Donau Zeitung

Das sagen die Jugendlich­en im Landkreis zum Klimawande­l

Eine Umfrage hat das Thema als größte Sorge der jungen Menschen herausgest­ellt. Aktuell steuert der November auf einen Hitzerekor­d zu

- VON PATRICIA REDL

Wertingen/Landkreis Das CoronaViru­s ist und bleibt das am meisten diskutiert­e Thema im Moment. Doch dadurch gehen andere unter – zum Beispiel der Klimawande­l. Im vergangene­n Jahr hielt die „Fridays for Future“-Bewegung in Wertingen mehrere Demonstrat­ionen ab. Auch aktuelle Entwicklun­gen lassen aufhorchen. So ist der derzeitige November auf dem Weg zu einem Hitzerekor­d, wie es ein Ellerbache­r Meteorolog­e einschätzt (wir berichtete­n). In einer Umfrage im Landkreis stellte das Landratsam­t im Juli den Klimawande­l als größte Zukunftsan­gst unter Jugendlich­en heraus. Landrat Leo Schrell und die weiteren Mitglieder des Jugendhilf­eausschuss­es gingen darauf jedoch bis heute überhaupt nicht ein. Wir haben uns deshalb unter Jugendlich­en im Landkreis umgehört, um zu erfahren, was sie zu diesem Thema zu sagen haben.

● Julia Seefried (16) aus Unterthür‰ heim: „Mittlerwei­le kann man den Klimawande­l nicht mehr leugnen. Ignorieren sollten wir alle ihn deshalb auf keinen Fall, aber hysterisch in Panik verfallen ist auch keine Lösung. Am besten einfach besonnen reagieren, sodass jeder bei den Maßnahmen mitmacht. Deswegen, finde ich, sollte die Politik auch anders handeln. Die ganzen Verbote sind eigentlich eine schlaue Idee, wie zum Beispiel die CO2-Steuer, aber manche können einfach nicht umgesetzt werden, die Leute lehnen sie komplett ab. Die Maßnahmen müssen die Politiker so umsetzen, dass sie in der Gesellscha­ft akzeptiert werden. Ich zum Beispiel fahre so oft wie möglich mit dem Fahrrad und benutze technische Geräte und trage Kleidung, solange es geht, mein Leben hat sich dadurch nicht negativ entwickelt. Also, es ist auf jeden Fall wichtig, auf das Klima aufmerksam zu machen, jedoch würde ich nicht noch einmal auf eine ‚Fridays for Future‘-Demonstrat­ion gehen. Durch Demos entstehen manchmal nur Extreme, und irgendwann geht es gar nicht mehr um das Klima. Die Leute reden nicht mehr miteinande­r, sondern nur noch übereinand­er.“

● Fabian Kaiser (20) aus Laugna: „Ich finde, Jugendlich­e interessie­ren sich sogar zu wenig für den Klimawande­l. Sie leben ausgelasse­n, das hängt viel mit Gruppenzwa­ng zusammen. Ich bin da eher anders gestimmt als meine meisten Freunde, ich achte auf meine Umwelt, trenne Müll und so weiter. Wenn ich die Zeit hätte, würde ich sogar auf eine Demonstrat­ion gehen, aber weil das eben nicht geht, versuche ich einfach, meine Freunde umzustimme­n. Deswegen sollte die Politik auch strengere Regeln einführen, wobei ich mich da leider nicht sehr gut auskenne und deshalb nicht über die Konsequenz­en Bescheid weiß. Aber die Politik muss einfach besser handeln, sonst eskaliert alles.“

● Lukas Jaud (18) aus Binswangen: „Der Klimawande­l ist definitiv etwas Negatives, worunter alle Menschen leiden. Deswegen versuche ich, mich zu engagieren, indem ich zum Beispiel öfter zu Fuß gehe. Hoffentlic­h wird die Politik auch öffentlich­e Verkehrsmi­ttel weiter ausbauen. Vor der Zukunft habe ich trotzdem keine Angst, man muss einfach damit leben, so wie mit allem, und die Hoffnung stirbt ja bekanntlic­h zuletzt.“

● Bryan Winten (20) aus Wertingen: „Wenn das mit dem Klima so wie jetzt weitergeht, habe ich schon Angst um meine Zukunft. Deswegen mache ich auch etwas für die Umwelt, ich kaufe Bio, achte auf den Energiever­brauch und fahre oft mit dem Fahrrad. Meine Freunde haben das zuerst nicht ernst genommen, aber ich habe sie überzeugen können. Ich nutze auch Social Media, um meine Meinung zu verbreiten, was jetzt aber durch Corona etwas untergeht. Die Regierung sollte, was den Klimawande­l betrifft, besser handeln, aber die Gesellscha­ft natürlich auch. Das Umdenken und Handeln fängt ja bei jedem Einzelnen selbst an.“

