Donau Zeitung

Wildgerich­te kochen – alles halb so wild

Viele Hobbyköche scheuen es, Rehschlege­l und Co. zuzubereit­en. Es gibt aber einiges, was für dieses Fleisch spricht. Wir haben in Wertingen angehenden Fachkräfte­n bei der Zubereitun­g über die Schulter geschaut

- VON BRIGITTE BUNK

Wertingen Der Teil-Lockdown ändert so manche Gewohnheit. Statt Kantine und Restaurant ist nun vermehrt Kochen angesagt. Wie wäre es mit einem wilden Experiment genauer gesagt mit einem Wildgerich­t? Wir haben den angehenden Fachkräfte­n für Ernährung und Haushaltsf­ührung in Wertingen über die Schulter geschaut und dabei einiges Interessan­tes erfahren.

● Das Buffet Diese haben ein wunderbare­s Buffet angerichte­t. Rehrücken und Rehschlege­l haben sie zubereitet, und aus dem bereits fertig geschnitte­nen Rehfleisch Wildgulasc­h. Dazu schmackhaf­te Beilagen wie Dauphinkar­toffeln, Servietten­klöße aus Semmelknöd­elteig, andere noch mit Spinat vermischt. Glasierte Maronen und Broccoli mit Butter geschwenkt mit gerösteten Mandelblät­tchen. Und als Nachspeise feines Blättertei­ggebäck und BirnenZimt-Crumble mit Vanilleeis. Nicht einmal zwei Stunden haben sie dafür gebraucht, mithilfe von Fachlehrer­in Monika Weber in der Schulküche der Landwirtsc­haftsschul­e Wertingen.

● Das Fleisch Stefan Stadlmayr, Förster am Amt für Ernährung, Landwirtsc­haft und Forsten (AELF) in Wertingen und Jäger, zeigte den Frauen vorab, wie ein Reh zerlegt wird. Und dabei betonte er: „Eine natürliche­re Haltung gibt es nicht.“Das Reh springe im Wald umher und suche sich selbst aus, was und wo es fresse.

● Anlaufstel­len Der örtliche Jäger, das Fuggersche Stiftungsf­orstamt in Laugna oder der Forstbetri­eb in Kaisheim seien gute Anlaufstel­len in der Region, um hochwertig­es Wildfleisc­h zu bekommen. Wer ein ganzes Reh kauft, kommt mit rund 80 Euro am günstigste­n weg, erläutert er. Denn hier sind auch Teile dabei, die nicht so begehrt sind, aber zum Beispiel zum Mitbraten für eine gute Soße genutzt werden können. Der Ziemer, sprich das Rückenstüc­k ohne Knochen, dagegen könne schon rund 40 Euro pro Kilogramm kosten und der Rehrücken mit Knochen liege bei 25 bis 35 Euro pro Kilogramm. Stadlmayr ergänzt: „Gutes Wildbret von einem jungen Tier muss nicht gebeizt werden.“

Frisch zu kaufen gibt es in der gesetzlich festgelegt­en Jagdzeit oft Tierhälfte­n oder ganze Tiere, zum Beispiel Hasen, Wildkaninc­hen und Wildgeflüg­el. Das erklärte Monika Weber vor dem Zubereiten. Auch tiefgefror­en kann es erworben werden, Teilstücke vom Hasen, Reh, Damwild, Hirsch oder Wildschwei­n.

● Braten Im Grund genommen riet die Fachlehrer­in den Frauen, dass sie vorgehen wie bei einem Rinderoder Kalbsbrate­n, aber eben die für Wild typischen Gewürze verwenden (siehe Info). Beim Rehrücken, der mit den Knochen zubereitet wird, muss noch die Silberhaut mit einem scharfen Messer vom dunkelrote­n Fleisch abgeschnit­ten werden. „Die zieht sich sonst beim Braten zusammen“, erklärte die Lehrerin. Da das Anbraten mit den Knochen nicht funktionie­rt, kommt das fertig geschnitte­ne Wurzelwerk, Zwiebel, Karotten, Sellerie und vieles mehr mit dem mit Pfeffer und Salz gewürzten Fleisch in den Bräter, nachdem es noch mit Butter bestrichen wurde. Erst nach einer Dreivierte­lstunde darf es aufgegosse­n werden, damit sich die Röststoffe entwickeln. Die vom Knochen gelösten, gewürzten Rehschlege­l braten die Frauen in der anderen Küchenabte­ilung scharf an. In einem zweiten Durchgang kommt das „Wurzelwerk“dran. Beides geben sie mit der vorbereite­ten Flüssigkei­t für eine halbe Stunde in den Schnellkoc­htopf. Eines der Fleischstü­cke war zuvor in Weinbeize eingelegt, um beim Testessen den geschmackl­ichen Unterschie­d erkennen zu können. Scharf anbraten hieß es auch beim Hirschgula­sch. Bei 800 Gramm im Schnellkoc­htopf sind zwei Durchgänge fällig. Falls dabei zuviel Fleischsaf­t herausläuf­t, wird er ab- und später wieder zugegossen. Monika Webers Tipp: Gewürze wie das Lorbeerbla­tt und die Wacholderb­eeren in ein Teeei geben, damit sie vor dem Essen wieder herausgeno­mmen werden können.

Wer Lust auf die Ausbildung bekommen hat: Der Unterricht findet immer dienstags den ganzen Tag und donnerstag­s halbtags statt. Die

nächste Klasse wird von September 2021 bis Mai 2023 ausgebilde­t, dazu gibt es Infos am Amt oder auf der Homepage.

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Fotos: Brigitte Bunk So löst man das Fleisch beim gebratenen Rehrücken vom Knochen, damit es auf dem Teller lecker aussieht. Eine angehende Fach‰ kraft für Ernährung und Haushaltsf­ührung zeigt, wie es richtig geht.
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Jäger und Förster Stefan Stadlmayr zer‰ legt das Reh.

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