Donau Zeitung

Erst Schüler, jetzt Lehrer

21 Lehrkräfte des Gymnasiums Wertingen machten vor einigen Jahren selbst ihr Abitur an der Schule in der Zusamstadt. Jetzt kehren sie wieder zurück. Warum?

- VON DOMINIK BUNK

Wertingen Seit ziemlich genau 50 Jahren werden am Gymnasium Wertingen nun Schülerinn­en und Schüler auf ihr späteres Leben vorbereite­t. Ob Studium, Ausbildung, das bei Abiturient­en stets beliebte Jahr in Australien oder etwas ganz anderes – die Möglichkei­ten nach dem Abitur sind schier unbegrenzt. Manchen gefiel ihre Schulzeit so gut, dass sie sich für den Beruf des Lehrers entscheide­n. Einigen Schülern des Wertinger Gymnasiums gefielen ihre Erlebnisse dort sogar so gut, dass sie wieder genau dorthin zurückkehr­en wollten – nur eben auf die andere Seite des Klassenzim­mers.

Einer davon ist Martin Karmann, der seinen Schülerinn­en und Schülern unter anderem Latein beibringt. „Wenn ich mich so zurückerin­nere, war meine schönste Zeit nicht während des Studiums, sondern meine Schulzeit hier“, erzählt er. „Es war wirklich interessan­t, die alten Lehrer dann von ihrer anderen Seite kennenzule­rnen“, meint Karmann. Zudem sei er ein sehr heimatverb­undener Mensch, der auch in der Nähe wohne.

Schon seit der sechsten Klasse wäre ihm klar gewesen, dass er Lehrer werden wolle. Und wenn, dann am Gymnasium Wertingen. Von den anderen Lehrern sei er damals aufgenomme­n worden wie in einer Familie. Mittlerwei­le hat er auch schon mehrfach die Erfahrung gemacht, wie es ist, selbst ehemalige Schüler als Lehrkräfte begrüßen zu dürfen. „Das ist dann schon lustig, wenn die einen erst mal siezen“, sagt er, aber auch er möchte allen so hilfreich bei Fragen zur Seite stehen, wie es seine Kollegen bei ihm taten. Er könne es jedem empfehlen, diesen Weg zu beschreite­n: „Ich würde es nie mehr anders machen.“

Seine Abiturprüf­ung legte er 1991 zusammen mit der nun stellvertr­etenden Schulleite­rin Barbara Meyer ab. Für sie hätten zwar einige Jahre dazwischen­gelegen, aber sie meint ebenfalls, es sei interessan­t, wenn „die ehemaligen Lehrer auf einen zukommen und sagen, jetzt kannst du Du zu mir sagen.“Auch das Lehrerzimm­er betreten zu dürfen, wäre für sie damals eine tolle Erfahrung gewesen, wie sie erklärte. „Ich glaube, wir haben alle einfach eine sehr große Verbundenh­eit zum Gymnasium Wertingen“, so die stellvertr­etende Schulleite­rin, die dort 2006 als Referendar­in anfing.

Zu den 21 Lehrkräfte­n am Wertinger Gymnasium, die dort selbst zur Schule gingen, zählt auch Dominik Karl, der 2006 sein Abitur erhielt. „Das fühlte sich wie heimkommen an, auch wenn einiges anders ist als früher“, sagt er. Seit Anfang des Schuljahre­s unterricht­et er am Wertinger Gymnasium. Die Ausnahmesi­tuation wegen Corona findet er schade für die Schülerinn­en und Schüler: „Schule ist nicht nur Unterricht, man erinnert sich ja meist vor allem an Erlebnisse und nicht an bestimmte Unterricht­sstunden.“So erinnere er sich vor allem an Schülermit­verwaltung­sfahrten nach Bliensbach oder Reimlingen. Auch beispielsw­eise die mehrtägige Fahrt nach Mauthausen, um die dortige Gedenkstät­te zu besuchen, sei ihm stark in Erinnerung geblieben. Seine Schüler würden ebenfalls gespannt zuhören, wenn sie Geschichte­n von früheren Fahrten hören. Für ihn wäre das Ausschlagg­ebende, um wieder an die alte Schule zurückzuke­hren, das positive Grundgefüh­l beim Gedanken daran gewesen. Er sagt: „Irgendwas muss an der Schule ja richtig laufen, wenn so viele Ehemalige wiederkomm­en wollen.“Ein Jahr vor Dominik Karl machte, ebenfalls am

Wertinger Gymnasium, Barbara Behringer ihr Abitur. Heute unterricht­et sie unter anderem Sport an ihrer ehemaligen Schule. „Ich wurde superposit­iv aufgenomme­n“, erzählt auch sie. Es hätte sich einfach heimisch angefühlt. Sie hätte schon in Stadtschul­en unterricht­et, jedoch wäre die Atmosphäre nirgends so gut gewesen wie in Wertingen. „Hier ist nicht alles so anonym.“

„Egal, ob ehemaliger Schüler, oder komplett neue Lehrkraft, was zählt, ist das Engagement“, erklärt Schulleite­r Sebastian Bürle. Für den auch selbst ehemaligen Schüler der Schule hätte vor allem die Oberstufe klar gemacht, dass die Schule einem die Welt zeigt. Besonders durch die zahlreiche­n Klassenfah­rten, bei denen er auch andere Länder wie Frankreich oder sogar bei einem Schüleraus­tausch die USA entdecken hätte können. Was für ihn und auch alle anderen Wiederkehr­enden die Schule ausmache, sei „der besondere Geist, der am Gymnasium Wertingen herrscht“.

Auch der Schulleite­r war mal Schüler

Nirgends so schön wie in Wertingen

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Foto: Bunk Barbara Meyer, Dominik Karl und Barbara Behringer freuen sich, wieder an ihrer ehemaligen Schule, dem Gymnasium Wertingen, zu sein, auf deren Bildern sie bereits vor einigen Jahren zu sehen waren.

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