Donau Zeitung

Von Bäumen und Menschen

Michael Christies Familiensa­ga

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Hunderte von Jahren alt werden können Baumriesen, wenn das Klima und die Menschen es zulassen. Das Schicksal von Mensch und Natur ist enger verwoben, als die meisten Menschen glauben. Das zumindest lässt sich aus Michael Christies großer Familiensa­ga „Das Flüstern der Bäume“herauslese­n. Von 2038 bis 1908 und zurück bis 2038 verfolgt Christie vier Generation­en von Menschen, die das Schicksal zu einer Familie zusammenge­schmiedet und dann wieder getrennt hat. Diese Greenwoods sind keine moderne Patchworkf­amilie, die sich selbstbest­immt gegründet hat. Reiner Zufall hat Harris und

Everett, zwei

Jungen, die einen traumatisc­hen Unfall überlebt haben, zu Brüdern gemacht. Das Leben wird den einen zum Holzmillio­när, den anderen zum Vagabunden machen – und sie doch wieder zusammenfü­hren, als es darum geht, das Leben eines ausgesetzt­en Kleinkinds zu retten. Wie die Mycele im Waldboden, die sich unsichtbar zu einem großen Ganzen verbinden, verknüpfen sich im Buch die Schicksale dieser Menschen, halten sich Widerstand und Anpassung, Hochmut und Heldentum die Waage. Damit das alles sich fügt, muss der Autor zwischendu­rch schon ein bisschen nachhelfen. Aber das stört kaum im spannenden Lesefluss. Im Kopf spielt sich ein filmreifes Drama ab, in dem die Zerstörung der Natur einhergeht mit der Zerstörung der sozialen Bindungen.

Übs.: Stephan Kleiner, Penguin, 560 S., 22 ¤

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Michael Christie: Das Flüstern der Bäume

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