● Magnus Haußmann (20) aus Laug‰ na: „Ich kann nicht genau sagen, auf welcher Seite ich stehe, wenn es um den Klimawande­l geht. Am besten sollte man einen Kompromiss zwischen den beiden großen Seiten finden, denn natürlich ist es wichtig, unsere Umwelt zu schützen, man kann aber beispielsw­eise auch nicht sofort alle Kohlekraft­werke schließen, weil viele Menschen ihren Arbeitspla­tz verlieren würden.

Ich war auch nie auf einer ‚Fridays for Future‘-Demonstrat­ion, eben weil es mir so radikal vorkam. Außerdem haben manche das auch schamlos ausgenutzt, nur um nicht in die Schule zu müssen. Stattdesse­n sollte einfach jeder Einzelne etwas für die Umwelt tun, wobei ich das aber auch nicht immer gut mache – ich könnte zum Beispiel mehr Fahrrad fahren. Aber zum Beispiel ein Elektroaut­o könnte ich nicht haben, weil ich eine große Strecke zu meiner Uni fahren muss und die Infrastruk­tur auf dem Land nicht wirklich gut ausgebaut ist.

Es ist aber komisch, über das Klima zu reden, denn ich bin kein Profi. Leute, die sich da besser auskennen, könnten vielleicht den öffentlich­en Personenna­hverkehr ausbauen und Elektroaut­os verbessern, damit unsere Zukunft nicht in einem Horrorszen­ario enden muss.“

● Hannah Kniebeler aus Roggden: „Auf der einen Seite habe ich Angst, dass wir es versäumen, aktiv Klimaschut­z zu betreiben, und es dann zu spät ist. Aber auf der anderen Seite hoffe ich, dass wir es doch ausreichen­d schützen können, weil man es heutzutage eigentlich nicht ignorieren kann. Um genau das zu erreichen, versuchen meine Familie und ich, Plastikmül­l zu vermeiden. So haben wir Plastikstr­ohhalme durch gläserne ersetzt und benutzen eine Alternativ­e zu Frischhalt­efolie aus Bienenwach­s. Außerdem ernähre ich mich vegetarisc­h. Jetzt sollte das Thema allgemein auch präsenter sein, der Klimawande­l macht während der Pandemie schließlic­h keine Pause.“

● Hanna Wörrlein (18) aus Schretz‰ heim: „Der Klimawande­l ist ein ernst zu nehmendes Problem und ich hoffe, dass wir es zusammen schaffen können, momentan überwiegt allerdings die Angst. Deswegen setze ich mich für das Klima ein und ernähre mich seit sechs Jahren vegetarisc­h, teilweise vegan, ich benutze oft den Zug oder das Fahrrad, kaufe Second-Hand-Klamotten und verkaufe auch alte Sachen. Wir als Familie kaufen biologisch und regional ein und vermeiden Plastikmül­l. Prinzipiel­l gibt es auch in der Politik gute klimafreun­dliche Ansätze, doch diese werden nicht konsequent umgesetzt.

Das kann ich nicht wirklich nachvollzi­ehen. Besonders der verspätete Kohleausst­ieg hat mich sehr enttäuscht. In der Corona-Pandemie hört man auf Wissenscha­ftler, beim Thema Klimawande­l aber leider nicht, obwohl es jetzt nicht weniger wichtig ist. Auch in Zeiten einer Pandemie sollte der Klimawande­l immer noch Priorität haben, da es um unseren Lebensraum geht. Wenn ich darüber nachdenke, fürchte ich mich ein wenig vor der Zukunft.“

 ?? Foto: Benjamin Reif ?? In Wertingen fanden im mehrere Demonstrat­ionen der „Fridays for Future“‰Bewegung statt. Corona hat auch die Jugendbewe‰ gung ausgebrems­t – doch der Klimawande­l ist laut Meteorolog­en auch in diesem warmen November sichtbar.
Foto: Benjamin Reif In Wertingen fanden im mehrere Demonstrat­ionen der „Fridays for Future“‰Bewegung statt. Corona hat auch die Jugendbewe‰ gung ausgebrems­t – doch der Klimawande­l ist laut Meteorolog­en auch in diesem warmen November sichtbar.

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