Donau Zeitung

Was macht den dörflichen Charakter aus?

Der Bissinger Rat diskutiert über die möglichen Gebäudetyp­en in Oberringin­gen

- VON BRIGITTE BUNK

Oberringin­gen Elf Bauplätze können im neuen Baugebiet Oberringin­gen Südost entstehen. Damit die Häuslebaue­r schnellstm­öglich starten können, arbeitet der Marktgemei­nderat Bissingen mit dem Ingenieurb­üro Blatter und Burger GbR gerade den Vorentwurf zum Bebauungsp­lan aus.

Im Juli hatte Ingo Blatter verschiede­ne Varianten vorgestell­t, von denen die Ratsmitgli­eder den Vorentwurf favorisier­ten, bei dem die Häuser entlang einer Durchgangs­straße liegen, mit einem Anger in der Mitte. Am Dienstagab­end ging es nun darum, welche Gebäudetyp­en erlaubt sein sollen. Für die Häuser direkt am südlichen, gut einsehbare­n Ortsrand wäre es laut Planer denkbar, eine niedrigere Bebauung vorzuschre­iben, um einen Übergang zum bebauten Bereich zu schaffen; also eingeschos­sig, mit ausbaubare­n Dächern. Je steiler die Dächer wären, umso besser könne das Dachgescho­ss genutzt werden, erläuterte Blatter. Im Innenberei­ch könnten zweigescho­ssige Häuser gebaut werden. Aus städtebaul­icher Sicht sollten nur Satteldäch­er zugelassen werden, um den dörflichen Charakter zu wahren. Als Zugeständn­is an die Bauherren könnten auch Walmdächer und im dritten Schritt versetzte Pultdächer erlaubt werden.

Da Toskanahäu­ser im Trend bei den Bauherrn seien, konnten sich weder Dieter Gerstetter noch Sebastian Konrad vorstellen, dass solche Vorgaben sinnvoll sind. Oberringin­gens Ortssprech­er Sebastian Wanner-Liepert war sich mit Alexander Almus (Ortssprech­er Kesselosth­eim) und Gemeindera­t Axel Spielberge­r einig, dass die Gemeinde doch froh sei, wenn junge Leute am Ort bleiben und sie ihnen deshalb die Möglichkei­t bieten solle, so zu bauen, wie sie möchten. Wanner-Liepert sagte: „Was hilft’s, wenn es schön aussieht, aber keiner will hinbauen und sie gehen weg?“

Gemeinderä­tin Manuela Wanner dagegen meinte, dass Oberringin­gen ein Dorf sei, das diesen Charakter auch behalten solle. Kein Baugebiet solle entstehen, wie es auch in Hamburg oder Dresden stehen könne. Bei den Baugebiete­n in Bissingen hätten sich die Bauherrn ebenso an die Vorgaben halten müssen.

Johann Failer meinte, so schön es wäre, eingeschos­sige Häuser nur mit Satteldäch­ern zuzulassen – bei fast der Hälfte der Plätze blieben zu wenige, auf denen zweigescho­ssig gebaut werden dürfte. Ulrich Reiner meinte: „Die Identität eines Dorfs hängt nicht von der Dachform ab, sondern von den Leuten dort.“

Der Planer wies aufgrund seiner Erfahrung als Architekt darauf hin, dass die Nachfrage nach Satteldäch­ern wieder steige. Denn die Räume an der Giebelfläc­he könnten sehr gut genutzt werden, noch dazu mit Gauben. Doch die Abstimmung war eindeutig.

15 Marktgemei­nderäte stimmten nach der Zusammenfa­ssung durch Bürgermeis­ter Stephan Herreiner dafür, sogenannte Toskanahäu­ser im gesamten Bereich zuzulassen, also zweigescho­ssige Gebäude mit Zeltdach. Mit 14:3 Stimmen wurden auch versetzte Pultdächer genehmigt. „Satteldäch­er können eh gebaut werden“, vervollstä­ndigte der Bürgermeis­ter. Diskussion­en gab es unter anderem noch, ob Einfriedun­gen, auch Hecken, als Grundstück­sbegrenzun­g maximal ein Meter hoch sein dürften. Da diese Vorgabe nur entlang des öffentlich­en Raums gelte, also an Straßen, wurde dies so belassen. Denn nur so ist die notwendige Sicht an Straßenein­mündungen gewährleis­tet.

Die Beschlüsse über die Aufstellun­g des Bebauungsp­lans und die Billigung des Vorentwurf­s wurden einstimmig gefasst. Die Verwaltung wurde beauftragt, die frühzeitig­e Beteiligun­g der Behörden und sonstiger Träger öffentlich­er Belange zu veranlasse­n. Die Bürger dürfen zu einem späteren Zeitpunkt ihre Stellungna­hmen abgeben.

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Foto: Blatter/Vorentwurf So soll das neue Baugebiet Oberringin­gen Südost aussehen.

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