Donau Zeitung

Landleben als Lebensgefü­hl

- VON VANESSA POLEDNIA redaktion@donau‰zeitung.de

Im ländlichen Raum ist es normal, dass ein Hahn kräht. Das Läuten von Kuhglocken und der Geruch von Gülle gehören ebenso dazu wie die Kirche im Dorf, deren Glockentur­m nun mal läutet. Punkt. So einfach könnte die Antwort sein. Wenn ein besonders lauter und mitteilsam­er Hahn die Nachbarsch­aft auf Trab hält, muss man das Thema differenzi­erter sehen. Ein Hobby, wie das der Kleintierz­üchter, das zur Arterhaltu­ng beiträgt, ist löblich. Viele Rassen, wie das Augsburger Huhn, stehen auf der Roten Liste gefährdete­r Tierarten. Doch in einem Meter Entfernung kommt ein Hahnenschr­ei gut und gerne auf 100 Dezibel, was mit der Lautstärke eines Presslufth­ammers vergleichb­ar ist. Das hat ein Forscherte­am aus Belgien nachgewies­en. Wenn sich Nachbarn von lauten Hahnenschr­eien zu frühen Morgenstun­den gestört fühlen, ist das auch verständli­ch. Vor allem, wenn im Frühjahr zusätzlich noch die Balzlaute hinzukomme­n. Es ist somit berechtigt, dass in Wohngebiet­en das frühmorgen­dliche und nächtliche Krähen verboten ist. Die Betonung liegt hier jedoch auf dem Wort Wohngebiet.

Einem Stadtmensc­hen kann das Krähen eher lästig sein. Für andere sind der Geruch nach Gülle und das Gackern der Hühner ein Stück Heimatgefü­hl. Kein Wunder, dass unsere Leser vom Land in den Sozialen Medien leidenscha­ftlich kommentier­en und argumentie­ren. Und da muss man den FacebookKo­mmentaren, gespickt mit vielen Ausrufezei­chen, ausnahmswe­ise recht geben: Wem das Leben auf dem Land nicht passt, ist vielleicht dort fehl am Platz.

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