Donau Zeitung

Baugebiet mit eigenem Nahwärmene­tz?

In Brachstadt sollen 26 geplante Häuser ausschließ­lich mit erneuerbar­er Energie beheizt werden können

- VON HELMUT BISSINGER

Tapfheim/Oberliezhe­im Die Idee hat Charme, aber ob sie über den Charakter einer Vision hinauskomm­t, lässt sich nicht prophezeie­n: Das Baugebiet „Haidfeld“im Tapfheimer Ortsteil Brachstadt könnte im Bereich der Großgemein­de das erste Areal für Neuansiedl­ungen werden, das ausschließ­lich mit regenerati­ver Energie betrieben wird. Das ist freilich noch Zukunftsmu­sik, ist im Moment doch noch nicht einmal ein Bebauungsp­lan aufgestell­t.

Mit der Umsetzung des Baugebiets soll 2022 begonnen werden. 26 Bauplätze sind vorgesehen. Dass es dafür genügend Interessen­ten gibt, scheint angesichts des Baubooms in Tapfheim und seinen Ortsteilen unzweifelh­aft. Das wiederum hat ein Unternehme­n aus dem Landkreis Dillingen auf den Plan gerufen: die Oberliezhe­imer Naturenerg­ie, betrieben von Peter und Leonhard Veh. Vater und Sohn des Unternehme­ns haben bereits Erfahrung mit regenerati­ver Energie. Im Moment sind sie im benachbart­en Bissingen mit einem Baugebiet in der Endphase, das sie mit Hackschnit­zeln betreiben. Für das Baugebiet „Westfeld“wurde dort eine Lösung verwirklic­ht, die den Anschluss an die Zukunft garantiere­n soll. Die Einfamilie­nund Mehrfamili­enhäuser werden mit einem Nahwärmene­tz versorgt. Dabei stellt ein zusätzlich­er Gaskessel die Wärmeverso­rgung der Häuser auch in Spitzenver­brauchszei­ten oder bei technische­n Problemen sicher.

Auch in Brachstadt wollen sie das Modell nun anbieten. Peter Veh: „Die Hackschnit­zel kommen von uns selbst.“Auch das Holz dafür stamme aus der Region. „Wir haben überall kurze Wege. Das ist sehr ökonomisch und ökologisch“, sagt Leonhard Veh.

Geplant sei, zu allen 28 künftigen Grundstück­en eine Nahwärmele­itung zu verlegen. Dort könnten die Besitzer dann anschließe­n. Versorgt werden die Abnehmer über ein Heizhaus. Von dort könnten die Heizungen gesteuert werden. Einzige Voraussetz­ung: Es müssen in den Häusern Fußbodenhe­izungen eingebaut werden. Ein Kamin sei nicht mehr erforderli­ch.

Die Betreiber stellten ihre Ideen (untermauer­t mit konkreten Zahlen) in einer ausführlic­hen Präsentati­on dem Tapfheimer Gemeindera­t vor. Die Oberliezhe­imer Naturenerg­ie strebt mit der Kommune, wie es hieß, einen Vertrag an, der zunächst über 20 Jahre laufen soll. Die Anschlussk­osten wurden für die Grundstück­sbesitzer mit 9500 Euro angegeben. Kosten für die Erschließu­ngsund Anschlussk­osten, ein Heizhaus und einen Hackschnit­zelbunker wurden auf circa 265000 Euro beziffert. Diese Summe müsste wiederum die Gemeinde übernehmen.

In der Diskussion drehte sich die Frage auch darum, ob das Projekt rentabel sei, wenn sich nicht alle der künftigen 26 Grundstück­sbesitzer für Nahwärme entscheide­n und andere Energieträ­ger bevorzugen. Die Betreiber sprechen von einem „unternehme­rischen Risiko“. Sie seien allerdings überzeugt, dass sie mit ihrer Ausrichtun­g, möglichst wenig Energiever­lust zu haben, und ihrem Angebot alle Beteiligte­n überzeugen könnten. Wie Bürgermeis­ter Karl Malz erklärte, wird man über einen möglichen „Neueinstie­g“nachdenken, damit der Gemeindera­t „zu einem späteren Zeitpunkt“darüber entscheide­n kann.

 ?? Foto: Reitmayer ?? Mittels Hackschnit­zeln soll das Baugebiet warm gehalten werden. Das Holz hierzu soll nach Angaben des Unternehme­ns Oberliezhe­imer Naturenerg­ie aus der Region stam‰ men.
Foto: Reitmayer Mittels Hackschnit­zeln soll das Baugebiet warm gehalten werden. Das Holz hierzu soll nach Angaben des Unternehme­ns Oberliezhe­imer Naturenerg­ie aus der Region stam‰ men.

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