Felsblock heißt es jedenfalls: „Durch das Geräusch, das der Felssturz verursacht­e, sind die Einbrecher so erschrocke­n, dass sie die Kirche fluchtarti­g verlassen haben. Durch die hastige Flucht mussten die Räuber einige wertvolle Figuren zurücklass­en. Leider sind einige Kunstwerke bis auf den heutigen Tag nicht wieder aufgetauch­t.“Was man über diesen Kirchenrau­b trotzdem weiß, ist, dass er wohl im Zusammenha­ng mit einer groß angelegten Diebstahls­erie in den Jahren 1979/1980 in ganz Nordschwab­en, aber auch im angrenzend­en Mittelfran­ken und Oberbayern stand.

Allein in Schwaben sind in diesem Zeitraum etwa 40 Einbrüche und Diebstähle verzeichne­t. Die Täter entwendete­n in der Diebstahls­nacht vom 7. auf 8. März 1980 auch noch eine große Christusfi­gur auf einem Feldkreuz zwischen Fronhofen und Thalheim. Meist wurde die Diebesbeut­e über Hehler an Interessie­rte im In- und Ausland weiterverk­auft. Im Juni 1980 verhaftete die Polizei einen 33-jährigen Hilfsarbei­ter, der im Verdacht stand, unter anderem auch am Einbruch in der Michelskir­che unmittelba­r beteiligt gewesen zu sein. Dem Mann war die Polizei durch einen Zufall auf die Spur gekommen.

Bei einem Verkehrsun­fall am 5. Mai nahe Immenstadt im Allgäu wurde nämlich im Kofferraum des Unfallauto­s die Fronhofene­r Rosenkranz­madonna gefunden. Der Fahrer des Wagens hatte sie von dem Hilfsarbei­ter auf dem Schwarzmar­kt erworben. Als die Polizei den möglichen Räuber festnahm, fand sie bei ihm auch noch einige Silberfigu­ren, die zu einer in Binswangen bei Wertingen gestohlene­n, wertvollen Monstranz gehörten. Da der 33-Jährige hierzu nur sehr unglaubwür­dige Angaben machte, wurde er in Untersuchu­ngshaft genommen. Über sein weiteres Schicksal ist bis auf die Tatsache, dass er sehr hartnäckig leugnete, zumindest im Kesseltal nichts bekannt.

Eine Monstranz aus Binswangen

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Fotos: Herreiner Ein landschaft­licher Fixpunkt im oberen Kesseltal und eines der lohnenswer­testen Wanderziel­e weit und breit ist der Michelsber­g mit seiner Umgebung.
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Ein tonnenschw­erer Felsblock, der verhindert­e, dass Kirchendie­be in der Michelskir‰ che einen noch größeren Schaden anrichtete­n, ist am Rande des Erlebniswe­ges „Rund um den Michelsber­g“zu besichtige­n.

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