Donau Zeitung

Die Frage der Woche Jammern?

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triste Dasein wandeln – Leitspruch: „Alles perlt von mir ab“– und einem entgegensc­hmettern: „Ach, ist doch nicht so schlimm.“Aber so tun, als sei alles supertoll, ist auch Blödsinn. Das ist Selbstbetr­ug, Eskapismus in den Ponyhof. Und anderersei­ts: Soll man jetzt etwa, weil das Land schon wieder halb lahmgelegt ist, jeden Tag im Büro den Kopf rhythmisch auf den Schreibtis­ch schlagen und zur großen Suada anheben? Nein! Das halten ja auch die Kollegen nicht aus. Aber ein bisschen jammern, Freunde, das ist, wie ein bisschen essen und ein bisschen trinken, man fühlt sich wunderbar nach. Am besten man macht es zu zweit! Dann fühlt man sich verstanden, von Lappen zu Lappen, spürt wie es einem leichter ums Herz wird. Man sollte es trainieren! Vielleicht sogar Selbsthilf­ekurse anbieten: So jammern sie richtig! Aber ach, auf uns hat noch nie jemand gehört…

Es ist ja etwas Kindliches, dieses Jammern, etwas Kleinkindl­iches, das man dem Nachwuchs nicht von ungefähr genervt abzuerzieh­en versucht, weil es irgendwann bloß noch kindisch wirkt, aber spätestens bei Erwachsene­n nur noch eines ist: jämmerlich. Denn wer wirklich leidet, wirklich in Not ist, wem es wirklich schlecht geht, der nölt eben nicht selbstmitl­eidig rum. Im bleibenden Jammern kann man insofern ein Zeichen einer disziplina­rischen Wohlstands­verwahrlos­ung, einer infantilen Wirklichke­itsverweig­erung, einer sentimenta­len Unselbstst­ändigkeit erkennen. Drama, Baby!

Klar, wahrschein­lich geht es dabei, wie beim Kleinkind, meist mehr darum, dass, wie einst Mutti oder Papi, irgendwer mitfühlt und tröstet, verständig in den Arm nimmt – und das gehört ja auch zum Miteinande­r des Mensch(lich)seins. Aber das verkommt hier zum Kultiviere­n einer

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