Die AfD zerlegt sich
Der Versuch, mit einer Debatte über die Zukunft der Rente so etwas wie politische Normalität zu demonstrieren, ist der AfD gründlich missglückt. Nach dem Frontalangriff des Parteivorsitzenden Jörg Meuthen auf Fraktionschef Alexander Gauland und die Hardliner im Saal treten die Sollbruchstellen in der Partei offener denn je zutage.
Die disziplinierte, konservative, auf dem Boden des Rechtsstaats stehende Partei, von der Meuthen beim Parteitag in Kalkar geradezu schwärmerisch sprach, ist die AfD jedenfalls nicht. Auch wenn jetzt einige eher gemäßigte Funktionäre in den Vorstand aufgerückt sind, wirkt Meuthen mit seinem moderaten Kurs wie ein Fremder im eigenen Haus. Ton und Takt geben dort die radikalen Untermieter an, die nach dem Vorbild der Flüchtlingskrise versuchen, dem Protest gegen die Corona-Politik eine Stimme zu geben. Dass das nicht funktioniert, zeigt ein Blick in die Umfragen, in denen die Rechtspopulisten deutlich unter den 12,6 Prozent der letzten Bundestagswahl liegen.
Kalkar wird daran nichts ändern. Die AfD zerlegt sich selbst – und Jörg Meuthen wird sich irgendwann fragen müssen, ob sie überhaupt noch seine Partei ist.