Donau Zeitung

Damit es an Silvester trotzdem knallt

Silvester ohne Feuerwerk? Wegen der Corona-Pandemie sind große Zusammenkü­nfte heuer nicht erlaubt. Warum ein Bächinger Verkäufer trotzdem glaubt, dass Raketen und Böller nachgefrag­t werden

- VON TANJA FERRARI

Silvester ohne Raketen und Böller? Nicht vorstellba­r, sagt ein Bächinger. Er findet, gerade jetzt, muss es knallen.

Bächingen Lautes Knallen und bunter Funkenrege­n am Nachthimme­l: Am Silvestera­bend wird das alte Jahr traditione­ll verabschie­det. Normalerwe­ise. Die Corona-Pandemie macht aber auch davor keinen Halt. Um Krankenhäu­ser zu entlasten und die Infektions­zahlen kontrollie­rbar zu halten, wurde in den vergangene­n Tagen über ein komplettes Feuerwerks­verbot zum Jahreswech­sel diskutiert. Für viele Menschen unvorstell­bar.

Auch für den Bächinger Markus Brose. Seit zehn Jahren verkauft er Raketen, Böller, Fontänen und sogar ganze Feuerwerks­batterien. Wegen Corona hat er dieses Jahr lange gezögert, bevor er seine Produkte eingekauft hat.

Zuspruch bekam er letztlich von seiner ehemaligen Lebensgefä­hrtin. „Sie hat gesagt, dass die Leute Corona bestimmt wegschieße­n wollen“, erinnert sich Brose und lacht. Das hatte ihn überzeugt. Nach dem ersten Lockdown im März habe er schon die zweite Welle im Winter befürchtet. Als in den vergangene­n Tagen dann über ein mögliches Feuerwerks­verbot zu Silvester diskutiert wurde, hatte er sich große Sorgen gemacht. „Es war eine Katastroph­e“, sagt er. Wäre der Verkauf nicht möglich gewesen, hätte sein Kapital bis zum nächsten Jahr im Container gelagert.

Mit der getroffene­n Regelung des Bundes kann der Bächinger nun aber sehr gut leben. „Ich finde ein Verbot auf öffentlich­en Plätzen in Ordnung und würde mir sogar wünschen, dass das beibehalte­n wird“, erklärt er. Gerade illegale Böller aus dem Ausland oder Alkohol könnten in der Silvestern­acht zu Unfällen führen. Auch die Idee, dass ein Veranstalt­er für das Feuerwerk sorgt, gefällt ihm. „Weil es zur Tradition unserer Gesellscha­ft gehört, darf man es nicht einfach verbieten“, das steht für ihn fest. Dennoch appelliert er, die Konsequenz­en und Gefahren nicht aus den Augen zu verlieren. Er habe selbst schon einen Unfall mit einem Querschläg­er gehabt. Damals, so der Feuerwerks­experte, habe glückliche­rweise nur eine Hecke gebrannt. Doch wenn er sieht, wie Menschen auf öffentlich­en Plätzen eine Rakete aus der Hand steigen lassen, ist er schockiert: „Da können nicht nur Verbrennun­gen entstehen; im schlimmste­n Fall ist ein Besuch im Krankenhau­s notwendig.“

Größere Gruppenans­ammlungen wird es zu diesem Jahreswech­sel coronabedi­ngt nicht geben. Maximal zehn Personen dürfen zusammen das neue Jahr feiern. Das könnte auch das Geschäft von Brose beeinfluss­en: „Ich glaube, dass heuer mehr Leute einkaufen, dafür aber für kleinere Beträge.“Die Hoffnung, dass er am Ende genauso viel verkaufen kann, gibt er noch nicht auf. Vielleicht schieße im CoronaJahr der ein oder andere selbst, der früher nur Zuschauer war.

Der Bächinger war schon früh von Feuerwerke­n fasziniert. Sein Vater hatte ihn für die bunten Knaller begeistert. Den Entschluss, einen eigenen Onlineshop und Laden aufzumache­n, um Feuerwerk zu verkaufen, fasste er vor zehn Jahren. Wenn er in seiner Halle in Bächingen nicht Frästeile herstellt, verwandelt sich das Geschäft zum Jahresende in eine Oase für Raketen und Böller. „Um die Weihnachts­zeit haben meine Mitarbeite­r Urlaub und ich mache einen Großputz, um alles vorzuberei­ten“, erklärt er.

Inspiratio­n holt er sich auf der Spielwaren­messe in Nürnberg. Dort werden auch Feuerwerks­körper vorgestell­t. Seine ersten Kunden waren Freunde und Bekannte. Inzwischen verkauft der Bächinger aber nicht nur zu Silvester seine Waren. „Viele Bestellung­en gehen schon im Februar und März ein“, sagt er. Dann, so seine Vermutung, sei die Erinnerung an die Produkte noch frisch. Mit einer Sondergene­hmigung könne man es außerdem auch bei Geburtstag­en oder Hochzeiten krachen lassen. Sein Verkaufssc­hlager, sagt Brose, seien die Feuerwerks­batterien. Am 29. Dezember, dem ersten Verkaufsta­g in seinem Laden, seien bestimmte Exemplare oft schon nach wenigen

Stunden vergriffen. Die richtigen Produkte auszuwähle­n, sei jedoch nicht immer ganz einfach. „Man muss wissen, was gerade modern ist, oder wie das Wetter wird“, erklärt der Feuerwerks­experte. Ein positiver Aspekt ist, dass sich die Ware trocken und dunkel bis zu drei Jahre hält. Der Bächinger lagert seine Produkte beispielsw­eise in Containern und einem Bunker, um ihre

Funktionsf­ähigkeit zu gewährleis­ten. Im Corona-Jahr müssen sich seine Kunden auf einige Änderungen einstellen. Brose hofft, dass möglichst viele Menschen die Feuerwerks­körper auf seiner Webseite vorbestell­en. „Die Produkte können dann fertig zusammenge­packt im Laden abgeholt werden“, sagt er. Das habe auch den Vorteil, dass gewisse Waren reserviert werden könnten.

Heuer dürften sich maximal vier Kunden gleichzeit­ig vor Ort in seiner Halle umsehen. Einen Beamer, wo der Bächinger seine Produkte den Kunden vorführt, wird es trotzdem geben. Wegen der Auflagen dürften sich aber keine Menschentr­auben davor bilden. „Ich versuche, möglichst viele Parkplätze zu schaffen, damit die Leute im warmen Auto warten können.“

Nach wenigen Stunden vergriffen

 ?? Foto: Tanja Ferrari ?? Seit zehn Jahren verkauft Markus Brose in Bächingen und über seinen Onlinehand­el Feuerwerks­körper. Batterien, wie er sie in der Hand hält, sind bei seinen Kunden beson‰ ders beliebt. Sie können nach dem Entzünden bis zu fünf Minuten Feuerwerk bieten.
Foto: Tanja Ferrari Seit zehn Jahren verkauft Markus Brose in Bächingen und über seinen Onlinehand­el Feuerwerks­körper. Batterien, wie er sie in der Hand hält, sind bei seinen Kunden beson‰ ders beliebt. Sie können nach dem Entzünden bis zu fünf Minuten Feuerwerk bieten.

Newspapers in German

Newspapers from Germany